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Umstrittene Kampagne

Malawi's Freiwilliges Medizinisches Beschneidungsprogramm für Männer soll die Ausbreitung von HIV/Aids eindämmen. Aber es kommt nicht voran.
Raphael Mweninguwe Mweninguwe Raphael Mweninguwe

HIV/Aids ist ein ernstes Problem in Afrika. Aber nicht alle finden Vorschläge, wie weitere Infektionen zu verhindern sind, überzeugend. Beschneidung – die Entfernung der Penisvorhaut – reduziert bei Männern bekanntermaßen die Gefahr einer HIV-Infektion. Malawis Regierung hat deshalb im Oktober 2011 das Freiwillige Medizinische Beschneidungsprogramm für Männer (VMMC – Voluntary Medical Male Circumcision Programme) gestartet – mit dem Ziel, 2,1 Millionen Männer bis 2016 zu beschneiden.
 
Die Regierung schätzt, dass 12 Prozent von Malawis 13 Millionen Menschen HIV-infiziert sind. Mehr als 300 000 Menschen bekommen kostenlose anti-retrovirale Behandlung; 2004 waren es nur 5000.
 
Das Beschneidungsprogramm wurde aufgrund der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Jahre 2007 als eine HIV-Vorbeugungsmaßnahme eingeführt. Die Umsetzung stellt sich jedoch als schwierig heraus.

Laut Malawis Gesundheitsministerium hatten sich bis Ende 2012 lediglich 15 000 Männer zu einer freiwilligen Beschneidung bereit erklärt – nur 0,7 Prozent der Zielvorgabe. Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Henry Chimbali, begründet das mit mehreren Faktoren wie Defiziten bei Werbekampagnen, Kommunikation und Personal.

Andere Dinge wie Religion, Kultur und traditionelle Vorstellungen sind aber auch relevant. 80 Prozent der Bevölkerung sind Christen, die anders als Muslime und Juden Beschneidung nicht als Norm praktizieren. Viele Menschen, zu deren überliefertem Glauben Beschneidung nicht gehört, tun sich schwer mit der Vorstellung und vermuten, sie widerspreche irgendwie ihrer Religion. Und Männer mögen generell keine Operationen an ihrem Geschlechtsteil.
 
Malawis katholische Bischöfe empfehlen Beschneidung, um neue Infektionen zu verhindern. Andererseits lehnen sie den Gebrauch von Kondomen ab, einen viel sichereren Weg der HIV-Prävention.


In Malawi wird die Beschneidung hauptsächlich im Süden des Landes praktiziert, wo viele Migranten leben und die HIV-Rate hoch ist. Dort leben laut amtlicher Statistik rund 70 Prozent der HIV-Infizierten.

Das VMMC Programm hat auch Schattenseiten. Forscher von der University of Malawi stellten fest, dass viele Teilnehmer später ungezügelten Sex hatten, und sagten, ihnen könne doch nichts mehr passieren. Tatsächlich reduziert Beschneidung das Infektionsrisiko nur um etwa 40 Prozent und schließt es nicht völlig aus. Die Wissenschaftler sagen, mehr Aufklärung sei nötig. Es müsse beachtet werden, dass 45 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind.

Nach Schätzungen des Gesundheitsministeriums gab es 2011 in Malawi 70 000 neue HIV-Infektionen. Voriges Jahr waren es dank diverser Aufklärungskampagnen und HIV-Testserien nur noch 50 000.  Die Regierung hofft, dass das Beschneidungsprogramm dazu beiträgt, noch mehr Infektionen zu verhindern. Die bisherige Implementation war aber zu langsam, um viel bewirkt zu haben.



 

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