Umwelt
Es eilt
Die IPCC-Arbeitsgruppe II („Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit") stellte ihren Band im März in Japan vor – mehr als 300 Wissenschaftler haben daran mitgewirkt. Es gibt eigene Kapitel über Afrika, Asien und Lateinamerika. Während die Klimatrends ähnlich sind, werden sie sich auf die Kontinente unterschiedlich auswirken. Der Bericht macht aber deutlich, dass arme Menschen in allen betroffenen Ländern besonders gefährdet sind.
Afrika, Asien und Lateinamerika
Das IPCC sagt voraus, dass es in Afrika Ende des 21. Jahrhunderts mindestens zwei Grad Celsius wärmer sein wird als Ende des 20. Jahrhunderts, wenn der weltweite CO2-Ausstoß nicht drastisch reduziert wird. Der Treibhauseffekt werde andere Probleme zuspitzen, etwa weil Dürren und veränderte Niederschläge Wassermangel verschärfen werden. Darunter werde die Landwirtschaft leiden – mit „stark negativen Effekten" für die Ernährungssicherheit. Die Autoren weisen außerdem darauf hin, dass Subsahara-Afrika wahrscheinlich besonders von ökologisch motivierter Migration betroffen sein wird. Wachsende Ökoprobleme dürften Konflikte anheizen.
Generell sieht das IPCC für Afrika wenig Chancen für eigenständige Klimaanpassung: „Der Klimawandel und andere Veränderungen könnten die Fähigkeit der Menschen überfordern." Das gelte besonders, „falls die Ursachen von Armut und Verwundbarkeit nicht beseitigt werden". Der Bericht unterstreicht, dass die Herausforderungen in Afrika riesig sein werden, selbst wenn es gelingen sollte, die globale Erwärmung auf durchschnittlich zwei Grad zu begrenzen.
In Asien werde es mehr Überschwemmungen und Dürren geben, warnt das IPCC. Dies werde vielerorts die ländliche Armut verschlimmern. Wassermangel und Engpässe bei der Nahrungsversorgung werden vorausgesagt, und beides werde durch Bevölkerungswachstum und schlechte Regierungsführung verschärft. Auch die Probleme, die auf Urbanisierung und Industrialisierung zurückgehen, werde der Treibhauseffekt vergrößern. Das Potenzial für nachhaltiges Wachstum werde von Umweltproblemen eingeschränkt. Der Bericht streicht ferner heraus, dass der steigende Meeresspiegel die Wirkung von Tropenstürmen auf Küsten und Inseln verstärken wird und dass Hanglagen häufiger von Erdrutschen betroffen sein werden.
Auch in Lateinamerika belegen die Daten bereits größere Klimaschwankungen mit mehr extremen Wetterlagen. Darunter leidet laut IPCC die Nahrungsmittelproduktion. Außerdem nähmen Krankheiten zu. Der Bericht warnt, Klimawandel und Bevölkerungswachstum würden Lateinamerikas Defizite in der Gesundheitsversorgung sowie dem Wasser- und Abfallmanagement verschärfen. Besonders betroffen seien verwundbare, arme Bevölkerungsgruppen.
Klimastabilisierung
Die IPCC-Arbeitsgruppe III stellte ihren Bericht über die Möglichkeiten zum Klimaschutz im April in Berlin vor. Mehr als 230 Wissenschaftler haben daran mitgearbeitet. Die Hauptbotschaft ist, dass Klimaschutz technisch möglich und wirtschaftlich machbar ist. Allerdings müsse schnell gehandelt werden. „Wir können es uns nicht leisten, ein weiteres Jahrzehnt zu verlieren", sagte Ottmar Edenhofer, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgruppe. Andernfalls werde die Stabilisierung des Klimas „extrem teuer".
Das Dokument fordert „bedeutenden institutionellen Wandel" und mahnt, der Kohleverbrauch müsse schnell reduziert werden. Die Autoren raten zur Nutzung umstrittener Techniken wie Atomkraft und Einschluss und Einlagerung von Kohlenstoff (Carbon Capture and Storage – CCS), ohne deren spezifische Risiken zu leugnen. Sie sind aber dafür, alle Mittel einzusetzen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren – vom Ausbau erneuerbarer Energien bis hin zur Steigerung der Energieeffizienz.
Der erste Band des fünften Assessment Reports wurde im Oktober 2013 veröffentlicht und beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Grundlagen. Der vierte Band – die Synthese der drei vorangegangenen Bände – soll im Oktober dieses Jahres fertiggestellt werden.
Christoph Süß