Heutzutage

Krankheiten verhindern

„In meiner Gegend verrichtet niemand mehr sein Geschäft draußen,“ sagt der traditionelle Vorsteher von Mwase im Dis­trikt Kasungu in der Zentral­region von Malawi.
Raphael Mweninguwe Raphael Mweninguwe Raphael Mweninguwe

Er ist gleichzeitig unter dem Namen Mwase bekannt. In den Gegenden in Malawi, wo es kein Abwassersystem gab, musste die Landbevölkerung lange Zeit ihre Notdurft in den Büschen verrichten. Das Open-Defecation-Free-Programm (ODF) will dies nun ändern.

Heute hat jeder Haushalt in Mwases Dörfern – anders als noch vor einem Jahr – eine Toilette. „Ich habe eine Reihe Dörfer besucht, und in jedem Haushalt konnte ich eine neugebaute Toilette und ein Badezimmer bewundern“, bestätigt Mwase. Die Regierung hatte die Region Mwase als Pilotprojekt gewählt, und das Gesundheitsministerium arbeitete in den vergangenen zwei Jahren mit Nichtregierungsorganisationen, einigen Gebern und mit Bewohnern des Distriktes zusammen, um Toiletten mit Waschbecken in den Dörfern zu bauen.

Dieses ODF-Programm soll auf viele andere Distrikte des Landes ausgedehnt werden. Im Juli dieses Jahres verabschiedete das Parlament von Malawi ein Gesetz zur Entwicklung einer Kanalisations- und Wasser-Infrastruktur, die es der Regierung ermöglicht, rund 9 Milliarden Malawi-Kwacha (50 Millionen Dollar) von der Afrikanischen Entwicklungsbank zu leihen. Dieses Geld soll dazu dienen, in den fünf Distrikten Rumphi, Ntcheu, Phalombe, Nkhota Kota und Mangochi Wasserversorgung und Kana­lisation aufzubauen.

Malawi hat 15 Millionen Einwohner. Davon haben schätzungsweise 7 Millionen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Toiletten. Viele Schulen verfügen nicht über anständige WCs oder Trinkwasser, nicht einmal Wasserlöcher. Aber Hygiene ist nicht nur in den Schulen ein Problem, sondern auch in den Wohnhäusern der Schüler. Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden, sind vor allem in der Regenzeit allgegenwärtig. Durchfall und andere Krankheiten, die jährlich Tausende Todesopfer fordern, resultieren aus unzureichenden Abwassersystemen.

Toiletten und Kanalisation zu bauen ist äußerst notwendig. Die Menschen in Malawi hoffen, dass der Kredit der Afrikanischen Entwicklungsbank zur Lösung dieser Probleme auch tatsächlich dort ankommt, wo er gebraucht wird. In der Vergangenheit wurden Millionen Dollar aus der Staatskasse von korrupten Beamten veruntreut; infolgedessen fürchten viele Menschen, dass das verfügbare Geld für andere Zwecke verwendet wird. „Ich traue der Regierung nicht mehr, was unser Geld betrifft,“ sagt James Supuni, ein Geschäftsmann aus Blantyre. Finanzminister Goodall Gondwe warnt jedoch, dass jeder, der Staatsgelder veruntreut, strafrechtlich verfolgt wird.

Wenn man Mwase im Distrikt Kasungu als positives Beispiel nimmt, sollte es möglich sein, dieses Geld sinnvoll einzusetzen, indem das Open-Defecation-Free-Programm auf andere Landesteile ausgedehnt wird und die Menschen die dringend benötigte Wasserversorgung und Kanalisation bekommen.

 

Raphael Mweninguwe ist Journalist und lebt in Malawi.
raphael.mweninguwe@hotmail.com