Vernachlässigte Krankheiten
Theoretische Erkenntnisse praktisch umgesetzt
„Ja, solche Flecken auf der Haut habe ich schon oft gesehen, aber ich ahnte nicht, dass das Lepra sein könnte.“ So reagierte Anges Okwori, als Eli Ogang von Ugandas nationalem Tuberkulose- und Lepra-Programm (NTLP) in einer Gesundheitseinrichtung in Oyam Bilder zeigte. Okwori arbeitet dort als Krankenschwester. Sie und ihr Team nahmen an Ogangs eintägigem Lepra-Workshop teil. Am Tag darauf nahmen sie gleich am Haut-Camp des Talking-Health-Projektes teil (siehe Hauptartikel).
Ogang griff in ihrem Vortrag alle Fragen zum Thema Lepra auf, die für Mitarbeiter im Gesundheitswesen auf Distriktebene wichtig sind. Dazu gehören die ersten Symptome einer Hautreizung und die Messung des Sensibilitätsverlusts mit Sonden, aber auch Behandlungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Rehabilitation, falls die Erkrankung bereits zu Behinderungen geführt hat. Zehen und Finger wachsen natürlich nicht nach, trotzdem lässt sich die Lebensqualität der Patienten mithilfe maßgeschneiderter orthopädischer Hilfsmittel – wie etwa speziellen Sandalen – verbessern. Auch kann verhindert werden, dass Gliedmaßen, die bereits empfindungslos sind, weiter geschädigt werden.
Das Team bekam nicht nur Input zu Ursachen, Anzeichen, Diagnose und Behandlung, sondern wurde auch dafür sensibilisiert, dass die Krankheit soziale Auswirkungen hat – wie Stigmatisierung und Ausgrenzung. Schließlich ist das Ziel, den Patienten trotz ihrer Einschränkungen ein gutes Leben zu ermöglichen.
Das Team konnte sein neu erworbenes Wissen bereits einen Tag später im Haut-Camp anwenden. Mehrere hundert Patienten kamen, bei schwierigen Fällen konsultierten die lokalen Gesundheitskräfte den Experten der regionalen Klinik in Lira, der nach Oyam gekommen war. Mit praktischer Erfahrung verknüpft bleiben die Kenntnisse besser in Erinnerung, als wenn es bei trockener Theorie bleibt. Nach dem Haut-Camp sagte Okwori: „Ich erkenne jetzt den Unterschied zwischen Allergien, bakteriellen Infektionen und Pilzinfektionen. Bisher habe ich alles behandelt, als wäre es eine Pilzinfektion.“