Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Internationale Beziehungen

Globale Krisen erfordern globale Kooperation

Die Weltgemeinschaft ringt mit großen Problemen – allen voran Covid-19 und Klimakrise. Wir brauchen international koordinierte Politik, erleben aber engstirnigen Nationalismus.
Die Welt muss nachhaltig neu starten. picture alliance/AP Photo/Rodrigo Abd Die Welt muss nachhaltig neu starten.

Nach der Pleite von Lehman Brothers entstanden 2008 die G20 als informelles Forum für die Spitzenpolitiker der 20 größten Volkswirtschaften zum Zweck internationaler Abstimmung. Streitigkeiten zwischen großen Schwellenländern und etablierten Wirtschaftsmächten wirkten jedoch bald lähmend, und seither sind die Spannungen weiter gewachsen.  

Die Natur interessiert sich jedoch nicht für Machtpolitik. Ohne multilaterale Kooperation lassen sich die größten Menschheitsprobleme nicht lösen. 

Multilaterale Institutionen

Leider sind auch formelle multilaterale Institutionen den Aufgaben nicht gewachsen. Ihre Landschaft ist fragmentiert. Die Weltgesundheitsorganisation soll sich um Krankheiten kümmern, aber für Pharmapatente ist die Welthandelsorganisation zuständig. Das ist ein Grund, weshalb Impfungen in benachteiligten Weltgegenden zu langsam vorankommen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist für makroökonomische Stabilität zuständig, aber für Entwicklung sind es die  Weltbank und das UN-Entwicklungsprogramm. Ökologische Aufgaben haben das UN-Umweltprogramm sowie die Sekretariate der UN-Konventionen über Biovielfalt, Wüstenbildung und Klimawandel. Kohärente Politik entsteht so nicht.

Wenn es um Finanzen geht, wird es noch unübersichtlicher, weil bilaterale Geldgeber multilaterale Arbeit ergänzen. In den vergangenen zwei Jahren haben Länder mit hohen Einkommen gewaltige Konjunkturprogramme zur Rettung ihrer Volkswirtschaften beschlossen. Großzügige Impfkampagnen haben den Aufschwung zusätzlich befeuert. Für Länder mit niedrigen Einkommen war derlei unbezahlbar.   

Laut UN-Daten summierten sich Konjunkturprogramme weltweit bis März 2021 auf 16 000 Milliarden Dollar. Auf die G20 und weitere 10 große Volkswirtschaften  entfielen davon laut Fachleuten der internationalen Beraterfirma Vivid Economics 14 900 Milliarden; sie nutzen nicht einmal 1800 Milliarden Dollar für ökologische Nachhaltigkeit. Das muss besser werden – aber die Zeichen deuten auf Verschlimmerung hin.

Zinspolitik ist auch relevant

Angesichts hoher Inflation bereiten Zentralbanken in reichen Weltgegenden Zinserhöhungen vor. Was das bringen soll, ist unklar, denn besonders schnell stiegen zuletzt Energie- und Lebensmittelpreise, auf welche die Zinspolitik keinen direkten Einfluss hat. Zum Teil wird Nahrung auch teurer, weil die Klimakrise  Ernten beeinträchtigt. Höhere Zinsen werden zudem Investitionen teurer machen, die Lieferketten wieder geschmeidig machen könnten.

Die Notenbanker stehen aber unter Druck, also sind Zinserhöhungen wahrscheinlich.  Fest steht jetzt schon, dass der Handlungsspielraum ärmerer und oft hochverschuldeter Staaten dadurch noch kleiner werden wird. Neue IWF-Sonderziehungsrechte schaffen eine gewisse Abhilfe, reichen aber nicht – und kommen Ländern mit hohen Einkommen auch besonders zugute. Sie sollten ihren Anteil an bedürftigere Staaten weiterreichen (siehe Kathrin Berensmann auf www.dandc.eu).

Angesichts der globalen Herausforderungen braucht die Weltgemeinschaft kohärente Politik. Kristalina Georgieva, die Chefin des chronisch umstrittenen IWF, zeichnet sich bislang in multilateralen Kontexten durch besonders kluge Politikvorschläge aus (siehe José Siaba Serrate auf www.dendc.eu). Hören ihr nationale Spitzenpolitiker zu? Davon hängt unser aller Zukunft ab.


Hans Dembowski ist Chefredakteur von E+Z/D+C.
euz.editor@dandc.eu