Grenzschließung

Menschen leiden unter politischer Entscheidung

Die Krise zwischen Burundi und dem Nachbarland Ruanda spitzt sich weiter zu. Burundi hat nach einem Rebellenangriff seine Grenze zu Ruanda erneut auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die Grenzbevölkerung leidet darunter.
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Die Grenze zwischen Burundi und Ruanda war erst im Oktober 2022 nach rund sieben Jahren wieder geöffnet worden. 2015 hatte Burundi Ruanda vorgeworfen, Demonstrationen und einen Putschversuch unterstützt zu haben. Die neuerliche Grenzschließung erschütterte sowohl Burundier als auch Ruander.

Die Burundierin Generose Nshimirimana wohnt in Rogombo in der Provinz Cibitoke, die durch den Ruhwa-Fluss von Ruanda getrennt wird. Normalerweise pendelte sie zwischen den beiden Ländern hin und her, um auf dem Markt in Ruanda Tomaten zu verkaufen. Als die Grenze geschlossen wurde, schimpfte sie: „Das ist nicht möglich! Wo soll ich nun meine Ernte verkaufen und woher das Schulgeld für meine Kinder nehmen?“ Die Marktfrau fordert die beiden Regierungen auf, sich zu einigen und die Landgrenzen wieder zu öffnen.

So geht es auch Dévote, die in Busiga in der Provinz Ngozi im Norden Burundis wohnt. Sie ist Mutter von drei Kindern, ihr Mann ist Goldschürfer. Auch sie lebt vom Verkauf von roten Zwiebeln in Ruanda. Im Nachbarland kann sie drei Mal so viel verkaufen wie in ihrem Heimatort. Sie fürchtet, dass sich die Lebensbedingungen durch die Grenzschließung verschlechtern werden.

An dem Tag, an dem die Landgrenzen geschlossen wurden, am 11. Januar 2024, steckten diejenigen fest, die Termine in Burundi hatten, oder andere, die zwecks Gesundheitsversorgung nach Kigali gereist waren. Am Nachmittag des 11. Januar erhielten die Betroffenen eine Sondergenehmigung und durften die Grenze überqueren.

Die Querelen zwischen Burundi und Ruanda reichen Jahrzehnte zurück. 1994, während des grausamen Bürgerkriegs zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda, kam ein burundischer Präsident beim Absturz eines Flugzeugs auf ruandischem Boden ums Leben. In den darauffolgenden Jahren wurden verschiedene Orte in Burundi von Rebellengruppen angegriffen, die Gitega stets mit Kigali in Verbindung brachte. Ruanda wies die Vorwürfe zurück.

Die Ostafrikanische Gemeinschaft, der beide Länder angehören, sowie Politiker und Experten internationaler Beziehungen rufen die beiden Länder zu einem Dialog im Interesse beider Staaten auf. „Die Folgen der Grenzschließung sind dramatisch, sie hat die Menschen in den Grenzregionen in Angst versetzt, und sie ist für den Rückgang des Handels verantwortlich. Außerdem gibt es soziale Verbindungen zwischen den Völkern, die man nicht ignorieren darf“, erklärt der Professor für internationale Beziehungen an der Universität Burundi, Pascal Niyonizigiye.

Mireille Kanyange ist Journalistin bei Radio Isanganiro in Burundi.
mika.kanyange@gmail.com

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