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Verschmutzung

Sanierung des Nairobi-Flusses

Der Fluss, der durch die kenianische Hauptstadt fließt, ist trotz etlicher Säuberungbemühungen ein Gesundheitsrisiko und eine Katastrophe für die Umwelt. Um das langfristig zu ändern, gilt es, die Lebensbedingungen der Bewohner zu verbessern.
Gelegentliche Säuberungsaktionen reichen nicht: Freiwillige bekämpfen die Flussverschmutzung im Juni 2023. picture-alliance/AA/Gerald Anderson Gelegentliche Säuberungsaktionen reichen nicht: Freiwillige bekämpfen die Flussverschmutzung im Juni 2023.

Durch viele Städte der Welt fließen schöne Flüsse, die Mensch und Tier hervorragende Erholungsmöglichkeiten und sauberes Wasser bieten. Der Nairobi ist anders; er gilt als der dreckigste Fluss Kenias. Das Wasser ist nicht trinkbar und auch für andere Alltagszwecke nicht zu gebrauchen. Es ist schwärzlich, stinkt und führt eine Menge Treibgut mit sich. Auf seiner Oberfläche treibendes Öl schädigt Pflanzen und Tiere. Plastikflaschen und Unrat säumen die Ufer. Es gibt keine Fische, also auch keinen Fischfang. Dieser Fluss ist keine gesunde natürliche Ressource, die Stadtmenschen die nötigte Erholung bietet, sondern ein widerlicher Strom aus Schmutz, Gestank und Krankheit.

Der Nairobi River ist ein offener Abwasserkanal, der Abwässer aus den Latrinen der angrenzenden Slums aufnimmt. Fa­briken leiten Petrochemikalien und Metalle direkt hinein, Autowaschanlagen entsorgen ihr Schmutzwasser darin. Dazu mischen sich Öl und Fett von Straßen und informellen Werkstätten.

Die Regierung hat das schon öfter bemängelt – es ändert sich aber wenig. Trotz der vielen Umwelt- und Gesundheitsrisiken schaffen es die Behörden nicht, den Fluss zu sanieren. Es gab mehrere Initiativen, aber keine konnte das absichtliche Ableiten von Dreck in den Fluss eindämmen – schon gar nicht auf Dauer.

Die Stadtbevölkerung wächst rapide, die Wohnungs- und Abwassersysteme sind unzureichend – Hauptgrund für den tristen Zustand des Flusses. Laut Weltbank war 2020 mit nur 40 Prozent weniger als die Hälfte Nairobis an ein Abwassersystem angeschlossen. Der Fluss ist der Verlierer. Die armen Gemeinden an seinen Ufern haben nur ihn zur Müllbeseitigung. Einen zuverlässigen städtischen Abfalldienst gibt es nicht.

Das Leben der Menschen verbessern

Für die Sanierung verschmutzter Gewässer in Großstädten wie Nairobi braucht es mehr als Säuberungsaktionen – davon gab es in Kenias Hauptstadt schon viele. Experten wie Inger Andersen, Exekutivdirektorin des UN-Umweltprogramms (UNEP), betonen wiederholt, dass vor allem die Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden müssen.

Um mehr Verschmutzung zu verhindern, muss menschenwürdiges Leben in den Gemeinden möglich sein. Dazu gehört auch der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, gemäß dem ­6. Nachhaltigkeitsziel (SDG) der UN. Außer auf die Stärkung einkommensschwacher Haushalte am Flussufer kommt es auf Investitionen in die städtische Infrastruktur und die Durchsetzung von Gesetzen an.

Die Behörden auf nationaler und subnationaler Ebene müssen halten, was sie versprechen. Unternehmen, die Abwässer ableiten, müssen Verantwortung übernehmen. Wo es Gewinne gibt, entschuldigt angebliche „Armut“ Fehlverhalten nicht. Verschiedene Industrien, Werkstätten, Schlachthöfe und Autowaschanlagen verschmutzen den Fluss. Es ist bedenklich, dass sie kaum mit Folgen rechnen müssen.

Es gibt viele gute Gründe, den Nairobi River zu sanieren. Außer dass damit die weitreichenden Umwelt- und Gesundheitsgefahren gestoppt würden, könnten die Anwohner*innen Nairobis – und ganz Kenia – von einem saubereren Fluss in der Stadt profitieren. Das könnte auch Unternehmen anziehen und so Nairobis Wirtschaft ankurbeln. Über Kläranlagen könnte man das Wasser für den häuslichen und landwirtschaftlichen Gebrauch sicher aufbereiten. Spaß und Freizeit würden möglich, das Leben im Wasser könnte aufblühen. Ein sauberer Fluss könnte Nairobis Gesamtimage verbessern und die Stadt in die Liga der Städte aufsteigen lassen, die für ihre Gewässerpflege bekannt sind.

Joseph Maina ist freiberuflicher Schriftsteller in Naivasha, Kenia.
mainajoseph166@gmail.com