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Starkregen in Uganda

Internationale Medien haben Fluten in Uganda vernachlässigt

Dieses Jahr brachte die lang­ersehnte Regenzeit Überflutungen in vielen Teilen des Landes. Am härtesten traf es Gegenden mit fragilen Ökosystemen wie Teile des Hügel- und Berglands, Wälder, Flussläufe, Seeufer und Weideflächen.
Reales Leid – Erhebung der Todesfallzahlen in Kasese, Uganda, Anfang September. Reales Leid – Erhebung der Todesfallzahlen in Kasese, Uganda, Anfang September.

Viele dieser Gebiete haben bereits in den vergangenen Jahren unter menschlichen Eingriffen oder anderen Degradierungen gelitten. Auch ist die Bevölkerung seit der Jahrtausendwende von 23 Millionen auf nahezu 50 Millionen angewachsen. Mit der Industrialisierung nimmt die Verschmutzung zu, das Land kämpft mit diversen Umweltproblemen.

Besonders schädliche Folgen hat die globale Erwärmung. Zahlreiche Dürren, Überflutungen, Stürme, Hitzewellen und Erdrutsche beeinträchtigen die Landwirtschaft und somit die Ernährungssicherheit. Zudem hat sich in Gegenden mit nun längeren Regenphasen die hygienische Situation verschlechtert, entsprechend ist auch das Cholerarisiko gestiegen.

Das Leid ist groß. Allein im August und September starben Berichten zufolge mehr als 60 Menschen durch die Überflutungen. Viele haben ihr Zuhause verloren, eine humanitäre Krise droht. Hilfsorganisationen mussten eingreifen. Am schlimmsten ist es in den Regionen Elgon, Südwest, Lango und West-Nil.

Globale Medienberichterstattung

International finden Ugandas aktuelle Probleme kaum Beachtung. Weltweit Schlagzeilen machten andere Katastrophen, etwa die Überschwemmungen in Pakistan (siehe Imran Mukhtar auf www.dandc.eu).

Verglichen mit der Flutkatastrophe in Pakistan sind die ugandischen Zahlen niedrig. Dennoch leiden etwa 90 000 Menschen, als direkt Betroffene unter den Folgen. Klar ist, dass die Medien sich auf die schlimmste Fälle fokussieren – und dass die Klimakrise darüber hinaus weltweit noch wesentlich mehr Menschen trifft.

Ugandas Wirtschaft hängt größtenteils von der Landwirtschaft ab, insbesondere vom regengespeisten Feldbau. Viele Betriebe sorgen sich um die Ernte. „Der Regen ist gut für uns”, sagte der Landwirt Kasasa Emmanuel aus dem Distrikt Wakiso noch im Sommer. „Aber wenn er weiter so stark fällt, könnte unsere Ernte kaputtgehen.“ Experten gehen allerdings weiter von guten Ernten aus, besonders dort, wo es keine übermäßigen Niederschläge gab.

Anpassung ist dringend nötig

Laut Alex Businge von der Beratungsfirma Harvest Agriculture Solutions ist es zentral, die Frühwarnsysteme zu stärken. Menschen vorzuwarnen hilft, Schäden durch extreme Wetterereignisse zu verringern.

Frühwarnsysteme sind nicht der einzige Weg, sich an die globale Erwärmung anzupassen. Die veränderten Wettermuster wirken sich nicht nur auf die Landwirtschaft aus, sondern auch auf die Wasserversorgung, menschliche Gesundheit, Siedlungen und allgemeine Infrastruktur.

Julius Mucunguzi, ein Regierungsbeamter, sagt: „Die langfristige Lösung besteht darin, die Umwelt zu schützen, sich von Feuchtgebieten und Flussufern fernzuhalten und die Zerstörung von Flussläufen zu vermeiden.“ Der Klimawandel ist in seinen Augen unbestreitbar. „Man kann nicht mehr vorhersagen, wann und wie intensiv es regnen wird“, ergänzt er.

In Uganda und vielen anderen Entwicklungsländern sind nationale Regierungen tendenziell überfordert. Große Not bringt auch die Inflation. Sie entstand infolge der langen Covid-19-Lockdowns und hat sich durch die Verknappung von Rohstoffen aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine verschärft (siehe hierzu meinen Beitrag auf www.dandc.eu).

Die am wenigsten entwickelten Länder verdienen Entschädigungen für Schäden, die sie nicht verursacht haben. Verursacherländer müssen Verantwortung übernehmen. Wir brauchen ein internationales Abkommen für „Verluste und Schäden“ (siehe Saleemul Huq auf www.dandc.eu).

Außerdem müssen unsere Regierungen Lösungen auf lokaler Ebene finden und umsetzen. Naturbasierte Optionen sind sinnvoll. Sie sind relativ günstig, dabei hocheffektiv und dienen sowohl der Anpassung an die Klimakrise als auch der Schadensbegrenzung (siehe David Mfitumukiza auf www.dandc.eu).

Oft lenken kurzfristige Bedürfnisse die Aufmerksamkeit von langfristigen Erfordernissen ab. Die internationale Gemeinschaft kann es sich aber nicht leisten, die Klimakrise zu ignorieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Probleme außer Kontrolle geraten.


Ronald Ssegujja Ssekandi ist ein Autor aus Uganda und betreut für E+Z/D+C die Kolumne Heutzutage.
sekandiron@gmail.com