Kinder in Konflikten
Fast eine halbe Million kamerunische Kinder gehen nicht zur Schule
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Laut dem kamerunischen Bildungscluster können rund 25 Prozent der Kinder im Alter von drei bis 17 Jahren in den konfliktbeladenen Regionen Nordwest- und Südwestkamerun immer noch nicht zur Schule gehen. Mehr als 488 000 Kindern wird so das Recht auf Bildung vorenthalten. Etwa 2000 Schulen – 41 Prozent aller Schulen in den Konfliktregionen – sind weiterhin nicht funktionsfähig.
Der Konflikt hat seine Wurzeln in den kolonialen Machtverhältnissen zwischen Großbritannien und Frankreich (und in geringerem Maße Deutschland). Ausgelöst wurde er auch durch die Unzufriedenheit der anglophonen Bevölkerung mit der frankophonen Kontrolle über das Bildungswesen. Seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe vor acht Jahren sind daher Bildungseinrichtungen zur Zielscheibe geworden.
Schulmöbel und -materialien wie Tische, Bänke, Stühle und Tafeln wurden zerstört. Schüler*innen und Lehrkräfte, die sich den von den Separatisten auferlegten Schulboykotten widersetzen, werden brutal ermordet, vergewaltigt, entführt, gefoltert oder auf andere Weise grausam behandelt. Zahlreiche Schulen wurden niedergebrannt. Menschenrechtsgruppen werfen nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen sowie Regierungstruppen vor, abwechselnd Gräueltaten zu begehen.
Als die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Separatisten eskalierten, wurden die meisten Schulen geschlossen. Sie dienen seither als Militärstützpunkte für die Kriegsparteien, aber auch Binnenvertriebene und Familien konnten darin unterkommen.
Selbst Schulen, die offen bleiben konnten, müssen den Unterricht ständig absagen. Betroffene Kinder verpassen so mindestens 51 Schultage pro Jahr, etwa aufgrund der ständigen Unsicherheit oder Ausgangssperren.
Kamerun belegt weiterhin den zweiten Platz auf der aktuellen Liste des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) der zehn am meisten vernachlässigten Krisen weltweit. Laut dem NRC ist die Finanzierungslücke für humanitäre Hilfe so groß, dass Millionen von Menschen nicht genug zu essen haben. Familien fliehen immer wieder auf der Suche nach Sicherheit und Ressourcen, und Kinder haben keinen Zugang zu Bildung.
Auch Eltern leiden unter den Folgen des langwierigen Konflikts. Sie haben kaum Geld, um ihren Kindern den Unterricht, Lernmaterialien, Lebensmittel oder die Gesundheitsversorgung zu finanzieren. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als ihren Lebensunterhalt über die Bildung ihrer Kinder zu stellen.
Es ist daher wichtig zu betonen: Finanzierung und andere Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft, wie sie die EU im vergangenen Jahr bereitgestellt hat, wird dringend benötigt. Sie bedeutet für viele Kinder, die nicht zur Schule gehen – und für deren Eltern – neue Hoffnung.
Amindeh Blaise Atabong arbeitet als freier Journalist in Kamerun und berichtet über verschiedene Themen aus ganz Afrika.
aamindehblaise@yahoo.com