Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Energiewende

Deutsche Verantwortung

„Energiewende“ ist ein Begriff, der mittlerweile auch international gebraucht wird. Die Erfahrung, die Deutschland seit den 1970er Jahren mit alternativen Energieversorgungssystemen gesammelt hat, ist weltweit gefragt.
Windpark in Nordrhein-Westfalen. Hans Blossey/Imagebroker/Lineair Windpark in Nordrhein-Westfalen.

Für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) folgt daraus eine Verantwortung Deutschlands gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländern, wie die aktuelle FES-Studie „Von der Energiewende lernen“ ausführt. Als ermutigend wertet sie Aussagen wie die des ehemaligen jordanischen Energieministers Malek Kabariti: „Die Energiewende ist die beste Hilfe, die Deutschland anderen Ländern – und besonders Entwicklungsländern – geben kann.“

Expertenaussagen aus Lateinamerika, Afrika und Zentralasien machen deutlich, dass das Interesse an der Energiewende groß ist. Vielfach mangelt es aber an dem notwendigen Wissen und an den wirtschaftlichen Voraussetzungen. Folglich entscheiden sich Staaten, doch neue fossile Kraftwerke zu bauen, um ihren Energiebedarf zu decken.

Der Autor der FES-Studie, Thomas Hirsch, betont, dass internationale Zusammenarbeit den Partnern ermöglichen solle, erneuerbare Energien in großem Stil zu nutzen. Ausländische Unternehmen könnten technisches Wissen mitbringen, müssten aber durch die Partizipation internationaler sowie lokaler Organisationen unterstützt werden.

Die Energieversorgung auf erneuerbarer Basis sei nötig, so Hirsch. Denn derzeit hätten 1,3 Milliarden Menschen weltweit keinen Strom. Der Ausbau unkonventioneller Versorgungssysteme könne Energiearmut besonders im ländlichen Raum lindern, den Hochspannungsleitungen bisher nicht erreichen. Dezentrale Stromerzeugung mit Wind und Sonne gewährleiste hohe Sicherheit, und netzunabhängige Anlagen in abgelegenen Orten wären wirtschaftlich und ökologisch attraktiv. Sie böten hohe Versorgungsautonomie.

Aus Hirschs Sicht kommt es aber nicht nur darauf an, möglichst viele Menschen zügig zu versorgen, sondern auch darauf, das umweltverträglich zu tun. Momentan werden noch in vielen Entwicklungsländern fossile Treibstoffe wie Diesel vom Staat subventioniert. Diese Regelung soll den Regierungen Wählerstimmen sichern und die arme Bevölkerung entlasten. Von dieser Politik profitieren die Armen allerdings nur wenig, da sie kaum Energie verbrauchen. Das Geld, das für die Subventionen benutzt wird, fehlt den Regierungen dann bei der kostspieligen Finanzierung von umweltfreundlicher Energiegenerierung. Diese Subventionen müssen reduziert werden, um den Wechsel zu erneuerbaren Energien durchzu­setzen, schreibt der FES-Experte.

Der Autor sieht vier Dimensionen der Veränderung für eine erfolgreiche Energiewende: die politische, technische, wirtschaftliche und soziokulturelle:

  • Zunächst müssten Rahmenbedingungen für Investitions- und Rechtssicherheit geschaffen werden, um private Unternehmen zum Investieren anzureizen, denn politisch und rechtlich instabile Staaten schrecken Firmen ab.
  • Dann sei für die praktische Projektumsetzung technische Zusammenarbeit mit regem Wissensaustausch nötig.
  • Alle Projekte und Maßnahmen müssten wirtschaftlich stimmig und langfristig angelegt sein.
  • Obendrein sei breite gesellschaftliche Akzeptanz unverzichtbar; die Menschen müssten von den Vorteilen der Energiewende überzeugt werden.

In allen vier Dimensionen gut zu arbeiten, stelle die Verantwortlichen vor Herausforderungen und erfordere Zeit.

Laut Hirschs Darstellung werden große Hoffnungen auf Deutschland gesetzt. Er fordert deshalb eine kohärente, gemeinsame Strategie vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Zudem müsse den Geberländer klarwerden, dass sie gemeinsam mehr bewegen können,  so Hirsch. „Agora Energiewende“, eine Berliner Denkfabrik der European Climate Foundation (ECF),  setze sich deshalb für die Verzahnung der deutschen mit der europäischen Energie­politik ein.

Dies sei eine Chance, politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Entwicklungsländern zu stärken.

Rebecca Renz

Link:
Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung:
http://library.fes.de/pdf-files/iez/11261.pdf