Governance

Zusammenarbeiten für das Menschenrecht Wasser

Geht es weiter wie bisher, werden die UN-Ziele für Wasser deutlich verfehlt. Investitionen in bessere Infrastruktur sind ebenso nötig wie mehr Kooperation – von der lokalen bis zur internationalen Ebene.
Überflutung in Rawalpindi, Pakistan, im August 2023. picture-alliance/AA/Muhammad Reza Überflutung in Rawalpindi, Pakistan, im August 2023.

Im März lud die UN in New York zu einer der größten Wasserkonferenzen überhaupt. Regierungen, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen machten hunderte von Zusagen, die gemeinsam die „Water Action Agenda“ bilden. Sie soll das 6. UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG6 – Sustainable Development Goal) umsetzen: „Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle“.

Wasser als lebenswichtige Ressource bekam mit der Konferenz zwar dringend benötigte Aufmerksamkeit, doch bindend sind die Zusagen leider nicht. Das lässt befürchten, dass es ähnlich kommen könnte wie beim Schutz des Klimas und der Biodiversität: viele Versprechen, denen aber nicht die nötige Finanzierung und Umsetzung folgen.

An global koordiniertem, nachhaltigem Wassermanagement führt allerdings kein Weg vorbei. Es spielt auch für andere UN-Ziele wie Ernährungssicherheit (SDG2) und Gesundheit (SDG3) eine zentrale Rolle. Diese Ziele sind nur dann zu erreichen, wenn es gelingt, eine zuverlässige Wasserinfrastruktur für alle zu schaffen.

Wasserziele stark gefährdet

Geht es weiter wie bisher, wird die Weltgemeinschaft ihre Wasserziele klar verfehlen. Ein Viertel aller Menschen hat keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser; knapp der Hälfte fehlt es an sanitärer Grundversorgung. Zugleich stieg der Wasserverbrauch in den vergangenen Jahrzehnten um etwa ein Prozent pro Jahr. Laut UN könnte es bis 2050 so weitergehen. Der größte Anstieg ist in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen zu erwarten. Dort mangelt es aber schon jetzt vielerorts an der nötigen Infrastruktur.

Die Klimakrise verschärft die Lage. Sie führt zu mehr extremen Wetterereignissen, die Menschen von der Trinkwasserversorgung abschneiden und Infrastruktur zerstören. Mangelernährung und Krankheiten sind die Folge, und Wasserknappheit hat bereits Millionen Menschen vertrieben.

Hinzu kommen sozioökonomische Missstände: Viele können sich sauberes Wasser nicht leisten – teils, weil Regierungen es privatisiert haben; teils, weil es verschmutzt ist durch Müll, Bergbau, Landwirtschaft oder Industrie. Wasser zu holen ist häufig Aufgabe von Mädchen und Frauen, die dafür teils kilometerweit laufen. Das schränkt ihre Bildungschancen ein, und damit auch ihre Lebensperspektiven.

Ermutigende Fortschritte

Veränderungen zum Positiven sind möglich: Wasser wird laut UN weltweit immer effizienter genutzt. Und auf lokaler Ebene gibt es viele erfolgreiche Projekte, etwa zum Schutz von Quellen. Die Bevölkerung aktiv einzubinden, und sie nicht lediglich zu versorgen, ist ein zentraler Aspekt nachhaltigen Wassermanagements.

Dringend nötig sind Investitionen in eine leistungsfähigere, an Klimaveränderungen angepasste Infrastruktur. Das umfasst sowohl Trinkwasser- als auch Sanitärversorgung inklusive Abwasser und dessen Aufbereitung. Erhebliches Potenzial liegt in der Landwirtschaft, die mehr als 70 Prozent des genutzten Süßwassers verbraucht. Für effizientere Bewässerungsmethoden und die nachhaltige Erschließung neuer Quellen fehlt es aber oft an belastbaren Daten.

Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht, und dafür ist Kooperation entscheidend: auf lokaler Ebene zwischen Orten, die von demselben Wassereinzugsgebiet abhängen; aber auch zwischen Staaten, deren Grenzen ein Fluss überquert. Nur durch verstärkte Zusammenarbeit lassen sich Konflikte um Wasser vermeiden – und die UN-Ziele erreichen.

Jörg Döbereiner ist Redakteur bei E+Z/D+C.
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