Studieren im Ausland
Internationale Abschlüsse, nationale Entwicklung
Uganda hat Anstrengungen unternommen, um sowohl den Umfang als auch die Qualität des Bildungsangebots zu verbessern. Das Land hat die allgemeine Grund- und Sekundarschulbildung erweitert und viel investiert – in Infrastruktur, höhere Lehrergehälter, bessere Forschung und Lehrplanentwicklung.
Trotzdem bleiben viele Herausforderungen. Öffentliche Schulen und Universitäten sind oft schlecht verwaltet und können nicht die Qualität der Ausbildung bieten, die die Lernenden brauchen. Auch die Umstellung von den immer noch auf der kolonialen Bildung basierenden Lehrplänen auf moderne Lehrpläne, die den Bedürfnissen und Themen des heutigen Uganda entsprechen, verläuft schleppend – und so schafft es das Bildungssystem nicht, die qualifizierten Arbeitskräfte auszubilden, die das Land für seine Entwicklung braucht.
Viele Eltern und Lernende suchen daher nach besseren Bildungsmöglichkeiten außerhalb Ugandas. Universitäten in Ländern wie den USA, Großbritannien und Deutschland sind in Uganda für ihre akademische Exzellenz, Spitzenforschung und hochmodernen Einrichtungen berühmt. Wer dort studiert, profitiert von einer hochwertigen Ausbildung und innovativen Lehrmethoden, die es zu Hause nicht gibt.
Auch lernen Studierende durch ein Auslandsstudium vielfältige akademische Perspektiven kennen. Viele Einrichtungen betreiben fortschrittliche Forschung mit oft sehr unterschiedlichen Studierenden und Lehrenden. Der Kontakt mit verschiedenen Bildungssystemen kann kritisches Denken, Anpassungsfähigkeit und Verständnis für globale Fragen fördern.
Als ich 2020 an die Ruhr-Universität Bochum kam, um einen Master in Development Management zu machen, konnte ich erleben, wie sehr sich die Lehrinstitutionen in Deutschland und Uganda voneinander unterscheiden.
Persönliches Wachstum und Entwicklung
In einem fremden Land zu leben und zu studieren erfordert Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Als Student in Deutschland musste ich mich anpassen und lernen, meine Finanzen zu verwalten, mich an neuen Orten zurechtzufinden und meinen Alltag eigenständig zu regeln. Dadurch bin ich belastbarer geworden und kann Probleme besser lösen – für mein Privat- und Berufsleben ist das unschätzbar wertvoll.
Ein Auslandsstudium ist auch eine einzigartige Chance für kulturellen Austausch. Ich war Teil einer Gruppe von über 20 Studierenden von allen Kontinenten. Zu meiner Zeit in Deutschland waren wegen der Corona-Pandemie soziale Distanzierung und Online-Lernen nötig. Dennoch fanden wir Wege, miteinander in Kontakt zu treten, uns gegenseitig zu unterstützen und Bindungen aufzubauen.
Durch einen Auslandsaufenthalt lernt man, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft umzugehen, und versteht und achtet andere Kulturen mehr. Die eigene Weltsicht wird erweitert und die Fähigkeit, in einem multikulturellen Umfeld zu arbeiten, verbessert – was auf dem globalisierten Arbeitsmarkt immer wichtiger wird.
Berufliche Vorteile
Ein internationaler Abschluss kann viele Karrierechancen öffnen, die es mit einem lokalen Abschluss nicht gäbe. Arbeitgeber*innen sehen eine internationale Ausbildung oft als Beleg für Anpassungsfähigkeit, Entschlossenheit und die Fähigkeit von Bewerber*innen, sich in unterschiedlichen Umgebungen zurechtzufinden. Auch haben viele ausländische Universitäten enge Kontakte zu führenden Unternehmen und bieten Karrieredienste, Praktika und Vernetzungsmöglichkeiten, die die Beschäftigungsfähigkeit deutlich verbessern können. Nach meinem Studium in Bochum kehrte ich nach Uganda zurück. Viele meiner Kommiliton*innen aber nahmen eine Anstellung in Deutschland an.
Mit meinem deutschen Hochschulabschluss habe ich mehr Gewicht auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitgeber*innen schätzen meinen Bildungshintergrund wegen der Qualität, die einer europäischen Hochschulausbildung zugeschrieben wird.
Ein Auslandsstudium ermöglicht auch, ein globales Netzwerk aufzubauen. Das kann für künftige Berufsaussichten sehr wertvoll sein – in Uganda wie international. Freundschaften und berufliche Beziehungen, die man während des Studiums knüpft, entwickeln sich oft zu lebenslangen Netzwerken. Ich habe bis heute Kontakt zu Absolvent*innen meines Studiengangs.
Wer im Ausland studiert hat, kann wertvolle Kenntnisse, Fähigkeiten und innovative Ideen in die Heimat zurückbringen. Dieser Wissenstransfer hilft bei der Bewältigung lokaler Herausforderungen und unterstützt so die nationale Entwicklung. Absolvent*innen können neue Technologien, Praktiken und Ansätze einführen, die den Fortschritt in verschiedenen Bereichen vorantreiben, vom Gesundheits- über das Bildungswesen bis hin zu Wirtschaft und Technologie.
Herausforderungen
Ein ausländischer Hochschulabschluss ist wertvoll, aber nicht leicht zu erlangen. Die größte Hürde sind die Kosten: Studiengebühren, Lebenshaltungs- und Reisekosten sind herausfordernd für diejenigen, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Viele Familien in Uganda leben in Armut. Sie nehmen oft hohe Kredite auf oder sind auf Spenden angewiesen, damit ihre Kinder im Ausland studieren können. Ohne diese Strategien wären nur die politische Elite und die Reichen in Uganda in der Lage, ihre Kinder auf ausländische Universitäten zu schicken.
Ich wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert und konnte somit am Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik (IEE) der Ruhr-Universität Bochum studieren. Studierende sollten sich über Stipendien, Förderungen und Hilfsprogramme informieren. Aber auch dafür braucht man Zugang zu Informationen, Unterstützung und wichtigen Netzwerken.
Es kann darüber hinaus schwierig sein, sich an ein neues kulturelles und akademisches Umfeld anzupassen. Studierende können mit Sprachbarrieren, Heimweh und Kulturunterschieden konfrontiert werden, die akademische Leistungen und Wohlbefinden beeinträchtigen. Universitäten im Ausland bieten oft Unterstützung über Beratungsstellen und Büros für internationale Studierende an, um ihnen zu helfen, sich zu orientieren und an die neue Umgebung anzupassen.
Auch ich kann nicht leugnen, dass das Leben in Bochum besonders während der Pandemie für mich hart war. Aber das war nur ein kleines Opfer im Vergleich zu den Vorteilen, die der ausländische Abschluss mit sich bringt.
Ronald Ssegujja Ssekandi ist ein Autor aus Uganda und bearbeitet die E+Z/D+C-Rubrik Heutzutage.
sekandiron@gmail.com