Kolonialismus

Der „Wettlauf um Afrika“

In den 1880er- und 1890er-Jahren beteiligten sich mehrere europäische Mächte am „Wettlauf um Afrika“ („Scramble for Africa“), der Teil eines globalen Prozesses von Landnahme und Kolonialisierung war.
Zeitgenössische Karikatur von Bismarck.  picture-alliance/akg-images Zeitgenössische Karikatur von Bismarck.

Vor 1880 beschränkte sich Europas Einfluss in Afrika meist auf Küstengebiete. Gegen 1900 stand fast die gesamte afrikanische Landmasse unter europäischer Hoheit.

Der Wandel war drastisch, nachhaltig und besiegelte das Schicksal von Millionen auf unbestimmte Zeit. Großbritannien und Frankreich bauten die größten Imperien in Afrika auf, aber auch Belgien, Deutschland, Portugal und Italien besaßen dort Kolonien.

Letztlich ging es um europäische Interessen. Wirtschaftlich fiel das Ende des atlantischen Sklavenhandels mit der industriellen Revolution in Europa zusammen. Mit dem Wachstum des Fabriksystems wuchs auch die Nachfrage nach Rohstoffen. Überschussgüter wurden produziert und somit ausländische Märkte benötigt. Wegen der Überschussgewinne brauchte es zudem neue Absatzmärkte für Investitionen.

Seit Belgien, Italien und Deutschland zu Nationalstaaten geworden waren, wuchs in Europa der Nationalismus. Ihr Wille, Imperien aufzubauen, verunsicherte Großbritannien und Frankreich, vor allem nach der französischen Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.

Kein einziger Afrikaner war bei der Aufteilung des Kontinents dabei

Der Andrang auf die Gebiete in Afrika hätte leicht zu Krieg führen können. Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck wendete das mit der berüchtigten Berliner Konferenz (November 1884 bis Februar 1885) ab, bei der die Imperialmächte den afrikanischen Kontinent unter sich aufteilten. Kein einziger Afrikaner war dabei und kein einziges afrikanisches Territorium vertreten. Was die afrikanische Bevölkerung wollte, spielte keine Rolle. Die Imperialmächte gaben die Regeln vor und teilten den Kontinent auf.

Eine Regel war: Sobald eine europäische Macht Anspruch auf afrikanisches Land erheben wollte, musste sie die anderen Mächte sofort informieren. Jeder Gegenanspruch sollte gütlich geregelt werden. Eine weitere Regelung war, dass, sobald eine europäische Macht ein afrikanisches Gebiet annektiert hatte, sie es besetzen und Verwaltungsstrukturen aufbauen musste.

In Berlin wurde auch vereinbart, dass alle europäischen Mächte ihre Einfluss- und Kontrollbereiche weitmöglichst ausdehnen dürften, solange sie keiner anderen europäischen Macht ins Gehege kämen. Schließlich wurde allen europäischen Mächten das Recht eingeräumt, die Flüsse Kongo und Niger ungehindert zu befahren. Die europäischen Streitigkeiten und Scharmützel über dieses Recht waren ein wesentlicher Auslöser für die Berliner Konferenz gewesen. 

Baba G. Jallow ist Historiker und ehemaliger Exekutivsekretär der Kommission für Wahrheit, Versöhnung und Wiedergutmachung (TRRC) in Gambia. Er ist Mitglied der Continental Reference Group on Transitional Justice der AU.
gallehb@gmail.com 

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