Extremwetter
Wichtige Lehren aus Nepals Hochwasser und Erdrutschen
Am 3. Oktober veröffentlichte die nationale Katastrophenbehörde einen Bericht, demzufolge es 236 Tote gab und 19 Menschen vermisst wurden. Ganze Dörfer wurden zerstört. Mehr als 16 000 Familien verloren ihr Zuhause. Wichtige Infrastruktur lag in Trümmern – von Straßen und Brücken über Wasserkraftanlagen bis hin zu Hochspannungsleitungen und sonstigen Stromleitungen. Auch Schulen und Kliniken waren betroffen. Nach dem Unglück blockierten Erdmassen wichtige Fernverkehrsstraßen. Der Binnenflugverkehr ruhte.
In einer dramatischen Episode wurden in Kathmandu zwei Männer und zwei Kinder von einem Blechdach geschwemmt, auf dem sie vier Stunden lang auf Rettung gehofft hatten. Ein Mädchen wird seither vermisst, die anderen drei sind in Sicherheit. Sechs Fußballspieler starben im Südwesten der Hauptstadt in einem Erdrutsch, als sie versuchten, sicheres Gelände zu erreichen.
Überlebende sind nun vielfach traumatisiert. Sie haben Angehörige, ihr Zuhause oder Eigentum verloren. Erwerbsgrundlagen wurden zerstört, staatliche Hilfe ist jedoch langsam und unzuverlässig.
Getroffen wurde auch der wirtschaftlich wichtige Fremdenverkehr. September und Oktober sind normalerweise die Hochsaison des Himalaja-Tourismus. In diesem Jahr wurden beliebte Reiseziele aber unerreichbar.
Binnenreisende waren auch betroffen. Viele nutzen die Hindufeierlichkeiten von Dashain (in diesem Jahr vom 3. bis 16. Oktober) und Tihar (30. Oktober bis 3. November), um in ihre Heimatregionen zu fahren. 2024 bedeutet das Reisen auf gefährlich beschädigten Straßen. Selbst in guten Zeiten gibt es ständig Nachrichten von Busunfällen.
Kaum Klimaemissionen, aber heftige Folgen
Dass Nepal Klimarisiken ausgesetzt ist, ist allgemein bekannt. Unser Beitrag zur Erderwärmung ist vernachlässigbar, aber wir spüren heftige Auswirkungen. Die Berge verlieren Schnee; die Gletscher schmelzen schnell. Wasserknappheit wächst, gleichzeitig werden Hochwasser häufiger. Die fragile Umwelt des Hochgebirges ändert sich.
Auf allen staatlichen Ebenen wurden Maßnahmen ergriffen, um die Risiken zu managen. Es gibt Fonds für Rettung und Nothilfe. Zudem wird die Bevölkerung über Gefahren und Handlungsoptionen aufgeklärt.
Als es im September ernst wurde, schien dennoch nichts zu funktionieren. Selbst in der Hauptstadt liefen Rettungsmaßnahmen nur langsam an und blieben weniger effektiv, als nötig gewesen wäre.
Personal von Polizei und Militär engagierte sich vorbildlich – aber mit unzureichender Ausrüstung. Oft mussten schlichte Seile, Flaschen und Schaufeln reichen.
Offensichtlich braucht Nepal ein proaktives Konzept. Es reicht nicht, Katastrophenkomitees auf Ortsebene zu bilden, wenn diese nicht so ausgestattet werden, dass sie wirkungsvoll handeln können.
Mehr Klimafinanzierung ist nötig
Wegen Haushaltsengpässen – Nepal ist das ärmste Land in Südasien – sind Behörden generell schlecht ausgestattet. Unser Land braucht mehr Geld für Klimaanpassung und Schadensersatz von Nationen mit viel höheren Durchschnittseinkommen, die auch viel mehr zur globalen Erhitzung beigetragen haben.
Knappe Kassen sind aber keine Entschuldigung für sämtliche Versäumnisse. Allzu oft werden sinnvolle Bestimmungen in Nepal nicht durchgesetzt. Auch beim jüngsten Wetterdesaster zeigten sich Gleichgültigkeit und Inkompetenz. Zu viele Staatsbedienstete auf allen Ebenen waren ihren Aufgaben nicht gewachsen. Ärgerlich war zum Beispiel, dass niemand das Ausmaß der Katastrophe vorhersagte, obwohl vor heftigem Regen durchaus gewarnt worden war.
Nepal hat Lektionen zu lernen. Wir brauchen Frühwarnsysteme, Vorbereitung auf der kommunalen Ebene, solide Infrastruktur und stimmige Planung. Politik und Verwaltung müssen sich ihren Aufgaben stellen. Eine davon ist, mehr Klimageld von Ländern mit hohen Einkommen einzutreiben.
Rukamanee Maharjan ist Juradozentin an der Tribhuvan University in Kathmandu.
rukamanee.maharjan@nlc.tu.edu.np