Entwicklung und
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Politisches Engagement

Sehnsucht junger Menschen nach einem friedlichen Afrika

In der konfliktreichen Region der Großen Seen in Ostafrika engagieren sich Jugendliche in einem Projekt für Frieden. Viele träumen von einem geeinten, prosperierenden Kontinent.
Demonstration für Frieden in Goma, DR Kongo, im Mai. picture-alliance/ASSOCIATED PRESS/Moses Sawasawa Demonstration für Frieden in Goma, DR Kongo, im Mai.

Die Region der Großen Seen in Ostafrika umfasst die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo), Ruanda, Burundi, Uganda und Tansania. Ihre Geschichte ist geprägt von blutigen Konflikten: von der Kongokrise in den 1960er-Jahren über den Völkermord an den Tutsi 1994 in Ruanda bis hin zu gegenwärtigen Kämpfen im Osten der DR Kongo. Die Länder der Region gehören nach wie vor zu den ärmsten der Welt. Sie beherbergen zahlreiche Binnengeflüchtete. Traumatisierung durch Gewalt prägt den Alltag vieler Menschen.

Auch die Jugendlichen in der Region blieben nicht verschont: Viele kamen bei kriegerischen Auseinandersetzungen ums Leben, wurden verstümmelt und mussten ihre Heimat verlassen. Andere wurden in jungen Jahren von Milizen rekrutiert und unter grausamen Umständen gezwungen, selbst zu Täter*innen zu werden.

Als Reaktion darauf, dass Jugendliche in der Region der Großen Seen seit Jahrzehnten in gewalttätige Konflikte verwickelt sind, entstand das Projekt „Great Lakes Youth Network for Dialogue and Peace“ („Jugendnetzwerk für Dialog und Frieden“). Jugendliche setzen sich hier aktiv für Frieden ein. Sie engagieren sich beispielsweise für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Lebensgrundlagen – Ressourcenkonflikte bergen Gewaltpotenzial. Auch gegen den Klimawandel sind sie aktiv, denn auch er führt zu Konflikten, etwa dort, wo er Menschen aus ihrer Heimat vertreibt. Gute Regierungsführung ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Arbeit des Netzwerks.

Das Projekt wird von der EU und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) finanziert und von fünf afrikanischen zivilgesellschaftlichen Organisationen getragen: Pole Institute (DR Kongo), Vision Jeunesse Nouvelle (Ruanda), Actions for Democracy and Local Governance (Tansania) sowie Cornerstone Development Africa und LéO Africa Institute (Uganda). Die Zentrale liegt in Goma im Osten der DR Kongo, beteiligt sind Initiativen in Tansania, Uganda, der DR Kongo, Ruanda und Burundi.

Das Netzwerk bietet Austauschmöglichkeiten für Jugendorganisationen und andere wichtige Akteure. Es soll so zu Frieden und Stabilität beitragen, wie Projektleiter Jean Claude Twahirwa erklärt. „Wir möchten die aktive, kooperative und nachhaltige Rolle von Jugendaktionen und -initiativen für Frieden und Stabilität fördern. Es ist eine Schnittstelle zwischen Jugendgruppen und Akteuren aus Politik, Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und Medien“, sagt er.

Junge Leute tauschen Erfahrungen aus

Zu den Aktivitäten gehören jährliche Konferenzen, bei denen Jugendliche ihre Netzwerke pflegen. Auf der jüngsten Summer School, die im September 2023 in Tansania stattfand, tauschten 120 junge Leute ihre Erfahrungen aus. Auf dem Programm standen Themen wie internationale Angelegenheiten und Entwicklung, Jugendaktivismus und Vertrauensbildung sowie Reaktionen auf die Klimakrise.

Das Treffen diente als Startschuss für die Gründung der Afrikanischen Jugendkoalition für Frieden und Entwicklung, die sich über die Region der Großen Seen hinaus auf den gesamten afrikanischen Kontinent erstreckt. Ihre Mission ist ein geeintes, friedliches und prosperierendes Afrika. Vertreter*innen aus Tansania erklärten sich bereit, das Sekretariat mit Sitz in Mwanza zu übernehmen.

Es ist ein Schritt in Richtung dessen, was der Panafrikanist Kwame Nkrumah, Ghanas erster Präsident, ersehnt hatte: ein vereintes Afrika mit einer Regierung, einem Reisepass, einer einheitlichen Währung, einer Armee und einer gemeinsamen Außenpolitik. Die Jugendlichen diskutierten darüber während ihres Treffens in Tansania. „Wenn die Einheit für Europa gut ist, wie die Europäische Union beweist, warum nicht auch für Afrika?“, fragte ein Jugendlicher aus Süd-Kivu in der DR Kongo.

Es sei daran erinnert, dass Afrika bei der Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU), der heutigen Afrikanischen Union (AU), im Mai 1963 nicht bereit war, sich zu einer starken Union afrikanischer Staaten nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika zusammenzuschließen. Nicht wenige Jugendliche sehen dies heute anders. Sie wünschen sich mehr Einheit in Afrika – und weniger Tribalismus.

Panafrikanische Bemühungen

Die anwesenden Entwicklungspartner kündigten schnell ihre Bereitschaft an, ein auf ganz Afrika ausgedehntes Projekt zu unterstützen. Tilmann Feltes, Leiter des KAS-Auslandsbüros Tansania, bekräftigte das Engagement der Beteiligten und erklärte, dass Frieden und Konfliktlösungen Hauptanliegen seien. Emilio Rossetti, stellvertretender EU-Delegationsleiter in Tansania, erklärte, die EU finanziere das Projekt, weil es dem Prinzip der Einheit in der Vielfalt entspreche. Die 27 EU-Mitgliedstaaten hätten gemäß diesem Prinzip seit einem Vierteljahrhundert untereinander keinen bewaffneten Konflikt mehr erlebt. Auch in der Region der Großen Seen sei Frieden möglich.

Allein in Tansania gebe es mehr als 20 Millionen junge Menschen im Alter von 15 bis 35 Jahren in einem Land mit 62 Millionen Einwohner*innen, betonte Yohana Madadi, leitender Beamter im Büro des Premierministers. Angesichts der zunehmenden Arbeitslosigkeit und des Menschenhandels sei die Regierung um ihre Sicherheit besorgt.

Fred Mwesigwa, der ugandische Hochkommissar in Tansania, wies darauf hin, dass Friedenskonsolidierung die Grundlage für die Entwicklung jeder Volkswirtschaft darstelle. Die Jugendlichen sollten es vermeiden, sich in gefährliche Aktivitäten zu verstricken.

Um ihre Vision eines friedlichen Afrikas zu verwirklichen, benötigen die Jugendlichen Mitspracherecht. Sie fordern, an politischer Entscheidungsfindung beteiligt zu sein. An ihren Friedensbemühungen sollten sich etablierte Politiker*innen ein Beispiel nehmen. Gute Regierungsführung gemäß demokratischen Prinzipien ist dringend nötig. Politische Interessen sollten friedlich ausgehandelt werden. Die Gewalt muss endlich ein Ende haben.

Lawrence Kilimwiko ist ein Journalist aus Daressalam, Tansania.
lkilimwiko@yahoo.com