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Unsere Sicht

Klimaschutz gehört stärker ins Rampenlicht

Unser Planet wird immer wärmer, aber in den Medien dominieren andere Themen. Hinzu kommt gezielt gestreute Klimadesinformation. Das ist ein fataler Mix, weil nur gut informierte und verantwortungsbewusste Bürger*innen den nötigen Druck auf die Politik ausüben können.
Kunst ist eine Möglichkeit, dem Thema Klimaschutz mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Fred Martins
Kunst ist eine Möglichkeit, dem Thema Klimaschutz mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Zur Erinnerung: Die vergangenen zehn Jahre waren global die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Spitzenreiter ist das vergangene Jahr mit einer Erwärmung von mehr als 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit. Der Mai 2025 war der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen . In den klassischen Medien und auf Social Media haben in den vergangenen Wochen und Monaten aber andere Themen dominiert. Seien es die Konflikte in Nahost, Kaschmir und der Ukraine, die Zoll- und Außenpolitik der USA, die Wahl von Papst Leo XIV. oder die jeweils aktuellen innenpolitischen Angelegenheiten eines Landes – in Deutschland zum Beispiel die Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht.

All diese Themen sind wichtig, und es ist richtig, dass Medien über sie berichten. Aber daneben bleibt derzeit zu wenig Platz für die schleichende Katastrophe Erderhitzung. Nachdem die Coronapandemie Klimathemen verdrängt hatte, stieg das Interesse zu den UN-Klimagipfeln von Glasgow 2021 und Scharm el-Scheich 2022 an, fiel aber jeweils sofort wieder ab, wie Daten des Media and Climate Change Observatory zeigen. Zuletzt bewegte sich die Aufmerksamkeitskurve eher nach unten, wenn auch auf einem höheren Gesamtniveau als vor den Massenprotesten der Klimabewegung ab 2018. Dabei halten es Forschende für wahrscheinlich, dass die Klimakrise allein im vergangenen Jahr zu Extremwetterereignissen mit zehntausenden Toten und Millionen Vertriebenen beigetragen hat. 

Das komplexe, langfristige Phänomen Klimawandel hat es weiterhin schwer in einer medialen Welt, die oft durch Kurzfristigkeit und einfache Botschaften dominiert wird. Extreme Wetterereignisse machen zwar punktuell Schlagzeilen, führen aber nicht zu genug politischem Momentum, um die eklatanten Lücken in der Klimafinanzierung zu schließen. Mindestens fünfmal so viel wie bisher müsste jährlich investiert werden, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, hat die Non-Profit-Organisation Climate Policy Initiative berechnet. 

Zugleich unterminieren Akteure der Desinformation gezielt die Aufklärung zur Klimakrise: Sie lenken von ihr ab, spielen sie herunter und streuen gezielt falsche Informationen. Tatsächlich lässt sich mit Klimadesinformation gutes Geld verdienen, wie Ava Lee von der zivilgesellschaftlichen Organisation Global Witness schreibt.

Aus all diesen und weiteren Gründen fehlt leider der nötige Druck auf die politisch Verantwortlichen. Das gilt sowohl für reiche Industrienationen als auch für Länder mit niedrigen oder niedrigen mittleren Einkommen, in denen die Bevölkerung ganz andere Probleme hat, wie unsere Autor*innen etwa aus Südsudan und Pakistan berichten. Das Perfide: Genau diese Probleme – ob Hunger, Konflikte oder fehlende Bildungschancen – verschärft der Klimawandel.

Bei E+Z rücken wir den Klimaschutz immer wieder in den Fokus – auch dann, wenn gerade keine Klimakonferenz stattfindet. Seit Kurzem sind wir zudem Teil des internationalen Mediennetzwerks Covering Climate Now, dessen Ziel es ist, Stimme einer zu stillen Mehrheit zu sein: jener bis zu 89 Prozent der Weltbevölkerung, die Klimaschutz befürworten.

Jörg Döbereiner ist Chef vom Dienst von E+Z. 
euz.editor@dandc.eu 

Dieser Beitrag ist Teil des „89 Percent Project“, einer Initiative der globalen Journalismus-Kooperation „Covering Climate Now“

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