Anpassung an Klimawandel

Wertvolle Wirkung

Die WAVE-Initiative der Weltbank macht in einer Studie von 2016 Vorschläge, wie der Nutzen von Mangroven und Korallenriffen gemessen und ökonomisch bewertet werden kann. Es geht darum, Entscheidungsträgern zu vermitteln, was diese gefährdeten Küstenlebensräume wert sind.
Korallenriffe sind unter anderem für die Komoren im Indischen Ozean niedrigschwellige Wellenbrecher. Barathieu/Biosphoto/Lineair Korallenriffe sind unter anderem für die Komoren im Indischen Ozean niedrigschwellige Wellenbrecher.

Mangroven und Korallenriffe federn Erosion und  Auswirkungen extremer Wetterereignisse ab. Das ist wichtig, weil der Klimawandel solche Ereignisse wahrscheinlicher macht. Obendrein sind viele bedrohte Küsten dicht besiedelt.

Wie sehr Mangroven die Stärke von Wellen und Wind reduzieren, hängt von der Dichte der Vegetation, der Wassertiefe und anderen Faktoren ab. Sie können sogar die Wucht von Tsu­namis abmildern. Korallenriffe haben eine ähnliche Schutzfunktion, denn sie wirken wie niedrigschwellige Wellenbrecher, die auch bei Zyklonen die Wucht der Wogen auffangen. 

Die Weltbank rief 2010 das globale Partnerschaftsprogramm WAVE (Wealth Accounting and Valuation of Ecosystems Services) ins Leben. Es soll dafür sorgen, dass Naturkapital in die Entwicklungsplanung und die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung miteinbezogen wird. Dass Mangroven Touristen anlocken, wird in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung oft schon erfasst. Das gilt aber nicht für ihre „Dienstleistung“ in Bezug auf Küstenschutz, Fischereiförderung und Kohlenstoffspeicherung. Internationale Standards wären nützlich.

Es gibt unterschied­liche Methoden, um den Wert natürlicher Lebensräume für den Küstenschutz zu berechnen. Die Autoren von WAVE befürworten den „Expected Damage Function“-Ansatz, den auch  Versicherungsunternehmen gern verwenden. Er erfasst alle bestehenden Risiken und macht Schäden vergleichbar, die an der Küste mit und ohne die natürlichen Lebensräume entstehen. Daraus ergibt sich der ökonomische Wert von Mangroven und Riffen für den Küstenschutz. Diese Methode ist aus Sicht der WAVE-Autoren besser, als den Wert von Mangroven und Riffen anhand der Kosten für künstliche Infrastruktur zu bestimmen („Replacement Cost“-Ansatz).

Laut WAVE-Bericht führt mehr Wissen über den Nutzen von Mangroven und Riffen zu besserem Schutz dieser Ökosysteme. Der Bericht enthält mehr als 20 Fallstudien, die das belegen. Grüne Infrastruktur gedeiht dort gut, wo die örtliche Bevölkerung sie will und politisch fordert. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse können dazu beitragen.

Die Autoren geben zudem mehrere Empfehlungen :

  • Korallenriffe und Mangroven sollten nicht mehr als unkonventioneller Küstenschutz betrachtet werden, da ihre Funktionsweise längst erforscht ist.
  • Pilotprojekte zur genauen umweltökonomische Gesamtrechnung sind nötig.
  • Die Datenlücken über die Küstenschutzleistungen von Riffen und Mangroven sollten geschlossen werden.
  • An vielen Orten wären Schutz und Pflege von Mangroven und Riffen die billigste Methode des Küstenschutzes.
  • Wo Ökosysteme beschädigt wurden und nicht mehr voll leistungsfähig sind, ist Restaurierung zu erwägen.
  • Leitlinien und internationale Verpflichtungen zum Schutz von Mangroven und Riffen wären sinnvoll.
  • Entwicklungsländer sollten Riffe und Mangroven in ihre nationalen Anpassungspläne einbeziehen, und Industrieländer sollten Korallenriffe und Mangroven in ihre Unterstützungsprogramme für die Anpassung und Risikoreduzierung des Klimawandels aufnehmen.

Linda Engel


Link

WAVE, 2016: Managing coasts with natural solutions.
https://www.wavespartnership.org/en/knowledge-center/managing-coasts-natural-solutions

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