Klimadiplomatie

Es muss mehr passieren in der Klimadiplomatie

Der Afrika-Klimagipfel in Nairobi Anfang September war eine gute Gelegenheit für die afrikanischen Länder, eine gemeinsame Agenda auszuarbeiten. Regierungen nutzten die Chance, gaben zivilgesellschaftlichen Organisationen aber nicht die nötige Aufmerksamkeit.
Klimademonstration in Nairobi am ersten Tag des Gipfels. picture-alliance/ZUMAPRESS.com/James Wakibia Klimademonstration in Nairobi am ersten Tag des Gipfels.

Das Gipfeltreffen, ausgerichtet von Kenias  Regierung und Afrikanischer Union, war das erste seiner Art. Es half, die afrikanische Sichtweise im Vorfeld des UN-Klimagipfels in Dubai im Dezember zu klären. Kenias Präsident William Ruto hatte sich schon im Vorfeld als Klimavorreiter profiliert. Es war  keine Überraschung, dass das Hauptthema in Nairobi grünes Wachstum war.

Afrika wird in der Klimakrise oft als Opfer dargestellt. Der Beitrag des Kontinents zu den weltweiten Treibhausgasemissionen liegt unter vier Prozent, aber seine Länder leiden stark unter den Auswirkungen. Ihre Anpassungsmöglichkeiten sind begrenzt. Der Gipfel rückte stattdessen aber das Potenzial Afrikas, Lösungen zu entwickeln und Einigungen zu erzielen, in den Fokus. Regierungsvertreter nutzten die Gelegenheit. 

Doch nicht alle waren gleichermaßen zufrieden. Zivilgesellschaftliche Organisationen, indigene Gruppen und junge Menschen wollten mehr. Am ersten Gipfeltag  demonstrierten sie in Kenias Hauptstadt. Die teilnehmenden Gruppen meinen, dass die Agenda der Regierungen der Klimagerechtigkeit nicht wirklich dient. 

Für zusätzliche Frustration sorgte,  dass der Zugang zum offiziellen Gipfel begrenzt war. Wichtige Stimmen wurden nicht zugelassen. Viele waren von weit her nach Nairobi gereist, konnten dann aber nicht  am Gipfel teilnehmen und ihre Sicht einbringen. Ärmere Bevölkerungsgruppen, die am stärksten unter den Klimafolgen leiden, blieben abermals ausgegrenzt. 

NGOs ärgerte, dass der CO2-Handel im Mittelpunkt der Verhandlungen stand. Dieser Ansatz ermöglicht es den größten Verschmutzern, weiterhin Emissionen auszustoßen, solange sie denn zahlen. Zudem tritt dadurch der dringend benötigte Fonds für Klimaschäden in den Hintergrund. Verschiedene westliche Regierungen machten Zusagen für die Africa Carbon Markets Initiative – in der Hoffnung, Finanzströme auf den Kontinent zu lenken. Firmenchancen zu verbessern reicht aber nicht, einer nachhaltigeren Zukunft näher zu kommen. Klimagerechtigkeit erfordert mehr.

Ein weiteres zentrales Thema waren sogenannte grüne Mineralien, die für nachhaltige Techniken wie Solarenergie, Elektroautos und grünen Wasserstoff nötig sind.  Der Mo Ibrahim Foundation zufolge verfügt Afrika über 30 Prozent der weltweiten Vorkommen. Um den erwarteten Anstieg der weltweiten Nachfrage zu decken, muss die Produktion von Lithium, Graphit, Kobalt et cetera bis 2050 um fast 500 Prozent steigen. Ohne Afrikas Ressourcen geht das nicht. Rohstoffgewinnung ging aber oft mit zerstörten Landschaften, Verteilungskriegen und hartnäckiger Armut einher. Derlei wurde in Nairobi nicht angegangen.

Die auf dem Gipfel verabschiedete „Nairobi Declaration“ ist allerdings nicht nutzlos. Sie wird Afrikas Position in Dubai prägen und betont wichtige Dinge wie die Reform der internationalen Finanzarchitektur. Sie schlägt sogar eine globale CO2-Steuer vor. Diese Themen sind wichtig, weil das derzeitige globale System Afrika benachteiligt. Auch das Ziel, in Afrika die Kapazitäten für erneuerbare Energien bis zum Ende dieses Jahrzehnts zu verdreifachen, ist richtig – um die Lage marginalisierter Gruppen zu verbessern und einen Beitrag zur globalen nachhaltigen Energieversorgung zu leisten.

Es muss jedoch mehr geschehen, um arme Menschen zu unterstützen. Das fordert die junge Generation. Im Vorfeld des Gipfels trafen sich auf der Africa Youth Climate Assembly über 600 Delegierte aus ganz Afrika. Der anschließende offizielle Gipfel hat zwar nicht alle unsere Erwartungen erfüllt, aber er war ein Schritt in Richtung des Afrikas, das wir wollen. Wir fordern – und stehen selbst für – eine grüne Transformation zu Netto-Null-Emissionen, wie sie die Menschheit braucht. Wir werden weiter darum kämpfen, Gehör zu finden.

Abigael Kima ist eine kenianische Klimaaktivistin und Produzentin des Hali Hewa Podcasts. 
abigaelkima@gmail.com