Dem ostasiatischen Modell folgen
Threat to the West or Model for the Rest?
Oxford University Press, 2007, 432 p.,
$ 35, ISBN 0-19-920834-4 978-0-19-920834-0
Randall Peerenboom ist ein Optimist. Seiner Ansicht nach modernisiert sich die Volksrepublik China ähnlich wie andere asiatische Länder zuvor. Das autoritäre Regime schaffe die Grundlagen für eine florierende Wirtschaft, nicht zuletzt durch Investitionen in Institutionen und Humankapital. „China ist keineswegs perfekt“, schreibt Peerenboom in seinem Fazit. „Aber es könnte viel schlimmer sein.“
Laut Peerenboom folgt China dem „ostasiatischen Modell“ Japans, Südkoreas und anderer Nationen, die den Anschluss an den Weltmarkt gefunden haben. Langfristig könnte China auch auf Demokratie und Menschenrechte zusteuern, argumentiert der Rechtsprofessor der University of California, Los Angeles. Sicher sei das aber keineswegs.
Der Autor versteht, dass Regierungen reicher Länder Kooperation mit China, dessen Machtzuwachs die gegenwärtige Weltordnung in Frage stelle, schwerfallen mag. Als Anlass zur Hoffnung, dass Krieg vermieden werden kann, nennt er die hohen Kosten des Scheiterns um eine friedliche Lösung für alle Beteiligten. Beijing jedenfalls habe bisher kein internationales Chaos riskiert.
Peerenboom weiß, dass China eine brutale Diktatur ist, aber er besteht darauf, dass es in Bezug auf steigenden Lebensstandard für große Teile der Bevölkerung Fortschritte macht. Da Rechtsstaatlichkeit und Good Governance eng mit Wohlstand verknüpft seien, rechnet der Autor damit, die Lage werde sich weiter verbessern, wenn China reicher werde. Er betont, dass Land stehe in Bezug auf soziale und wirtschaftliche Rechte sowie Regierungsführung besser da als viele andere Staaten mit ähnlich niedrigen Durchschnittseinkommen.
Peerenbooms Argumente sind plausibel und werden von Daten gestützt. Offizielle Statistiken aus China sind allerdings nicht unbedingt glaubwürdig. Und solche, die die UN, der CIA oder nicht-staatliche Organisationen aufstellen, basieren auf Schätzungen und haben eigene Glaubwürdigkeitsprobleme. Ob Peerenboom überzeugt, bleibt daher ein Stück weit Ansichtssache. Fest steht dennoch, dass die Industrialisierung in China mit Volldampf vorangeht und dass die Gesellschaft viel offener ist als in der Mao-Ära.
Insofern taugt China als Modell für andere Entwicklungsländer. Peerenboom verniedlicht Sorgen nicht. Als „bittere Pille“ bezeichnet er seine Einsicht, dass Demokratisierung bei niedrigem Wohlstand „wahrscheinlich kontraproduktiv“ sei, während Stabilität Entwicklung fördere. In China geschehe das „mit erheblichen Kosten, unter anderem der Einschränkung ziviler und politischer Rechte“.
Wichtiger sind andere Lehren, die Peerenboom zieht. Er verweist auf die Bedeutung makroökonomischer Stabilität, rät aber von radikaler Privatisierung und schneller Öffnung der Finanzmärkte ab. Peerenboom betont, die chinesische Regierung achte auf wachsende Ungleichheit im Land und habe sinnvolle Reformen zugunsten der breiten Mehrheit gestartet. „Die Hauptlektion für andere Länder ist vielleicht, wie wichtig ein pragmatischer Reformansatz ist“, urteilt der Autor. (dem)