Entwicklung und
Zusammenarbeit

Glossar

Entwicklungsfinanzierung

Noch nie von „Blended Finance“ gehört? Und was bedeutet eigentlich „inländische Ressourcen mobilisieren“? Vom 30. Juni bis zum 3. Juli 2025 findet die Vierte Internationale Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (FfD4) statt. Damit Sie optimal vorbereitet sind, erklären wir hier einige der wichtigsten Begriffe.
Wie fließen internationale Geldströme? Unser Glossar zu Entwicklungsfinanzierung. Dieser Artikel ist Teil eines Schwerpunkts zum Thema Entwicklungsfinanzierung, für den wir eine Bilderserie mit KI erstellt haben. E+Z, Bild mit KI generiert Wie fließen internationale Geldströme? Unser Glossar zu Entwicklungsfinanzierung. Dieser Artikel ist Teil eines Schwerpunkts zum Thema Entwicklungsfinanzierung, für den wir eine Bilderserie mit KI erstellt haben.

Entwicklungsfinanzierung
beinhaltet die Finanzierung von Maßnahmen, Strategien und Reformen sowie privatwirtschaftlichen Aktivitäten, die der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung dienen. Die Gelder stammen aus öffentlichen und privaten sowie inländischen und internationalen Quellen: 

  1. Inländische öffentliche Mittel sind Haushaltsgelder und stammen meist zum größten Teil aus Steuereinnahmen. Darüber hinaus gibt es Einnahmen aus Gebühren, Mieten, Bußgeldern sowie staatlichen Unternehmen. Eine weitere Quelle sind im Inland aufgenommene Kredite – wenn also Staaten Staatsanleihen oder Wertpapiere an inländische Banken, Pensionsfonds, Unternehmen oder die Öffentlichkeit verkaufen.
  2. Inländische private Mittel umfassen alle inländischen Investitionen von Unternehmen sowie deren inländische Kreditaufnahme.
  3. Internationale öffentliche Mittel umfassen öffentliche Entwicklungsleistungen (ODA), Gelder aus Süd-
    Süd-Kooperationen (SSC) und Kredite, die Staaten im Ausland aufnehmen.
  4. Internationale private Mittel umfassen ausländische Direktinvestitionen (FDI) privater Unternehmen, Portfolioinvestitionen, Rücküberweisungen von Migrant*innen an ihre Familienmitglieder und Freund*innen im Inland, internationale Kreditaufnahme und philanthropische Mittel.

Klimafinanzierung
ist die Finanzierung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen. Zu den Instrumenten gehören Emissionshandel, Risikoversicherungen, Katastrophenanleihen, Klimaresilienzfonds und Schuldenumwandlungen. Im Jahr 2009 verpflichteten sich die Geberländer auf der 15. UN-Weltklimakonferenz (COP15) in Kopenhagen, bis zum Jahr 2020 gemeinsam 100 Milliarden Dollar pro Jahr für Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern zu mobilisieren. Dieses Ziel wurde 2022 erreicht. Die Finanzierungslücke für Klimaschutzmaßnahmen beläuft sich dennoch auf mehrere Billionen Dollar pro Jahr. Entwicklungsländer fordern zudem, dass die öffentlichen Mittel für Klimafinanzierung zusätzlich zur – und nicht statt der – öffentlichen Entwicklungsfinanzierung (ODA) geleistet werden.

Official Development Assistance (ODA)
wird umgangssprachlich auch „Entwicklungshilfe“ genannt: ODA bezeichnet die finanzielle Unterstützung, die öffentliche Geber – einzelne Staaten, Staatengemeinschaften oder multilaterale Organisationen wie die Weltbank – Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen zur Verfügung stellen, um deren Entwicklung zu fördern. Gefördert werden Bereiche wie Gesundheit, Bildung und Infrastruktur, nicht aber beispielsweise das Militär. ODA wird entweder in Form von Zuschüssen oder von zinsgünstigen Darlehen gewährt. Letztere müssen ein Zuschusselement von mindestens zehn Prozent für Länder mit mittleren Einkommen und 45 Prozent für Länder mit niedrigen Einkommen enthalten.

Globale Angelegenheiten

Konzepte jenseits der ODA

ODA ist eine solide, aber langsam wachsende Finanzierungsquelle, die 2023 rund 223 Milliarden Dollar erreicht hat. Dies entspricht etwa 0,37 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) der Geberländer, womit sie weit hinter dem langjährigen UN-Ziel von 0,7 Prozent zurück liegt. Seit Langem fordern die Entwicklungsländer daher eine Erhöhung. Da in jüngster Zeit zudem ein erheblicher Teil der ODA in die Ukraine geflossen ist, fordern sie, dass die Geber ein weiteres UN-Ziel nicht aus den Augen verlieren: mindestens 0,2 Prozent des BNE sollen sie für am wenigsten entwickelte Länder bereitstellen.

Inländische Ressourcen
sind die bei weitem wichtigste Quelle für Entwicklungsfinanzierung. Sie umfassen sowohl öffentliche als auch private inländische Einnahmen. Um die öffentlichen Mittel zu erhöhen, können Staaten beispielsweise die Steuerbasis verbreitern, den informellen Sektor in die formelle Wirtschaft integrieren oder die Steuerpolitik und -verwaltung stärken. Um die privaten Einnahmen zu erhöhen, ist es notwendig, den inländischen Finanzsektor zu stärken und eine Grundlage für inländische Ersparnisse zu schaffen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Rahmenbedingungen, die Investitionen in nachhaltige Entwicklung fördern können. Dazu gehören Transparenz, gute Regierungsführung, effektive Korruptionsbekämpfung und Rechtsstaatlichkeit. In einer globalisierten Welt reichen nationale Maßnahmen jedoch nicht aus, um das volle Potenzial an inländischen Mitteln zu mobilisieren. Internationale Zusammenarbeit ist wichtig, um eine gerechte Steuerverteilung zwischen den Ländern zu erreichen und Steuerhinterziehung und -umgehung wirksam zu bekämpfen.

Privatsektor (in der Entwicklungsfinanzierung)
Private Mittel für die Entwicklungsfinanzierung umfassen sowohl inländische als auch ausländische Investitionen aus der Privatwirtschaft, einschließlich Eigenkapital und Darlehen. Privatwirtschaftliche Finanzierung ist zwar in erster Linie gewinnorientiert, dennoch leistet sie einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Sie schafft beispielsweise Arbeitsplätze, steigert das Wirtschaftswachstum und das Steueraufkommen, was wiederum die inländischen Staatseinnahmen erhöht. Der Privatsektor investiert teilweise direkt in Sektoren, die für die Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) relevant sind, wie Landwirtschaft, Industrie, Technologie, Infrastruktur und Energie.

Blended Finance
ist eine gemischte Finanzierung aus öffentlichen und privaten Mitteln. Die öffentlichen Mittel sollen dabei Privatsektorinvestitionen in nachhaltige Entwicklung mobilisieren. Investitionen, die sonst nicht rentabel wären, werden durch die öffentliche Beteiligung risikoärmer und attraktiver. Etwa durch zinsvergünstigte Darlehen, Garantien, Versicherungen, oder weil die öffentlichen Geber Erstverlustkapital übernehmen oder Zuschüsse für die Planungsphase geben. Anfangs waren die Hoffnungen groß, dass auf diese Weise Billionen Dollar an privatem Kapital mobilisiert werden könnten. Bislang konnte dieses Ziel jedoch nicht erreicht werden: Durch Mischfinanzierungen wurden zwischen 2015 und 2024 nur etwa 231 Milliarden Dollar für nachhaltige Entwicklung in Entwicklungsländern mobilisiert, wovon wiederum nur ein verschwindend geringer Anteil an Länder mit niedrigen Einkommen ging.

Internationale Finanzarchitektur (IFA)
bezeichnet die internationalen Regelungen und Institutionen, die die Stabilität und das Funktionieren der globalen Währungs- und Finanzsysteme gewährleisten. Dazu gehören der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Multilateralen Entwicklungsbanken (MDB), Finanzstandardsetzer wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sowie Gläubigergruppen, die sich mit Fragen der Staatsverschuldung befassen, wie der Pariser Club. Die Reform der internationalen Finanzarchitektur ist seit 2002 ein Kernthema des Prozesses der Entwicklungsfinanzierung. Es geht um die Bewältigung der Schuldenkrisen, den Zugang zu ausreichender MDB-Finanzierung, die Stärkung des globalen finanziellen Sicherheitsnetzes durch einen integrativen und reaktionsfähigen IWF sowie um mehr Fairness und Transparenz bei den Bonitätsbewertungen der Ratingagenturen.

Multilaterale Entwicklungsbanken (MDB)
sind internationale Finanzinstitutionen, die von einer Gruppe von Ländern gegründet wurden. Sie bieten Finanzmittel und technische Beratung, um die sozioökonomische Entwicklung von Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen zu fördern. Zu den MDBs gehören die Weltbank und regionale Entwicklungsbanken wie die Afrikanische Entwicklungsbank. Sie stellen unter anderem zinsvergünstigte Finanzierungen in Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Infrastruktur bereit. Aufgrund ihrer hohen Kreditwürdigkeit können MDBs Kapital auf dem kommerziellen Markt zu wesentlich niedrigeren Zinssätzen aufnehmen als die meisten Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen selbst. MDB-Kredite haben in der Regel eine längere Laufzeit und finanzieren auch risikoreichere Projekte als private Investoren. Außerdem bieten sie antizyklische Unterstützung und stellen in Krisenzeiten mehr Finanzmittel zur Verfügung als sonst. Insgesamt haben die großen MDBs allein im Jahr 2022 rund 96 Milliarden Dollar an Krediten ausgezahlt. 

Sonderziehungsrechte (SZR)
sind eine verzinsliche internationale Reservewährung. Sie wurden 1969 vom Internationalen Währungsfonds (IWF) geschaffen, um Mitgliedsländer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu unterstützen. Der Wert der SZR richtet sich nach einem Korb aus fünf Währungen: dem Dollar, dem Euro, dem chinesischen Renminbi, dem japanischen Yen und dem britischen Pfund Sterling. Bislang hat der IWF nur vier allgemeine Zuteilungen genehmigt, in den Jahren 1970-72, 1979-81, 2009 und 2021. Die letzte Zuteilung in Höhe von rund 456 Milliarden SZR (etwa 650 Milliarden Dollar) diente dazu, während der Covid-19-Pandemie die weltweite Liquidität zu erhöhen. Die Höhe der einzelnen SZR-Zuteilungen entspricht den Quotenanteilen der Mitgliedsländer im IWF, die von den reicheren Ländern dominiert werden. Länder mit niedrigen Einkommen erhielten daher zusammen nur etwa 3,2 Prozent der jüngsten SZR-Zuteilungen. Dennoch haben sie davon profitiert, während viele reichere Länder ihre Zuteilungen gar nicht in Anspruch nehmen mussten. Um der ungleichen Verteilung der SZR entgegenzuwirken, haben reichere Länder zuletzt mehr als 100 Milliarden Dollar ihrer nicht genutzten SZR an Entwicklungsländer weitergegeben oder gespendet. Jedes Land, das seine SZR in Anspruch nimmt, muss dafür Zinsen zahlen – diese liegen für ärmere Länder aber in der Regel deutlich unter den Zinssätzen des freien Markts.

Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit
Regierungen nehmen Kredite auf, um Investitionen in Wachstum und Entwicklung zu finanzieren. Sie müssen aber auch sicherstellen, dass sie ihre Schulden weiterhin bedienen können. Ein Land gilt als überschuldet, wenn es Schwierigkeiten hat, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Indikatoren dafür sind Zahlungsausfälle und Zahlungsrückstände. Verschlechtert sich die Situation, ist ein Land zahlungsunfähig: Es kann seinen Verpflichtungen auch mit politischen Anpassungen nicht mehr nachkommen. Bei Überschuldung ist eine Rückzahlung mit externer Hilfe noch möglich, bei Zahlungsunfähigkeit hingegen sind ein Schuldenerlass oder eine Umschuldung unausweichlich. Laut IWF waren 2024 mehr als die Hälfte der Länder mit niedrigen Einkommen entweder stark von Überschuldung bedroht oder bereits überschuldet, rund ein Viertel der Länder mit mittleren Einkommen sind ebenfalls stark gefährdet. 

Financing for Development Conference

Ideen für eine Reform der Schuldenpolitik

Links

United Nations Resident Coordinator Office in Turkey, 2021: Development finance glossary. 
turkiye.un.org/en/215399-development-finance-glossary

United Nations, 2024: Zero draft: FFD4 outcome document. 
financing.desa.un.org/sites/default/files/2025-01/FfD4%20Outcome%20Zero%20Draft.pdf

Yabibal M. Walle ist Senior Researcher beim German Institute of Development and Sustainability (IDOS). 
yabibal.walle@idos-research.de