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Rechte indigener Völker

Wie Tansania die Rechte der Maasai missachtet

Die tansanische Regierung entzieht den Maasai im Ngorongoro-Gebiet systematisch Rechte. Menschenrechtsaktivist*innen berich-ten, dass zuletzt alle Wahllokale der Region geschlossen und die Menschen angewiesen wurden, in bis zu 600 Kilometer entfernten Wahllokalen ihre Stimmen abzugeben.
Die Maasai sehen ihr Land und ihre Kultur durch die Maßnahmen der tansanischen Regierung gegen sie bedroht. Kizito Makoye Die Maasai sehen ihr Land und ihre Kultur durch die Maßnahmen der tansanischen Regierung gegen sie bedroht.

Laut Aktivist*innen und Vertreter*innen der Gemeinde hat die Unabhängige Nationale Wahlkommission (INEC) die Namen der Maasai bereits in andere Gebiete übertragen, obwohl sie noch immer im Ngorongoro-Schutzgebiet (Ngorongoro Conservation Area – NCA) leben. Die Regierung will die Maasai angeblich in diese neuen Gebiete umsiedeln.

Der jüngste Schritt scheint Teil einer umfassenderen Strategie zur Vertreibung der Maasai aus ihrem Land unter dem Deckmantel des Naturschutzes zu sein. Dabei sind die Maasai seit Generationen eng mit ihrem Land verbunden und leben im Einklang mit der Tierwelt, insbesondere im Ngorongoro-Krater, einem UNESCO-Weltnaturerbe. Bereits 2021 kündigte die Regierung unerwartet an, rund 82 000 Maasai bis 2027 aus dem Gebiet umsiedeln zu wollen, um die Tierwelt zu schützen – die Maasai zerstörten demnach wichtige Wasserquellen und Lebensräume der Tiere. Noch leben laut Schätzungen mehr als 100 000 Menschen in der NCA.

Die Begründung ist nur ein Vorwand. Studien zeigen, dass die traditionellen Praktiken der Maasai im Einklang mit der Natur stehen. Trotzdem scheint die Regierung die Maasai aus ihrem Land verdrängen zu wollen. Menschenrechtsaktivist*innen berichteten bereits im April 2023, dass die Regierung den Zugang zu grundlegenden Diensten wie der Gesundheitsversorgung und Bildung im Schutzgebiet bewusst vernachlässige, um den verbliebenen Maasai das Leben so schwer wie möglich zu machen. Weitere Berichte zeugen von gewaltsamen Vertreibungen, willkürlicher Beschlagnahmung und Versteigerung von Maasai-Rindern sowie Auseinandersetzungen, bei denen bewaffnete Polizist*innen Maasai mit Pfeil und Bogen gegenüberstanden.

Das eigentliche Ziel scheint zu sein, sie von ihrem Land zu vertreiben, um den Weg für Tourismus zu ebnen und besonders wohlhabenden Tourist*innen ungehinderten Zugang zu Wildtieren zu ermöglichen. Beispielsweise wurden rund 580 Quadratkilometer Weideland beschlagnahmt, um ein exklusives Jagdgebiet für die königliche Familie von Dubai zu schaffen.ail.com

Vertreibung ganzer Gemeinschaften

Und nicht nur die Maasai sind betroffen. In ganz Tansania werden indigene Gemeinschaften unter dem Vorwand des Naturschutzes oder der Entwicklung von mächtigen Investor*innen verdrängt. Auch die zahlreichen internationalen Abkommen, die Tansania unterzeichnet hat – etwa die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte indigener Völker, die den Schutz indigener Kulturen und das Recht auf Selbstbestimmung gewährleisten soll –, ändern daran nichts. Bisher kommt die Regierung trotz der Verstöße gegen diese Abkommen straflos davon.

Die ungehinderte Teilnahme an Wahlen ist ein Eckpfeiler der Demokratie. Eigentlich räumt Artikel 21 der tansanischen Verfassung allen Bürger*innen das Recht ein, an öffentlichen Angelegenheiten teilzunehmen, sei es direkt oder durch gewählte Vertreter*innen. Doch mit dem Schließen der Wahllokale werden die Rechte der Maasai mit Füßen getreten.

Die Maasai und ihre einzigartige Lebensweise sind ein wesentlicher Teil der nationalen Identität Tansanias. Sie verdienen es, gehört, respektiert und von der Regierung wie alle Bürger*innen geschützt zu werden. Doch nun stehen ihre Kultur, ihre Traditionen und ihre Existenz auf dem Spiel.

Es ist deshalb dringend notwendig, dass sie in ihrem Kampf für Gerechtigkeit internationale Unterstützung erfahren. Nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen sowie alle rechtschaffenen Tansanier*innen müssen sich gegen die eklatanten Verletzungen der Rechte der Maasai aussprechen.

In einer echten Demokratie zählt jede Stimme. Die Maasai verdienen die gleichen Rechte und den gleichen Schutz wie alle anderen Bürger*innen. Alle Schritte, ihnen ihre Rechte zu entziehen, müssen rückgängig gemacht werden. Die Regierung muss zur Rechenschaft gezogen und Ngorongoro wieder in das Wählerverzeichnis aufgenommen werden. Alles andere wäre ein Affront gegen die Gerechtigkeit und dieMenschenrechte.

Kizito Makoye ist ein Umweltjournalist aus Tansania.
kizmakoye@gm