Entwicklung und
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Humanitäre Hilfe

Uneingestandene Konkurrenz

Nach Taifun Haiyan – auf den Philippinen auch Taifun Yolanda genannt – leisteten internationale Organisationen großzügig und umfassend humanitäre Hilfe. Beteiligt waren zivilgesellschaftliche Akteure, religiöse Organisationen und UN-Institutionen. Einem Veteranen der Szene fielen derweil auch Schattenseiten auf.
Namensliste eines Massengrabs von 3000 Taifun-Opfern in Tacloban. Sabangban/picture-alliance/dpa Namensliste eines Massengrabs von 3000 Taifun-Opfern in Tacloban.

Im vom Sturm verwüsteten Tacloban beobachtete der katholisch Mönch Karl Gaspar, dass Mitarbeiter nichtstaatlicher Organisationen in den teuersten Hotels unterkamen, in den besten Restaurants aßen und mit brandneuen Geländewagen überfüllte Straßen entlangfuhren. Auf denselben Straßen lagen Leichen, die identifiziert und dann in Massengräbern beerdigt werden mussten.

Gaspar fiel zudem auf, dass viele Versprechen unerfüllt blieben. In seinem Buch über das Desaster (Gaspar 2014) hielt er fest: „Am 8. September 2014 hatte das Land Zusagen für finanzielle und materielle Nothilfe im Wert von 71 Milliarden Pesos (1,626 Milliarden Dollar) aus dem Ausland bekommen, aber davon waren nur 15 Milliarden Pesos (349 Millionen Dollar) tatsächlich angekommen.“

Gaspar störten zudem ernsthafte Koordinationsprobleme. Die Bemühungen, zusammenzuarbeiten, erschienen ihm „schwach und unangemessen“, was „uneingestandener Konkurrenz“ zwischen den Hilfswerken entsprochen haben dürfte. Gaspar zog zwei Schlüsse:

  • Hilfswerke sollten sich nicht auf offensichtlich überforderte Kommunalverwaltungen stützen, sondern Kontakte zu Graswurzelinitiativen für die Abwicklung der humanitären Aktion nutzen.
  • Sie sollten ihre Arbeit einstellen, sobald die Betroffenen wieder auf eigenen Füßen stehen, um keine langfristige Abhängigkeit zu fördern.

Gaspar betonte, er wolle die Organisationen nicht schlechtreden, die in die betroffenen Gegenden kamen und tatsächlich den Bedarf der Überlebenden deckten. Es sei aber unmöglich, verstörende Trends nicht zu bemerken. Der katholische Mönch lobte ausdrücklich die buddhistische Tzu Chi Foundation aus Taiwan. Sie habe als eines der ersten Hilfswerke dringend nötige Unterstützung für Überlebende geleistet.

Was die nationale Regierung angeht, heißt es bei Gaspar, sie habe die Sturmopfer enttäuscht. Sie hätten nichts weiter erwartet als etwas Mitleid, verbunden mit dem politischen Willen, ihre größte Verzweiflung zu lindern: „Es kam aber kaum etwas – und das, was kam, kam recht spät.


Quelle
Gaspard, K.-M., 2014: Desperately seeking God’s attention: Yolanda survivors hope beyond heartbreaking lamentations. Quezon City: Institute of Spirituality in Asia.