Bildung

Wie eine Pädagogik der Nachhaltigkeit Afrika hilft

Afrika ist vielfältig, und seine Probleme sind entsprechend komplex. Sie erfordern innovative Lösungen. Bildung, insbesondere Hochschulbildung, ist der Schlüssel, um das Potenzial des Kontinents nachhaltig zu nutzen.
Der US-Botschafter spricht an der Universität von Ghana über Frieden und Ernährungs­sicherheit. picture-alliance/ASSOCIATED PRESS/Misper Apawu Der US-Botschafter spricht an der Universität von Ghana über Frieden und Ernährungs­sicherheit.

Entwicklung hängt weltweit entscheidend von Bildung ab, und nirgendwo zeigt sich das stärker als in Afrika. Angesichts der vielen Herausforderungen und Chancen wird es immer wichtiger, die Art der Wissensvermittlung neu zu denken und anzupassen, um den Bedürfnissen der Gesellschaft Rechnung zu tragen. In diesem Beitrag stellen wir zentrale Strategien für eine Pä­dagogik der Nachhaltigkeit im afrikanischen Hochschulsystem vor.

Nachhaltigkeit ist das Herzstück jeder sinnvollen Entwicklung, und sie umfasst sowohl ökologische als auch soziale und wirtschaftliche Aspekte. Dies gilt auch für Entwicklungspläne wie die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs – Sustainable Development Goals) und die Agenda 2063 der Afrikanischen Union.

Doch in aktuellen Diskussionen wird die Umwelt oft nicht als zentraler Akteur dargestellt, sondern als Problem. Nötig ist deshalb ein neuer Ansatz, der Umweltbewusstsein in den Bildungsalltag integriert. Studierende und künftige Führungskräfte müssen das nötige Wissen, die Fähigkeiten und Werte verinnerlichen, um eine nachhaltigere Entwicklung zu fördern.

Eines der Hauptziele unseres Bildungsansatzes ist es deshalb, ein tieferes Verständnis für Nachhaltigkeit zu schaffen. Die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bereiche sind miteinander verwoben, deshalb müssen wir fachliche Grenzen überwinden und interdisziplinäre Lernansätze fördern. Das ermöglicht es Studierenden, komplexe Herausforderungen umfassend zu verstehen.

Lokales Engagement

Eine Pädagogik der Nachhaltigkeit sollte Methoden anwenden, die auf aktives Lernen und eigene Erfahrungen setzen. Dazu gehört es, Gemeinschaften von vornherein bei der Entwicklung von Ansätzen einzubinden. Lernende bekommen so die Gelegenheit, ihr Wissen konkret auf Probleme in ihren lokalen Gemeinschaften anzuwenden und Veränderungen unmittelbar anzustoßen. Wenn sie im Austausch mit ihnen stehen und die Realität vor Ort kennen, werden ihre Lösungsansätze tendenziell besser den Bedürfnissen der Menschen entsprechen.

Der Fokus auf lokale Themen sollte sich auch in einer anderen Wissenserzeugung und -vermittlung widerspiegeln. Den Anfang sollte ein Bewusstsein für Verantwortung und Ethik machen, das Gemeinschaften einbezieht, neue Ideen zulässt und bürgerschaftliches Engagement fördert.

Bildungseinrichtungen in Afrika sollten sich verpflichten, eine Pädagogik der Nachhaltigkeit in ihre Lehrpläne und ihr operatives Geschäft zu integrieren. Sie sollten Kurse überarbeiten, neue interdisziplinäre Programme entwickeln und auch den Campus nachhaltiger managen. Universitäten können nicht mit Nachhaltigkeit werben und zugleich die Umwelt belasten – oder sich auf ihre Funktion als Orte für Wissensproduktion zurückziehen und ihre gesellschaftliche Verantwortung leugnen.

In Subsahara-Afrika waren 2021 laut Weltbank nur 9,4 Prozent (etwa 9 Millionen Studierende) der entsprechenden Altersgruppe an Hochschulen eingeschrieben. Der globale Durchschnitt liegt mit 38 Prozent deutlich höher. Subsahara-Afrika investiert 21 Prozent seiner öffentlichen Bildungsausgaben in den tertiären Bildungsbereich. Um dort eine Pädagogik der Nachhaltigkeit zu etablieren, bedarf es des gemeinsamen Engagements von Regierungen, Bildungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Privatsektor.

Zusammengenommen entsteht so ein vielversprechender Ansatz, um Afrikas Entwicklung nachhaltig voranzutreiben. Allein reicht er jedoch nicht aus. Wir brauchen eine neue Vision davon, wie wir lernen und leben wollen, und das erfordert gemeinsames Engagement und Handeln. Die Entwicklung zukünftiger Generationen in Afrika hängt davon ab.

Cecilia Y. Ojemaye ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (analytische Umweltchemikerin) für nachhaltige Entwicklung und die Afrika-Agenda 2063 sowie Critical Zones Africa South & East (CzASE), das Teil des Forschungsclusters Environmental Humanities South (EHS) der Universität Kapstadt ist.
cecilia.ojemaye@uct.ac.za

Lesley Green ist Professorin für Erdpolitik. Sie leitet Environmental Humanities South an der Universität Kapstadt und das Forschungsprogramm von Critical Zones Africa South & East (CzASE).
lesley.green@uct.ac.za