Islamismus

Besserer Schutz für Schulen im Norden Nigerias

Vor zehn Jahren entführte die Terrorgruppe Boko Haram 276 Mädchen aus einer Sekundarschule in Chibok im Bundesstaat Borno. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International haben die nigerianischen Behörden seither keine wirksamen Maßnahmen ergriffen, um Angriffe auf Schulen zu verhindern.
Gedenkveranstaltung in Lagos im April anlässlich des zehnten Jahrestags der Entführung von Schülerinnen aus einer Schule in Chibok durch das Terrornetzwerk Boko Haram.  picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Sunday Alamba Gedenkveranstaltung in Lagos im April anlässlich des zehnten Jahrestags der Entführung von Schülerinnen aus einer Schule in Chibok durch das Terrornetzwerk Boko Haram.

Die islamistische Terrororganisation Boko Haram setzt im Norden Nigerias und in anderen Regionen verschiedene Mittel ein, um ihre extremistische Propaganda zu verbreiten. Sie nimmt dabei junge Menschen in besonderer Weise ins Visier. Auch vor brutaler Gewalt schreckt sie nicht zurück, wie wiederholte Angriffe auf Schulen zeigen. Mehrmals kam es zu Massenentführungen. In den vergangenen 15 Jahren wurden im Nordosten Nigerias Hunderte von Schulen zerstört oder mussten schließen.

Dieses Jahr jährt sich die Entführung von 276 Mädchen aus einer Sekundarschule in Chibok im Bundesstaat Borno zum zehnten Mal. Während einige Mädchen freigelassen wurden oder fliehen konnten, befinden sich 82 von ihnen laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International noch immer in Gefangenschaft.

Seit der Schulentführung von Chibok hat Amnesty mindestens 17 Fälle von Massenentführungen dokumentiert, bei denen mindestens 1700 Kinder von Bewaffneten aus ihren Schulen verschleppt wurden. Viele der Opfer wurden schwer misshandelt, vergewaltigt und zwangsverheiratet. Oft sind sie gezwungen, zwischen zwei schrecklichen Optionen zu wählen: sich den Terrorist*innen anzuschließen oder getötet zu werden.

„Es ist schockierend, dass die nigerianischen Behörden in den zehn Jahren seit der Schulentführung von Chibok keine Lehren gezogen und keine wirksamen Maßnahmen ergriffen haben, um Angriffe auf Schulen zu verhindern“, erklärte Isa Sanusi, Leiterin von Amnesty International in Nigeria, im April in einer Presseerklärung. Sie forderte die Behörden auf, die Rückkehr der verbleibenden 82 entführten Chibok-Schülerinnen in ihre Heimat sicherzustellen. Außerdem forderte sie, die Schulen besser zu schützen. Die mutmaßlichen Straftäter sollten vor Gericht gestellt werden und die Opfer Zugang zu Rechtsmitteln haben.

Infolge der Chibok-Entführung riefen die nigerianische Regierung, der UN-Sonderbeauftragte für globale Bildung, Gordon Brown, und ein Zusammenschluss nigerianischer Geschäftsleute im Mai 2014 eine Initiative ins Leben, um die Schulen sicherer zu machen. Die Umsetzung habe sich jedoch durch Bürokratie und Korruption verzögert, beklagt Amnesty. Dies habe den Bildungsweg Tausender Kinder beeinträchtigt. 

Adaze Okeaya-inneh ist Journalistin und Drehbuchautorin in Lagos.
adazeirefunmi@gmail.com