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Restitution

Keine Kapitulation vor den Deutschen

Die Geschichte vom Schädel des widerständigen Chief Mkwawa zeigt, wie willkürlich die Kolonisten ihre Untertanen behandelten – selbst Jahrzehnte nach deren Tod.
Chief Mkwawa picture-alliance/dpa/Carola Frentzen Chief Mkwawa

Einer der wenigen zurückgegebenen Schädel aus der riesigen Menge menschlicher Überreste, die während der Kolonialherrschaft über das heutige Tansania nach Deutschland gebracht wurden, ist der Schädel von Chief Mkwawa, einem Oberhaupt der Hehe. Er wurde 1953 in einem Museum in Bremen gefunden, wo er seit 1898 aufbewahrt wurde. Ein Jahr später wurde der Schädel zurückgebracht und steht nun in Kalenga in der Hehe-Region in einem Museum auf einem Sockel hinter einer Glasvitrine.

Mkwawa widersetzte sich der deutschen Herrschaft jahrelang hartnäckig. Er erklärte, dass er lieber bis zum Äußersten kämpfen würde, als sich zu unterwerfen, und dass er lieber durch seine eigene Waffe sterben würde, als sich zu ergeben. Genau das tat er. Aufzeichnungen zufolge wurde 1898 ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Als sich im Juli 1898 der deutsche Hauptfeldwebel Johann Merkl Mkwawas Versteck näherte, waren Schüsse zu hören, wie er berichtete. Einer der beiden Toten, die man am Lagerfeuer fand, wurde als Chief Mkwawa identifiziert. Die Kolonisten trennten ihm den Kopf ab und brachten diesen nach Deutschland. In Ostafrika verstehen viele bis heute nicht, warum die Deutschen so akribisch enthaupteten und so viele menschliche Schädel und Knochen mit nach Hause nahmen.

Chief Mkwawas Schädel wurde interessanterweise vor allem auf Drängen Edward Twinings, Kolonialgouverneur des dann britisch kontrollierten Tanganjikas, zurückgegeben. Ihm ging es um britische Interessen: Er versuchte die Hehe zu besänftigen, weil er sie zur Niederschlagung des Mau-Mau-Aufstandes in der benachbarten britischen Kolonie Kenia einsetzen wollte. Durch die Rückgabe des Schädels glaubte Twining sie dazu bewegen zu können, sich den King‘s African Rifles anzuschließen, einem Regiment, das aus den britischen Kolonien in Ostafrika aufgestellt worden war. Sie sollten dann mit der Armee nach Kenia geschickt werden, um dort die Mau-Mau-Freiheitskämpfer*innen zu bezwingen. 

Lawrence Kilimwiko ist Journalist in Daressalam.
lkilimwiko@yahoo.com