Studying abroad

Eine privilegierte Migrationsgeschichte

Die Möglichkeit, im Ausland zu studieren, ist im Vergleich meist eine privilegierte Migrationserfahrung. Unsere mexikanische Autorin Pamela Cruz erinnert sich an ihre Zeit an der Ruhr-Universität Bochum.
Die Autorin bei der Abschlussfeier in Bochum mit lateinamerikanischen Kommiliton*innen im Februar 2022. Pamela Cruz Die Autorin bei der Abschlussfeier in Bochum mit lateinamerikanischen Kommiliton*innen im Februar 2022.

Ins Ausland zu gehen ist eine Herausforderung. Der Anpassungsprozess und die Ängste, die mit diesem Schritt einhergehen, sind komplex und für jede Person und jede Lebenssituation einzigartig. Es bedeutet, das Vertraute hinter sich zu lassen und sich einer neuen Welt zu stellen, die man kennenlernen und annehmen muss.

Manche migrieren aus einer privilegierten Position heraus, auf der Suche nach Abenteuern, Wissen, neuen Erfahrungen und um ihren Horizont zu erweitern. Das war auch bei mir der Fall. Da die USA nicht weit von Mexiko entfernt sind und meine Familie mich unterstützte, konnte ich in meinem letzten Jahr auf der weiterführenden Schule an einem Austauschprogramm in Florida teilnehmen. So verbesserte ich nicht nur mein Englisch, sondern erweiterte auch meinen Blick auf die Welt. Als Teenagerin hatte ich das Glück, eine andere Kultur in einem sicheren und fürsorglichen Umfeld kennenzulernen.

Auch deshalb setzte ich mir das Ziel, später ein Masterstudium im Ausland zu absolvieren. Zunächst erwog ich die USA und das Vereinigte Königreich, weil ich bereits Englisch sprach. Doch letztlich bewarb ich mich auf ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ein Studium in Deutschland. Freunde von mir studierten bereits dort und ermutigten mich, es zu versuchen. Ich suchte nach finanzieller Unterstützung, Stipendien und akademischen Programmen, bewarb mich an der Ruhr-Universität Bochum und erhielt schließlich die Chance, vollfinanziert im Ausland zu studieren.

Studieren im Lockdown

Mit vielen Schwierigkeiten inmitten der Unsicherheit, die die Covid-19-Pandemie mit sich brachte, zog ich im September 2020 nach Bochum, eine Stadt im Westen Deutschlands. Während des Lockdowns baute ich ein starkes Netzwerk in meiner Wohngemeinschaft und mit anderen Masterstudierenden auf. Es war eine gute Idee der Universität, alle Studierenden im selben Gebäude unterzubringen: dem Papageienhaus. Die Tage verbrachten wir mit Fernunterricht via Zoom und gemeinsamen Mahlzeiten.

Als die Beschränkungen gelockert wurden, nutzte ich die Gelegenheit, Freunde in anderen Städten zu besuchen. Als ich Deutschland kennenlernte und erkundete, verliebte ich mich in das Land, seine Kultur und seine Menschen. Ich hatte von Anfang an nicht vor, zu bleiben, aber am Ende wird ein Teil von mir immer einen besonderen Bezug zu Deutschland haben. Einen Monat vor meinem Masterabschluss bekam ich einen Job in Mexiko. Die Entscheidung, nach Hause zurückzukehren, war nicht leicht, aber sie war richtig.

Trotz der Herausforderungen weiß ich, dass meine Auslandserfahrungen und die Rückkehr in mein Heimatland sehr privilegiert waren. Dafür bin ich dankbar. Aber ich denke immer wieder, dass viele nicht das gleiche Glück haben wie ich. Ich wünschte, mehr Menschen auf der ganzen Welt hätten die gleichen Chancen.

Pamela Cruz ist Special Project Coordinator bei Comunalia, einem Netzwerk von Bürgerstiftungen in Mexiko, und strategische Beraterin bei MY World Mexico.
pamela.cruzm@gmail.com