Genozid

Gukurahundi: Der Völkermord der ZANU gegen die ZAPU

Nach langem bewaffneten Kampf endete in Simbabwe 1980 die Herrschaft der weißen Minderheit. Was dann folgte, traumatisierte viele Menschen noch mehr als der Befreiungskrieg – besonders in der südlichen Region Matabeleland.
Viele Opfer bekamen nicht einmal ein eigenes Grab. picture alliance / REUTERS / PHILIMON BULAWAYO Viele Opfer bekamen nicht einmal ein eigenes Grab.

Die Unabhängigkeit des Landes errangen zwei Befreiungsbewegungen gemeinsam: die Zimbabwe African People’s Union (ZAPU) und die Zimbabwe African National Union (ZANU). Letztere ist die aktuelle Regierungspartei.

Die ZAPU wie auch die ZANU hatten militärische Flügel. Sie kämpften an verschiedenen Fronten, aber mit dem gemeinsamen Ziel, das Land von der Herrschaft der weißen Minderheit zu befreien.

Das Gefühl der Einheit währte nicht lange. Nach der Unabhängigkeit gewann die ZANU die Wahlen und startete bald eine Desinformationskampagne gegen ihre früheren Mitstreiter. Premierminister Robert Mugabe, Präsident von 1987 bis 2017, beschuldigte den ZAPU-Führer Joshua Nkomo, das Land zu destabilisieren, indem er Andersdenkende gegen die Regierung mobilisiere. Die ZANU verteufelte die ZAPU und unterstellte deren Führern, eine demokratisch gewählte Regierung stürzen zu wollen. Mugabe sagte öffentlich, die „Dissidentenpartei und ihr dissidenter Vater“ verdienten die totale Vernichtung.

Gukurahundi-Gräueltaten

Die ZAPU war besonders stark im Süden des Landes, in Matabeleland, wo hauptsächlich Ndebele gesprochen wird. Die Menschen dort, ob sie die ZAPU unterstützten oder nicht, hofften 1980, die Unabhängigkeit feiern zu können. Stattdessen wurden sie betrogen. Die ZANU-Anführer verkauften sich als die einzig wahren Patrioten der jungen Nation, dabei repräsentierten sie nur die Gruppe der Shona-Sprachigen, die sie im Unabhängigkeitskampf versammelt hatten. Was folgte, war ein Völkermord mit dem Namen Gukurahundi. Politisch Unbeteiligte wurden getötet, Frauen und Kinder abgeschlachtet mit der Begründung, sie seien mit Dissidenten verwandt.

Schwangere wurden brutal ermordet, „weil sie Kinder von Dissidenten in sich trugen“. Auch Männer, die schlicht Ndebele sprachen, wurden getötet. Man hielt ihnen vor, Dissidenten zu sein oder Dissidenten zu unterstützen. Die ZANU-Regierung wollte die ZAPU auslöschen. Mehr als 20 000 Menschen starben, die meisten davon Ndebele-Sprachige.

Die Regierungsmacht der schwarzen Mehrheit im Land erwies sich in Matabeleland als Tyrannei der Wahlmehrheit. Die Gefolgsleute der ZAPU hatten erwartet, dass „Unabhängigkeit“ und „Freiheit“ für alle Menschen in Simbabwe gelten würden. Genau dafür hatten sie gekämpft. Was sie bekamen, war völkermörderisches Blutvergießen.

Tödliche Desinformation

Die Gewalt wurde begleitet von einer Desinformationskampagne, die Nkomo und seine Partei in Verruf brachte. Die Kampagne schürte Angst und Misstrauen – und spaltete die beiden wichtigsten ethnischen Gruppen.

Tatsächlich betreibt die jetzige Regierungspartei ZANU nach wie vor Identitätspolitik, um ihre Basis zu mobilisieren. Sie schürt Spannungen, um an der Macht zu bleiben, und lenkt von Armut und Korruption ab, die das Gemeinwohl gefährden. Bis heute begegnen sich Shona-Sprachige und ihre Ndebele sprechenden Landsleute mit Misstrauen.

Die ZANU-Regierung hat Matabeleland nach dem Völkermord systematisch vernachlässigt. Sie investierte kaum in die Entwicklung der Region, etwa in die Infrastruktur. Für Schulen, Kliniken, Stromversorgung, Wohnungsbau und andere Bereiche gab sie weniger aus als in den überwiegend Shona-sprachigen Gebieten.

In Matabeleland gibt es zudem nur wenige Medien. Den politischen Diskurs prägen vor allem Medienhäuser aus der Hauptstadt Harare – nicht aus Bulawayo, dem wichtigsten Ballungsgebiet von Matabeleland.

Medienkompetenz ist entscheidend

Das Internet gibt nun allerdings Marginalisierten die Chance, sich unabhängiger als bisher zu informieren. Daher hat das nichtstaatliche Centre for Innovation & Technology (CITE – Zentrum für Innovation & Technologie) 2021 das Projekt „Medien- und Informationskompetenz in Matabeleland“ gestartet (siehe Kasten). Es soll Menschen dabei helfen, falsche oder ungenaue Informationen zu erkennen und auch gezielte Desinformation zu entlarven, die in die Irre führen soll. Auch sollen die Menschen vor Ort lernen, sich digital mit anderen auszutauschen. Das Internet ist somit ein Raum, in dem Menschen in Simbabwe autoritärer Desinformation entgehen können.

Das CITE-Projekt kann also in doppelter Hinsicht transformativ sein. Es hilft den Menschen vor Ort, verlässliche Informationen zu finden, und ermöglicht es ihnen gleichzeitig, auf Desinformation mit präziseren Infos zu reagieren.


Zenzele Ndebele leitet das unabhängige Zentrum für Innovation & Technologie (CITE) in Bulawayo, Zimbabwe. Dieser Beitrag basiert auf einer Präsentation von ihm und seinem Team auf der FOME-Jahreskonferenz 2022 in Hamburg. Sie wurde ausgerichtet von der Interlink Academy im Namen deutscher Organisationen, die unabhängige Medien in Entwicklungsländern unterstützen. FOME steht für „Forum Medien und Entwicklung“.
https://twitter.com/zenzele
https://cite.org.zw/

Bhekizulu Tshuma ist Journalist und Medienwissenschaftler an der National University of Science and Technology in Bulawayo.

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