Bangladesch
Abwanderung Studierender befeuert Braindrain aus Bangladesch
Im Studienjahr 2022/23 studierten mehr als 13 000 Bangladescher*innen an US-Universitäten. Das ist laut der US-Botschaft in Bangladesch ein Anstieg um 300 Prozent verglichen mit 2011/12. Auch das Vereinigte Königreich, Kanada, Malaysia und Deutschland zählten 2021 laut UNESCO zu den wichtigsten Zielländern für Studierende aus Bangladesch. Viele Studierende bleiben in ihren Gastländern, sei es wegen der Defizite der öffentlichen und privaten Unis in Bangladesch, des schwierigen Arbeitsmarkts oder weil das Ausland ihnen bessere Perspektiven bietet.
Bis zur Sekundarstufe II (Klassen 11 und 12) ist das Bildungssystem in Bangladesch aufgeteilt in vier verschiedene Curricula: national, international (englischsprachige), religiös (Madrasah) und berufsbildend. Studierende an staatlichen Hochschulen kommen meist aus dem nationalen oder religiösen Curriculum. In Bangladesch gibt es mehr als 53 öffentliche Unis und 37 öffentliche medizinische Hochschulen, für die der Staat die Gebühren übernimmt. Sie können jedes Jahr etwa eine Million Studierende aufnehmen – also mehr als die Zahl der Schüler*innen, die jährlich die Sekundarstufe II abschließen.
Von den mehr als 100 privaten Universitäten haben nur wenige einen guten Ruf. Die Gebühren sind hoch, und in die besten gelangen vor allem Absolvent*innen von englischsprachigen Schulen. Viele dieser Studierenden sind relativ wohlhabend und reisen gern ins Ausland.
Gründe, warum Studierende abwandern, sind unter anderem:
Schlechte tertiäre Bildung im eigenen Land: Bangladeschs Universitäten schneiden in weltweiten Rankings schlecht ab. Die öffentlichen Unis waren zudem in der Vergangenheit oft überfüllt, und in der Lehre fehlte Fachpersonal. Auch die Vermittlung von Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich gefragt sind, könnte besser funktionieren.
Mangelnde Chancen auf dem heimischen Arbeitsmarkt: Hochschulabsolvent*innen sehen sich mit einem Mangel an Forschungsperspektiven und Karrierechancen konfrontiert, zudem mit schlechter Bezahlung und wenigen sonstigen Leistungen. Die meisten Gebildeten streben im Ausland ein Postgraduiertenstudium an, darunter Ingenieur*innen, Ärzt*innen und andere Hochqualifizierte.
Die wachsende Mittelschicht in Bangladesch: Sie kann erhebliche Summen für die Hochschulbildung im Ausland ausgeben. Viele nutzen jede Gelegenheit, sich im globalen Norden niederzulassen, sei es über ein Hochschulstudium oder ein Fachkräfte-Visum. Nach dem Studium im Ausland kehren manche Studierende in ihre Heimat zurück, wandern dann aber doch wieder aus, um ihren Familien eine bessere Zukunft zu bieten. Einige kommen gar nicht erst zurück. In beiden Fällen verliert Bangladesch einige seiner brillantesten Köpfe – und auch das, was es in diese Menschen investiert hat.
Ridwanul Hoque war Jura-Professor an der Universität Dhaka.
ridwandulaw@gmail.com
Sharowat Shamin ist Assistenzprofessorin für Recht an der Universität Dhaka und Doktorandin an der SOAS University of London.
sharowat@du.ac.bd