Entwicklung und
Zusammenarbeit

Informal market

In Rauch aufgegangen: Ghanas Kantamanto-Markt

Es mutet wie ein Wunder an, dass bei dem verheerenden Feuer im Januar nur ein Todesopfer zu beklagen war. Es hätte viel schlimmer kommen können, als Kantamanto, der Second-Hand-Markt in Accra, abbrannte.
Zwei Tage nach dem Brand hat der Wiederaufbau bereits begonnen. picture alliance / ZUMAPRESS.com / Julius Mortsi
Zwei Tage nach dem Brand hat der Wiederaufbau bereits begonnen.

Der Wiederaufbau begann sofort, und zwar durch die Händler*innen selbst. Das zeigt einerseits, wie resilient die Kantamanto-Community ist. Andererseits kann der schnelle Wiederaufbau künftige Probleme kreieren, denn Sicherheit und andere wichtige Fragen werden wahrscheinlich erneut vernachlässigt. Schnell zu bauen bedeutet oft, ohne umfassende Planung und unter Vernachlässigung von Vorschriften zu bauen. So wird die nächste Katastrophe vorbereitet. 

In der Tat wies die Infrastruktur des Marktes schwerwiegende Mängel auf, nicht nur im Hinblick auf die Brandrisiken. Die Überdachung war so dürftig, dass bei Regen die Kleidungsstücke nass wurden und riesige Pfützen die Wege in Teiche verwandelten. 

In normalen Zeiten finden in Kantamanto mehr als 30 000 Menschen eine Lebensgrundlage. Sie sind auf ihre tägliche Arbeit angewiesen. Unmittelbare Bedürfnisse überwiegen daher langfristige Überlegungen. Die Or Foundation, eine zivilgesellschaftliche Organisation, die sich auf die Verbesserung der Lebensbedingungen in Kantamanto konzentriert, hat 1 Million Dollar für den Wiederaufbau in Aussicht gestellt. Das Geld war für andere Zwecke vorgesehen, aber jetzt muss der Markt wieder in Gang kommen. In erheblichem Umfang wird die Stiftung individuelle Erwerbstreibende unterstützen, die dringend Hilfe brauchen.  

Bereits 2020 hatte ein Feuer Kantamanto teilweise verwüstet. Einer der Begünstigten der Or Foundation war damals der Schneider John Opoku Agyeman. Sein erfolgreiches Geschäft mit recycelten Textilien wurde unterbrochen, weil die Flammen seine Nähmaschinen zerstörten. Wie im informellen Sektor üblich, waren sie nicht versichert. Er sammelte mit einer Selbsthilfegruppe Geld für den Wiederaufbau. Auch dank der Nothilfe der Or Foundation kam er mit zwei neuen Nähmaschinen wieder ins Geschäft. 

Susanne Giese ist freiberufliche Veränderungsberaterin mit Sitz in Accra. 
susanne.giese@arcor.de

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