Entwicklung und
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Nachhaltige Stadt

Rückeroberung der Straßen für die Menschen

Weltweit wird fast die Hälfte aller städtischen Fahrten mit motorisiertem Individualverkehr zurückgelegt. Um urbane Räume lebenswerter zu machen, müssen Straßen für die Menschen attraktiver werden.
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Überall auf der Welt gibt es Experimente, um die Straße für die Menschen zurückzugewinnen und Möglichkeiten für soziales Engagement zu schaffen. Ein Beispiel sind die ciclovías, für die Straßen einige Stunden lang für motorisierten Verkehr gesperrt und zu Fahrradwegen werden.

In Guadalajara, einer der drei größten Städte Mexikos, gibt es die „Vía Recreactiva“, ein soziales Programm, das öffentliche Straßen für einige Stunden in Orte der Freizeit und Erholung für alle verwandelt. Sie begann im September 2004 mit 11 Kilometer Rad­wegen und erstreckt sich inzwischen über 70 Kilometer durch vier zentrale Gemeinden des Großraums Guadalajara.

Durch die Sperrung von Haupt- und Geschäftsstraßen erhalten dort Menschen Vorrang vor Autos. „Oft sind wir uns gar nicht bewusst, wie viel Platz wir in unseren Städten für den Verkehr und das Parken von Autos bereitstellen. Es ist sehr wichtig, diesen öffentlichen Raum zurückzuerobern,“ findet Diego Marquez vom Institut für Planung und Entwicklungsmanagement der Metropolregion Guadalajara (IMEPLAN).

Bei der Vía Recreactiva werden die Straßen nicht nur zu Fahrradwegen, sondern städtische Räume verwandeln sich auch in Vergnügungsparks, mit Spiel, Sport, Kunst, Tanz, Performance und Handel. Die Aktion bringt die Bürger der Stadt zusammen und schafft ein Gefühl der Gemeinschaft. Jeden Sonntag beteiligen sich rund 100 000 Menschen bei der Vía Recreactiva.

Für die Architektin und Stadtplanerin Fernanda Aguilar, „haben Aktionen wie die Vía Recreactiva den Zweck, die Straße zu besetzen, sodass mehr Interaktion zwischen den Menschen entsteht“. Sie hebt Yoga- oder Tanzkurse in Parks als weitere positive Beispiele für Formen der sozialen Aktion im öffentlichen Raum hervor. „Das schafft Möglichkeiten, dass sich neue soziale Dynamiken entwickeln.“

In den vergangenen zehn Jahren habe sich in Guadalajara einiges für nachhaltigere städtische Mobilität getan, sagt Diego Marquez. So seien etwa 200 Kilometer Fahrradwege und 360 öffentliche Fahrradsta­tionen gebaut worden. Jüngere könnten sich eine Stadt ohne Fahrräder gar nicht mehr vorstellen. „Noch finden wir so viele Autos normal. Irgendwann wird es normal sein, dass wir breite Bürgersteige, eine sichere Infrastruktur und Räume zum Ausruhen haben“, meint Marquez.

Die Vía Recreactiva wird trotz wechselnder Regierungen seit 20 Jahren fortgeführt, unterstützt von Zivilgesellschaft, Behörden und Stadtplaner*innen, die sich für einen gerechteren Zugang zu öffentlichen Räumen und die Umgestaltung der Stadt hin zu einer nachhaltigeren und gesünderen Umwelt einsetzen.

Pamela Cruz ist die Koordinatorin für Sonderprojekte bei Comunalia, einem Netzwerk von Bürger­stiftungen in Mexiko.
pamela.cruzm@gmail.com
 

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.