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Hindukusch-Himalaya-Region

Rapide Veränderungen in der Hindukusch-Himalaya-Region

In der Hindukusch-Himalaya-Region schmelzen Gletscher, taut Permafrost, und in den Einzugsgebieten von Flüssen wird die Wasserverfügbarkeit weniger berechenbar. Das bedroht mehr als 1,8 Milliarden Menschen, die in den Bergen und flussabwärts leben.
In der Hindukusch-Himalaya-Region schmelzen enorme Mengen an Eis und Schnee. ICIMOD Kathmandu In der Hindukusch-Himalaya-Region schmelzen enorme Mengen an Eis und Schnee.

Die Hindukusch-Himalaya-Region (HKH) gilt auch als „Dritter Pol“, weil sie das größte Eisvolumen außerhalb der Polarregionen beheimatet. Auf ihren mehr als 4,2 Millionen Quadratkilometern liegen alle über 7000 Meter hohen Gipfel der Welt. Die Region erstreckt sich über 3500 Kilometer durch Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Myanmar, Nepal und Pakistan.

Zwölf Flusseinzugsgebiete werden von Gletschern und Schnee aus der HKH-Region gespeist, zehn davon sind große grenzüberschreitende Flüsse. Sie fließen durch 16 asiatische Länder und versorgen rund 240 Millionen Menschen in der HKH-Region und etwa 1,65 Milliarden Menschen flussabwärts mit Süßwasser.

Die Kryosphäre ist der gefrorene Teil der Erde. Sie besteht aus Schnee, Gletschern, Permafrost und Gletscherseen. Bis zu 60 Prozent der HKH-Region bestehen aus saisonaler Kryosphäre, die sich jedoch verschiedentlich verändert, wie ein Bericht des International Centre for Integrated Mountain Development (ICIMOD) herausstellt. ICIMOD ist eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Kathmandu, Nepal, die in allen oben genannten HKH-Mitgliedsländern vertreten ist.

1. Die Gletscher schmelzen rasch. Im Zeitraum von 2010 bis 2019 haben sie 65 Prozent mehr an Masse verloren als zwischen 2000 und 2009. Bei einer globalen Erwärmung zwischen 1,5 und 2 Grad Celsius werden die Gletscher in der HKH-Region bis 2100 zwischen 30 und 50 Prozent ihres Volumens verlieren. Durch den Rückgang der Gletscher werden die Gletscherseen größer. Gletscherseeausbrüche werden bis zum Ende des Jahrhunderts wohl dreimal wahrscheinlicher sein. Die Auswirkungen können über Ländergrenzen hinweg spürbar sein.

2. Der Permafrost taut. Permafrost ist zusammengefrorene Erde, Steine und Sand. Forschende schätzen, dass im westlichen Himalaya zwischen der Periode von 2002 bis 2004 und der von 2018 bis 2020 etwa 8340 Quadratkilometer Permafrostfläche verloren gegangen sind. Im Uttarakhand-Himalaya (Indien) waren es zwischen der Periode von 1970 bis 2000 und der Periode von 2001 bis 2017 etwa 965 Quadratkilometer.

3. Flussabwärts wird die Wasserverfügbarkeit unsicherer. Gletscherschmelze, auftauender Permafrost und unregelmäßiger Schneefall machen die Wasserressourcen der Region weniger berechenbar. Manche Flusseinzugsgebieten liefern weniger Wasser, andere mehr.

4. Extremwetterereignisse nehmen zu. Eine Mischung aus langsam eintretenden Ereignissen wie Sedimentation und Erosion und schnell eintretenden wie Überschwemmungen und Gletscherseeausbrüchen kann zu Extremwetterereignissen führen, die in ihrer Abfolge nur schwer zu bewältigen sind.

5. Die Temperaturen steigen. In der HKH-Region erhöht sich die Durchschnittstemperatur um rund 0,28 Grad Celsius pro Jahrzehnt. In neun der zwölf Flusseinzugsgebiete erwärmen sich die höheren Lagen stärker.

Auch wenn es im Einzelfall schwer sein kann, spezifische Ereignisse dem Klimawandel zuzuordnen, ist sich die Wissenschaft einig, dass der maßgebliche Treiber der Veränderungen in der Kryosphäre die vom Menschen verursachte globale Erwärmung ist. Politische Entscheidungsträger*innen müssen diese Veränderungen einschätzen können, um Folgen für Ökosysteme und Lebensgrundlagen analysieren und Anpassungsstrategien entwickeln zu können.

Gefährdete Gemeinschaften

Rund 129 Millionen Bauern in den Einzugsgebieten von Indus, Ganges und Brahmaputra sind auf die Gletscher- und Schneeschmelze angewiesen, um ihre Felder zu bewässern, vor allem im Frühling und Sommer. Da die Gletscher weiter schmelzen, wird erwartet, dass die meisten HKH-Flusseinzugsgebiete bis Mitte des 21. Jahrhunderts ihren „Peak Water“ erreichen. Das heißt, es wird zunächst mehr Wasser zur Verfügung stehen – bis zum Ende des Jahrhunderts allerdings insgesamt weniger. Dies bedroht massiv die Lebensgrundlage vieler Menschen, die die Flusseinzugsgebiete für die Landwirtschaft und andere Zwecke brauchen.

Die veränderte Kryosphäre bedeutet für Menschen, die in den Bergen leben, unter anderem Ernteeinbußen, Futtermangel, Viehsterben, weniger Heilpflanzen und eine Abwanderung von Arten in höhere Lagen. In vielen HKH-Gebieten haben sie Land- und Weidewirtschaft bereits aufgegeben, unter anderem, weil sich die Verfügbarkeit von Wasser verändert hat. Das hat sie sozioökonomisch geschwächt und ihre Ernährungsunsicherheit verschärft.

Die Autor*innen des Berichts empfehlen, aktuelle und künftige Klimafolgen abzuschätzen. Bezüglich des Permafrosts sollten die Regierungen der HKH-Mitgliedsländer besonders die Böden überwachen – vor allem, wo deren Auftauen die Infrastruktur oder das menschliche Zusammenleben gefährdet.

Ebenfalls gemessen werden müssen die Geschwindigkeiten der Gletscher, die Dicke von Eis und Schutt sowie die Temperaturen des Eises. Die Modelle für Gletscherprozesse sollten verbessert und stärker mit hydrologischen Modellen verknüpft werden. Es braucht mehr Wissen darüber, wie sich Gletscher durch menschliche Aktivitäten verändern.

Da sich der Zulauf verschiedener Wasserquellen zu den Flussläufen ändert, sollten sich politische Entscheidungsträger*innen darauf vorbereiten, dass Wasser saisonal anders verfügbar sein wird. Sie sollten Strategien entwickeln, um Extremwetterereignisse zu bewältigen.

Auch benötigen die Menschen in den Bergen umfangreiche Ressourcen und technologische Unterstützung, um sich an diese ökologischen Herausforderungen anzupassen. Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel müssen integrativ und fair umgesetzt sein. Sowohl soziale als auch ökologische Aspekte gehören berücksichtigt.

Intensivere grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist unabdingbar, um das gemeinsame Erbe der HKH-Region zu erhalten, wie der von ICIMOD veröffentlichte „HKH Call to Action“ zeigt. Die Autor*innen schreiben darin, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der HKH-Region vor allem deshalb unzureichend sei, weil der Fokus zwischenstaatlicher Initiativen auf politischen und wirtschaftlichen Interessen liege – statt auf dem sozialen und ökologischen Wohlergehen auf regionaler Ebene.

Links

ICIMOD, 2023: Water, ice, society, and ecosystems in the Hindu Kush Himalaya.
https://hkh.icimod.org/hi-wise/hi-wise-report/

ICIMOD, 2020: The HKH Call to Action to sustain mountain environments and improve livelihoods in the Hindu Kush Himalaya.
https://www.icimod.org/hkh-calltoaction/

Syed Muhammad Abubakar ist Umweltjournalist in Pakistan.
s.m.abubakar@hotmail.com

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