Humanitäre Krisen

Was die Weltöffentlichkeit übersieht

In einem aktuellen Bericht macht Care International auf zehn humanitäre Krisen aufmerksam, die die Medien 2018 übersehen haben. Während Zeitungen, Rundfunk und soziale Medien sich auf Venezuela, Nordkorea und den Nahen Osten konzentrierten, übersahen sie neun Länder mit großen Problemen. Sie ignorierten etwa die andauernden Unruhen in Äthiopien, in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) und im Sudan. Der Care-Bericht bestätigt derweil Einsichten aus dem Globalen Klima-Risiko-Index von Germanwatch.
Frauen und Kinder warten auf Wasser während einer Dürre in Äthiopien. Mulugeta Ayene/picture-alliance/AP Photo Frauen und Kinder warten auf Wasser während einer Dürre in Äthiopien.

Nur zwei der humanitären Krisen, die die internationale humanitäre Organisation benennt, sind nicht afrikanisch. Auf der Liste stehen die DRK, die Zentralafrikanische Republik, Äthiopien, Sudan, die Philippinen, Haiti, Tschad, Niger und Madagaskar. Die Krisen sind zum Teil regional und betreffen nicht das gesamte Land. Äthiopien wird zweimal genannt, wegen zwei verschiedener Krisen: Vertreibung und Hunger.

Was alle Krisen verbindet, ist den Autoren zufolge, dass Probleme wie Armut, Hunger und Vertreibung oft eng verknüpft sind. Krisenauslösend sind zudem Naturkatastrophen, Dürren und Ernteausfälle.

In Haiti ist die Lage besonders schlimm, so dass das Land die Liste anführt. Die Autoren sehen Haiti in einer existenziellen Notlage, Hunger sei weit verbreitet. Das habe aber die internationalen Medien nicht interessiert. Die Hälfte der Haitianer lebe vor einer Kaufkraft von weniger als einem Dollar pro Tag und Kopf. Zudem seien 22 Prozent der Kinder in Haiti chronisch mangelernährt. Die Hauptprobleme sind extreme Armut, schwache Infrastruktur und Naturkatastrophen, die jeden noch so kleinen Fortschritt wieder zunichtemachen. 

In vielen Fällen ist Klimawandel ein Teil des Problems. Drei der genannten Länder kamen bereits 1998 und 2017 in den Top Ten des Globalen Klima-Risiko-Indexes von Germanwatch vor. Im aktuellen Klima-Risiko-Index von 2019 steht Haiti auf dem vierten Platz.

In Madagaskar beeinträchtigte der ­Klimawandel die Getreideernte schwer. Laut Care führte das unter anderem zu Spannungen in Familien, häuslicher Gewalt und Kinderehen. Außerdem versäumten viele Kinder die Schule. Ihre Eltern hätten Schwierigkeiten, sie zu ernähren.

Ähnliches geschieht auch in den anderen Krisenländern. Die Menschen leiden unter den Folgen des Treibhauseffekts, zu dessen Entstehen sie – im Gegensatz zu Ländern mit hohen Einkommen – wenig beigetragen haben. Care will nicht nur Hilfe leisten, sondern auch Aufmerksamkeit auf die humanitären Krisen richten. Der Bericht legt dar, was politische Entscheidungsträger, Hilfsorganisationen, Journalisten und Konsumenten tun können.


Links

Suffering in Silence: The 10 most under-reported humanitarian crises of 2018.
https://www.care-international.org/files/files/Report_Suffering_In_Silence_2018.pdf

Global Climate Risk Index 2019:
https://germanwatch.org/sites/germanwatch.org/files/Global%20Climate%20Risk%20Index%202019_2.pdf