Ernährung

Bedrohte Landwirtschaft

Die Ernährungssicherheit ist in Gefahr, weil Menschen die Artenvielfalt zerstören. Die UN-Ernährungs- und Landwirtschafts­organisation FAO fordert daher in einem aktuellen Bericht ein international koordiniertes Vorgehen.
Bestäuber sind nicht mehr selbstverständlich: Biene in einer Apfelblüte. Eric Tourneret/Biosphoto/Lineair Bestäuber sind nicht mehr selbstverständlich: Biene in einer Apfelblüte.

In ihrem ersten Weltzustandsbericht zur Biodiversität in Landwirtschaft und Ernährung erklärt die FAO, warum Artenvielfalt essenziell für Landwirtschaft und Ernährung ist und was zu tun ist, um sie zu schützen.

Laut FAO spielen Wildtiere eine wichtige Rolle bei der Lebensmittelerzeugung, zum Beispiel, indem Vögel Schädlinge fressen. Außerdem sind drei Viertel der Kulturpflanzen auf Bestäuber angewiesen. Die FAO warnt, dass Bienen und andere Insekten verschwinden. Auch bestimmte Arten von Fledermäusen und Vögeln, die als Bestäuber dienen, sind vom Aussterben bedroht.

Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge macht Biodiversität Ernährungssysteme generell widerstandsfähiger gegenüber Schocks. Bedroht ist sie nicht nur durch den Klimawandel, sondern auch durch invasive Arten, Urbanisierung, Umweltverschmutzung und die Übernutzung von Ressourcen. Zerstörerisches Konsumverhalten und nichtnachhaltige landwirtschaftliche Methoden spielen ebenfalls eine Rolle. Dazu gehören Übernutzung, Bodenverschlechterung und intensive Landwirtschaft im Allgemeinen. Erzeuger nutzen immer weniger Pflanzen- und Tierarten. Durch die  industrielle Zucht wird die genetische Vielfalt der betroffenen Arten zudem immer kleiner.

Regierungspolitik schadet oder ignoriert Biodiversität häufig. Beispielsweise kann die Infrastrukturentwicklung schädliche Auswirkungen haben – etwa wenn neue Straßen, Dämme oder Bergwerke die Lebensräume von Wildtieren zerstören. Derartige Projekte haben dem Bericht zufolge Ökosysteme zersplittert, Lebensräume zerstört und Barrieren für die Wanderbewegungen der Arten geschaffen. Die Autoren schreiben, dass oft sogar sogenannte sanfte oder umweltfreundliche Entwicklungsmethoden Ökosysteme mit großer Artenvielfalt bedrohen.

Viele wichtige Aspekte sind wissenschaftlich noch nicht voll erforscht. Mehr Forschung ist zum Beispiel nötig, um Bestäuber, wild vorkommende Nahrungsmittel und wirbellose Tiere besser zu verstehen. Die FAO warnt, dass es schwierig sei, den Wert eines Ökosystems genau zu bestimmen. Er sollte berücksichtigt werden, wird aber meistens als gegeben angesehen. Die Autoren halten eine standardisierte Methode für sinnvoll, um zu messen, was ein Ökosystem zur Wirtschaft beiträgt. Das könnte beispielsweise helfen, Politiker zu überzeugen und die Öffentlichkeit aufzuklären.

Im politischen Diskurs werden Landwirtschaft und Umweltschutz oft als Gegensätze wahrgenommen. Die FAO hält diesen Denkansatz für falsch. Sie spricht sich für mehr Zusammenarbeit zwischen Produzenten, Konsumenten, Vermarktern, Politikern, Behörden und Nichtregierungsorganisationen aus. Außerdem sei internationale Zusammenarbeit nötig. Die Autoren fordern wirksame Richtlinien und ihre strikte Einhaltung. Dafür seien finanzielle, technische und menschliche Ressourcen vonnöten.

Als positives Beispiel stellt der Bericht die Herangehensweise Mexikos für internationale und fachübergreifende Zusammenarbeit dar. Die mexikanische Biodiversitätskommission CONABIO (Comisión Nacional para el Conocimiento y Uso de la Biodiversidad) koordiniert Maßnahmen zum Schutz traditioneller landwirtschaftlicher Methoden mit Partnern in anderen mittelamerikanischen Ländern. CONABIO organisiert öffentliche und private Finanzierung, versorgt Bauern mit Geld und Saatgut und ermutigt sie, ihre Böden aufzuwerten, Brandrodung zu unterlassen und nachhaltige Methoden anzuwenden.

CONABIO stellt Informationen über Ernährungssicherheit, Naturschutz und Boden- und Wassernutzung bereit. Außerdem wirbt CONABIO für die Zertifizierung nachhaltigen Kaffeeanbaus. Diese stellt einen Anreiz für Bauern dar, da sie den Marktwert erhöht.

91 Länder haben Länderberichte für die Biodiversitätsstudie bei der FAO eingereicht. Die schlechte Nachricht ist, dass die Artenvielfalt abnimmt und die bisherigen Schutzmaßnahmen nicht ausreichen. Die gute Nachricht ist, dass Anstrengungen für den Erhalt von Artenvielfalt zunehmen. Immer mehr Akteuren wird klar, dass Biodiversität wirklich wichtig ist.


Link
FAO 2019: The State of the World’s Biodiversity for Food and Agriculture.
http://www.fao.org/3/CA3129EN/CA3129EN.pdf

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.