Medientraining

Fakten checken

Hoher Druck führt zu Fehlern, nicht nur im Online-Journalismus. In Uganda trainieren unabhängige Medienorganisationen Journalisten, Fakten zu checken und auf ihre digitale Sicherheit zu achten.
Edward Sekyewa (rechts) trainiert einen südsudanesischen Journalisten. shy Edward Sekyewa (rechts) trainiert einen südsudanesischen Journalisten.

Ende November 2017 wurden die Redaktionsräume der Boulevardzeitung RedPepper in Kampala versiegelt. Anti-Terrorismus-Polizei führte alle Journalisten und andere Mitarbeiter ab. Acht Redakteure und die Direktoren des Medienhauses wurden in das berüchtigte Nalufenya-Gefängnis gebracht, wo der ugandische Staat seine größten Feinde festsetzt.

Der Grund dafür: Die Zeitung hatte eine Story publiziert, für die es keine verlässlichen Quellen gab. Sie handelte von einer Verschwörung des ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni, um den Präsidenten Ruandas, Paul Kagame, umbringen zu lassen. Als Museveni diesen Artikel las, war er verständlicherweise wütend und befahl, RedPepper schließen zu lassen. Redakteure und die Direktoren wurden also verhaftet. Die Medienschaffenden verbrachten mehr als zehn Wochen im Gefängnis.

Das Medienhaus behauptete, es habe die Story von einer ruandischen Website; also versuchten viele ugandische Journalisten, diese Website zu finden. Ohne Erfolg. Der Staat erklärte, dass die Boulevardzeitung die Geschichte erfunden habe.

Am Ende bemühten sich die Direktoren von RedPepper um eine Audienz bei Museveni, entschuldigten sich für ihr Verhalten und versprachen, sich in Zukunft „zu benehmen“. Bald darauf war RedPepper wieder online.


Fakten-Checks und digitale Sicherheit

Dieses Szenario war nichts Neues in Uganda; es passiert allen möglichen Medien – großen wie kleinen. Zu oft sind die Storys nicht glaubwürdig. Dies gilt für regierungseigene ebenso wie für private Medien. Journalisten müssen sorgfältiger arbeiten.  

Wenn eine Nachrichten-Organisation das Vertrauen ihrer Leserschaft verdienen und aufrechterhalten will, dann sind Fakten-Checks und Verifizierung von Quellen sehr wichtig. Dies ist umso entscheidender für Online-Medien. Heutzutage haben alle Medienunternehmen in Uganda – Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen – eine Internetpräsenz und versuchen, einander mit „Breaking News“ zu übertrumpfen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche reine Online-Medien. Infolgedessen ist der Kampf um Storys so hart wie nie zuvor. Deswegen machen viele Journalisten schwere Fehler. Ein Beispiel ist der Fall RedPepper.

In Kampala bietet das Hub for Investigative Media (HIM) Trainingsprogramme an, in denen ostafrikanische Journalisten die Grundlagen von Fakten-Checks und digitaler Sicherheit erlernen können. Die Workshops beschäftigen sich mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Journalisten, egal, ob sie an schnellen oder langfristigen Geschichten arbeiten. Eine schnelle Story muss am selben Tag ausgestrahlt oder publiziert werden, während eine langfristige Story womöglich mehrere Wochen lang recherchiert werden muss, bevor sie publiziert wird.

Mit Unterstützung der Medienentwicklungs-Organisation DW Akademie hat HIM ein Tool für digitale Sicherheit entwickelt: die “Wekuume App”. Sie kann aus dem Google Play Store heruntergeladen werden und bietet Journalisten Antworten auf Fragen der digitalen Sicherheit. Zum Beispiel, wie man als Journalist mit Malware umgeht, insbesondere von Fake-Websites, wie man “Phishing”-Mails erkennt oder wie man falsche Online-Quellen identifiziert. Die App bietet auch Links für Themen an, die tiefere Recherche benötigen.

Wekuume ist ein Wort aus der Sprache Luganda und bedeutet: “sicher sein”. Die Entwicklung der App begann 2014 und war im Oktober 2017 abgeschlossen. Sie funktioniert auf Android-Geräten und ist kostenlos.

Cybersicherheit ist eine wichtige Dimension von Sicherheit. Viele Medienhäuser haben Material verloren, weil sie analog und online angegriffen wurden. Im Februar wurde die Nachrichtenredaktion von NBS TV überfallen. Computer wurden zerstört und Terabytes von Inhalten vernichtet. Offensichtlich wollten die Angreifer verhindern, dass eine bestimmte Story ausgestrahlt wird. Es ist zu hoffen, dass die Redaktion eine Sicherungskopie ihrer Informationen hatte. HIM hat landesweit viele Journalisten gelehrt, wie man Back-ups erstellt.

Aber wie sicher ist die Information auf einem Gerät, das verlorengeht? Oder wenn ein Laptop oder Smartphone in die falschen Hände gerät? Haben sie ein starkes Passwort, um die Geräte vor Eindringlingen zu schützen? Journalisten müssen diese Tools verstehen und sie nutzen können. In der digitalisierten Welt gehört dies zu den grundlegenden Kenntnissen jedes Medienschaffenden.


Edward Ronald Sekyewa ist der Direktor des „Hub for Investigative Media“ (HIM). Er lebt in Kampala, Uganda.
edwardronalds16@gmail.com

 


Link

Hub for Investigative Media (HIM):
http://www.him-ug.org/

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