Entwicklung und
Zusammenarbeit

Elasticsearch Mini

Elasticsearch Mini

Globale Umwelt

Irreversible Klimakatastrophe

Das vergangene Jahr war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, und das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens wurde gebrochen. Obwohl die Erde in desolatem Zustand ist, setzt sich unseriöse Propaganda von Lobbygruppen stärker durch als redliche wissenschaftliche Forschung.
Klimaschäden werden schlimmer: Verbrannte Häuser in Los Angeles im Januar 2025. picture alliance / Anadolu / Tayfun Coskun Klimaschäden werden schlimmer: Verbrannte Häuser in Los Angeles im Januar 2025.

Die globale Umweltkrise spitzt sich zu. Multilaterale Konferenzen im letzten Quartal des vergangenen Jahres, auf denen es um die miteinander verzahnten Themen Biodiversität, Klima, Plastikmüll und Wüstenbildung ging, brachten keine wirkliche Änderung. 

Fachleute schlagen Alarm, blieben auf den Konferenzen aber ungehört. Die wohl wichtigste Warnung kam vom State of the Climate Report 2024, den ein Forschungsteam unter der Leitung von William Ripple von der Oregon State University in der Zeitschrift BioScience veröffentlicht hat. 

Der Bericht beginnt mit: „Wir stehen am Rande einer irreversiblen Klimakatastrophe.“ Den „planetarischen Vitalzeichen“ nach zu urteilen, befindet sich die globale Erwärmung nun in einer neuen Phase. Diese Zeichen beinhalten unter anderem globale Temperaturen, den Grad der Umweltverschmutzung, Treibhausgasemissionen, Subventionen für fossile Brennstoffe, Verlust von Waldflächen, Fleischproduktion und viele weitere. Fünfundzwanzig aus diesen insgesamt 35 Vitalindikatoren überschreiten die Nachhaltigkeitsschwelle. 

Klimaforscher*innen bezweifeln daher zunehmend, dass die globale Erwärmung noch auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden kann. Dem Bericht nach rechnen 80 Prozent der Fachleute mit einem Temperaturanstieg von mindestens 2,5 Grad Celsius, die Hälfte geht sogar von drei Grad aus. 

Rückkopplungsschleifen und Kipppunkte

Besonders alarmierend sind Rückkopplungsschleifen und Kipppunkte. Rückkopplungsschleifen sind zirkuläre, sich selbst verstärkende Trends, und Kipppunkte sind Marken, nach deren Erreichen ein Trend nicht mehr umkehrbar ist.

Der Bericht nennt mindestens 28 Rückkopplungsschleifen, die die globale Erhitzung ankurbeln. Zudem mahnt er, dass bei 1,5 Grad Celsius wohl mehrere Kipppunkte überschritten werden – etwa die Schmelze der Eisschilde Grönlands und der Westantarktis, das Tauen des borealen Permafrosts und die Zerstörung der Korallenriffe. 

Das Auslösen eines einzigen Kipppunkts könnte eine Kaskade von Reaktionen lostreten. Zum Beispiel könnte die Schmelze des grönländischen Eisschildes Meeresströmungen unterbrechen und so den Amazonas-Regenwald destabilisieren. Verheerende Folgen für die Menschheit wären nicht nur Extremwetter, sondern auch Hungersnöte, Massenmigration und Gewaltkonflikte. Die Autor*innen fordern mehr Forschung zu Rückkopplungsschleifen und Kipppunkten.

Gefährliche Trends

Der Bericht weist auf gefährliche Trends in Bezug auf Ozeane und Wälder hin. Das Überleben von Korallenriffen hängt an einem seidenen Faden. Hitze und Versauerung tragen auf verschiedene Weise zu einem Massensterben der Meeresfauna bei. Der Baumbestand der Erde ging im Jahr 2023 um über 40 Prozent auf 28,3 Mio. Megahektar zurück. Fast die Hälfte davon fiel Waldbränden zum Opfer. Die Waldzerstörung setzt wiederum Kohlenstoff frei, was die globale Erhitzung beschleunigt. 

Die Forscher*innen begrüßen die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien, betonen aber, dass fossile Brennstoffe weiterhin das größte Problem darstellen. 2023 war der Verbrauch fossiler Brennstoffe 14-mal so hoch wie der erneuerbarer Energien. 

Krise der sozialen Gerechtigkeit

Die Klimakrise ist auch eine Krise der sozialen Gerechtigkeit, wie der Bericht unterstreicht. Arme Gemeinschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika haben kaum dazu beigetragen, leiden aber am schlimmsten. Die Autor*innen sprechen von einer „tiefgreifenden Polykrise“, die die Stabilität der menschlichen Zivilisation bedroht.

Dennoch ist den Fachleuten wichtig zu betonen, dass wir die Fähigkeiten und das Wissen haben, um den Klimawandel trotz unserer ernsten Lage bewältigen zu können. Es gibt Lösungen, und viele werden auch wirtschaftlich tragfähiger. Der Bericht fordert, dem Klimawandel in den Lehrplänen weiterführender Schulen und in der Hochschulbildung wesentlich mehr Relevanz einzuräumen. Entschlossenes Handeln ist gefordert, und je besser die Menschen verstehen, was auf dem Spiel steht, desto eher kommt es dazu.

Wissenschaftler*innen arbeiten nach bestem Wissen und Gewissen. Peer-Reviews durch andere stellen sicher, dass ein solcher Bericht evidenzbasiert, nuanciert und objektiv ist. Leider hat unseriöse Propaganda von Lobbygruppen oft mehr Einfluss. Solche Organisationen, die die Vorzüge konventionellen Wachstums preisen, setzen sich auf globalen Konferenzen oft durch und ignorieren bewusst, dass ihre Vorschläge in die Katastrophe führen. Ihr Einfluss wird dadurch potenziert, dass einige wenige Ölstaaten einen multilateralen Konsens blockieren können, wie letztes Jahr auf dem UN-Klimagipfel in Baku zu sehen war.

Link
State of the climate report 2025:
https://academic.oup.com/bioscience/advance-article/doi/10.1093/biosci/biae087/7808595 

Roli Mahajan ist eine Journalistin aus Lucknow, Indien.
roli.mahajan@gmail.com 

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.