Ernährungssicherheit

Neues Bündnis

Im Kampf gegen den Hunger tut sich die G7 – die Gruppe der sieben größten Industrienationen – mit internationalen Partnern zusammen. Aus Sicht von Svenja Schulze, der Bundesministerin für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, droht die „schwerste Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg“.
Svenja Schulze, Ministerin für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung. BPA / Steffen Kugler Svenja Schulze, Ministerin für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung.

Mitte Mai haben die für Entwicklung zuständigen Minister und Ministerinnen der G7-Staaten zusammen mit anderen internationalen Führungspersönlichkeiten bei einem Treffen in Berlin ein neues Bündnis für Ernährungssicherheit beschlossen: die „Global Alliance for Food Security“. Einem gemeinsamen Statement von Schulze und Weltbankpräsident David Malpass zufolge ringt die Weltgemeinschaft derzeit mit mehreren, sich überschneidenden Krisen. Dazu gehören unter anderem Russlands Angriffskrieg in der Ukraine, Auswirkungen der Corona-Pandemie, aktuelle ökonomische Unsicherheiten, unterbrochene Lieferketten sowie gravierende Dürren. Am schwersten betroffen seien die ärmsten und verwundbarsten Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Im April hatte sich Schulze bei der Frühjahrstagung von Weltbank und Währungsfonds in Washington für die Gründung solch eines Bündnisses ausgesprochen. Sie unterbreitete den Vorschlag im Schulterschluss mit Malpass sowie dem Direktor des World Food Programmes (WFP), David Beasley, und der indonesischen Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati. Indonesien hat in diesem Jahr den Vorsitz in der G20 und Deutschland in der G7. Folglich haben beide Länder derzeit noch größeren internationalen Einfluss als sonst.

Es geht darum, eine agile und multilaterale Plattform zu schaffen, wie das auch in der Corona-Pandemie geschah. An Bord waren zum Zeitpunkt des Berliner Treffens neben den G7, der Weltbank und dem WFP auch die EU-Kommission, die UN Global Crisis Response Group, Norwegen, Dänemark, die Afrikanische Union und der International Fund for Agricultural Development (IFAD). Weitere Institutionen – auch aus Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft – sind willkommen.

Auf dem Weltmarkt sind Lebensmittelpreise nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine im Februar schnell gestiegen (siehe Claudia Isabel Rittel auf www.dandc.eu). Beide Länder waren zuvor wichtige Getreideexporteure. Angesichts steigender Preise haben seither mehrere Länder Getreideausfuhren gestoppt und damit die Weltmarktprobleme weiter verschärft. Schulze hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, er nutze Hunger als Waffe.

Kurzfristig geht es nun darum, wie es in dem Statement von Schulz und Malpass heißt, Maßnahmen in den kommenden Monaten abzustimmen. Zentrale Bedeutung hätten dabei  

  • die bessere Versorgung mit Nahrung, Dünger und Treibstoff,
  • der Abbau von Handelsschranken und
  • Finanzhilfen zur Linderung von Krisenfolgen.  

Weltweite Ernährungssicherheit werde aber fortdauernde Verpflichtungen erfordern, heißt es in dem Papier, das entsprechend auch langfristige Ziele formuliert. Es sei nötig, die Widerstandskraft von Ländern angesichts aktueller Risiken und künftiger Herausforderungen wie dem Klimawandel zu stärken. Die neue Allianz soll die Lebensmittelversorgung stärken und den graduellen Wandel zur nachhaltigen Landwirtschaft voranbringen.

Als Teil ihrer Klimapolitik haben die G7 zudem vereinbart, weitere Energiewende-Partnerschaften mit Entwicklungsländern einzugehen. Sie bekräftigten auch hier Interesse an Länderpartnerschaften, um öffentliche und private Mittel für nachhaltige und klimaresiliente Infrastruktur zu mobilisieren. Erstmals in einer Abschlusserklärung bekannten sie sich zudem zu mehr Engagement im Bereich der Klimaschäden und -verluste. Als wichtig bezeichnet werden in diesem Zusammenhang sowohl Privatversicherungen (siehe Renate Bleich et al. auf www.dandc.eu) als auch staatliche soziale Sicherung (siehe Stefan Beierl auf www.dandc.eu).


D+C/E+Z