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Globale Umwelt

Die Klimakrise verschärft sich rasant

Die Klimakrise verschärft sich rasant und gefährlich. Der Weltklimarat (IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change) warnt, dass der kritische Grenzwert von 1,5 Grad Celsius ziemlich sicher überschritten wird, zumindest vorübergehend. Er ruft zu dringendem Handeln auf.
Hochwasserschäden in Deutschland im letzten Sommer. picture alliance / imageBROKER / Stefan Ziese Hochwasserschäden in Deutschland im letzten Sommer.

Der IPCC ist die internationale Institution, die den Klimawandel im Auftrag der Regierungen der Welt überwacht und ihren derzeit sechsten globalen Sachstandsbericht veröffentlicht. Der Teilbericht zur Anpassung an den Klimawandel wurde im Februar veröffentlicht, der zur Bewältigung im April.

Das Szenario ist düster. UN-Generalsekretär António Guterres kommentierte: „Wir sind auf dem Weg zu einer globalen Erwärmung, die mehr als doppelt so hoch ist wie der Grenzwert von 1,5 Grad Celsius.“ Dieser Grenzwert wurde 2015 auf dem Klimagipfel in Paris vereinbart.

Anpassung

Laut IPCC-Anpassungsbericht vom Februar verursacht der Klimawandel irreversible Schäden zum Nachteil für Natur und Gesellschaft. Mit dem Anstieg der Durchschnittstemperaturen nehmen die Risiken zu. Dazu gehören Naturkatastrophen aufgrund von Extremwetterereignissen, aber auch der langsam einsetzende Verlust der Lebensgrundlagen, wenn etwa die Landwirtschaft durch Jahreszeitenverschiebungen gestört wird. Dies betrifft vor allem Länder mit niedrigem Einkommen, aber auch Länder mit hohem Einkommen spüren die Folgen zunehmend (siehe hierzu Saleemul Huq auf www.dandc.eu).

Die Lebensmittel- und Wassersicherheit für marginalisierte Gemeinschaften verschlechtert sich in vielen Entwicklungsländern. Zudem nimmt die Ernährungsvielfalt ab und die Unterernährung zu, insbesondere bei indigenen Völkern, Kleinbauern und Haushalten mit niedrigem Einkommen. Kinder, ältere Menschen und schwangere Frauen sind besonders gefährdet.

Der Bericht weist darauf hin, dass Städte vermehrt von Hitzewellen betroffen sind, die die Luftverschmutzung verstärken. Auch das betrifft besonders marginalisierte Bevölkerungsgruppen. Informelle Siedlungen wachsen schnell, nicht zuletzt aufgrund der Abwanderung aus armen ländlichen Gebieten.

Die Wissenschaftler stellen fest, dass wertvolle Ökosysteme an „harte Grenzen“ stoßen. Einige Regenwälder, Feuchtgebiete an der Küste, Korallenriffe oder Gebirgszüge können sich nicht mehr anpassen. Selbst einige ausgewiesene Naturschutzgebiete gelten nicht mehr als sicher. Laut IPCC sind nur 15 Prozent der Landfläche und acht Prozent der Ozeane geschützt – oft unzureichend.

Gesundheitsrisiken

Auch die menschliche Gesundheit ist den Wissenschaftlern zufolge gefährdet. Heißere Temperaturen begünstigen die Ausbreitung von Krankheiten wie Denguefieber und Malaria. Sie verschlimmern Herz-Kreislauf- und Atemwegsbeschwerden. Hinzu kommen Wechselwirkungen mit ungesunden Lebensgewohnheiten und Umweltverschmutzung.

Die Autoren würdigen, dass das öffentliche Bewusstsein gewachsen ist und Regierungen verstärkt handeln. Sie warnen jedoch, dass die ergriffenen Maßnahmen von den schnell zunehmenden Klimawandelfolgen überholt werden. Auf lange Sicht brauche es eine „transformative“ Anpassung. Lebensweisen müssen überdacht werden.

„Fehlanpassungen“ müssen vermieden werden. Der IPCC meint damit Maßnahmen, die die Klimaauswirkungen abfedern sollen, tatsächlich aber die Risiken anderswo erhöhen. Auch hier sind benachteiligte Gruppen am stärksten betroffen. Der Anpassungsbericht empfiehlt daher integrierte, sektorübergreifende Lösungen, die soziale Ungleichheiten berücksichtigen und auf lokale Bedürfnisse zugeschnitten sind (siehe Hans Dembowski auf www.dandc.eu).

Es besteht dringender Handlungsbedarf. Die Wissenschaftler sagen, dass sie unzweifelhafte wissenschaftliche Beweise dafür haben, dass der Klimawandel sowohl das „menschliche Wohlbefinden als auch die Gesundheit des Planeten“ bedroht. Gleichzeitig sehen sie nur noch eine „kurze und schnell ablaufende Chance“, „eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle“ zu sichern.

Schadensbegrenzung

Eine Anpassung an den Klimawandel wird ohne drastische Verminderung der Treibhausgasemissionen unmöglich sein. Leider ist die internationale Gemeinschaft nicht auf dem Weg, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen (siehe Beitrag von Hans Dembowski auf www.dandc.eu). Nur innerhalb dieser Grenzen können die lebensnotwendigen Ökosysteme stabilisiert werden.

Laut dem Anfang April veröffentlichten IPCC-Bericht zur Klimawandelbewältigung steuert die Welt derzeit auf einen Temperaturanstieg von mehr als 3 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts hin. Die 1,5-Grad-Grenze wird ziemlich sicher überschritten. Die Autoren hoffen aber, dass dies nur vorübergehend der Fall sein wird. Sie gehen davon aus, dass CO2-Bindung und -Speicherung notwendig sein werden, um die Konzentration in der Atmosphäre zu verringern. In der Tat weist das IPCC nun darauf hin, dass diese weitgehend unerprobte und potenziell riskante Technologie notwendig ist.

Der IPCC-Bericht beschreibt Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen. Die Wissenschaftler erklären, dass die weltweiten Emissionen vor 2025 ihren Höhepunkt erreichen und bis 2030 um 43 Prozent reduziert werden müssen. Netto-Null-Emissionen müssen bis 2050 Realität sein. Der Kohleausstieg muss vollzogen werden und geplante zusätzliche Infrastrukturen für fossile Brennstoffe dürfen nicht gebaut werden. Bislang betragen die Investitionen in eine CO2-arme Welt nur ein Sechstel dessen, was erforderlich ist, so die Wissenschaftler.

Zum ersten Mal enthält ein IPCC-Bericht ein eigenes Kapitel über die sozialen Aspekte der Emissionsminderung. Menschliches Verhalten, Kultur und Lebensstil spielen eine Rolle. Was wir essen, wie wir reisen und was wir kaufen hat Folgen. Offensichtlich sind die Effekte dort am größten, wo die Emissionen am höchsten sind. Was in Ländern mit hohem Einkommen geschieht, ist daher besonders wichtig.

Nicht alle Nachrichten sind schlecht. Die Wissenschaftler berichten, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen von 2010 bis 2019 langsamer gestiegen sind als zuvor. Außerdem ist die Technologie der erneuerbaren Energien viel billiger geworden. Dennoch haben die Emissionen ihren Höhepunkt noch nicht erreicht und sind auf dem höchsten Stand der Geschichte.

Da der IPCC-Bericht auf zwischen 2014 und 2019 erhobenen Daten basiert, könnte die Realität schlimmer sein als beschrieben. Jüngste Ereignisse sind bedrohlich. In der Antarktis ist dieses Jahr das Conger-Schelfeis kollabiert – eine große Eisfläche, die etwa der Fläche von Los Angeles entspricht. Der Krieg in der Ukraine verursacht massive Emissionen, die in dem Bericht natürlich nicht berücksichtigt werden. Längerfristig könnte er „möglicherweise einen grünen Übergang beschleunigen, da die westlichen Märkte von russischen fossilen Brennstoffen abgeschnitten werden“, wie die Londoner Financial Times in einem Leitartikel argumentiert.

Die taz warnt jedoch, dass es unmöglich sein könnte, zurück unter die 1,5-Grenze zu kommen, wenn sie einmal überschritten ist. Das Risiko ist, dass wir Kipppunkte erreichen, die die globale Erwärmung beschleunigen. So könnte etwa das Auftauen des Permafrosts das Treibhausgas Methan freisetzen.


Roli Mahajan ist freiberufliche Journalistin in Lucknow, Indien.
roli.mahajan@gmail.com

Links
IPCC: Climate change 2022 – Impacts, vulnerabilities and adaptation (Summary for policymakers)
IPCC: Climate change 2022 – Mitigation of climate change (Summary for policymakers)