Länder mit hohen Einkommen
Im März wendeten reiche Länder eine globale Bankenkrise ab
In den USA scheiterten zwei regionale Banken in Kalifornien (Silicon Valley Bank und First Republic) und eine in New York (Signature Bank). Gemessen am Wert ihrer Einlagen waren sie landesweit die Nummern 14, 15 und 16. Weil viele Einleger das Vertrauen in sie verloren und ihre Guthaben abzogen, wurden sie zahlungsunfähig. Innerhalb weniger Tage wurden Silicon Valley Bank und Signature Bank geschlossen und der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) unterstellt. Anfang Mai galt das dann auch für First Republic.
Normalerweise garantiert die FDIC Guthaben im Wert von bis zu 250 000 Dollar pro Einleger. Diesmal beschloss die Bundesregierung jedoch, weit darüber hinauszugehen und alle Guthaben abzudecken. So wurden selbst superreiche Kunden der gescheiterten Banken geschützt. Es ging darum, alle Bankkunden im ganzen Land zu beruhigen, um weitere Anstürme auf Finanzinstitute zu verhindern.
So wurde mit entschlossenem und schnellem Handeln eine Finanzkrise verhindert. Die Zentralbank (Federal Reserve) sprang sofort als Kreditgeber der letzten Instanz ein. Sie gab jeder Bank, die Sicherheiten bot, unbegrenzt frisches Geld. Zwar verloren die Aktionär*innen der kollabierten Banken ihre Vermögenswerte, alle Konten waren aber vollständig geschützt. Die gefürchtete Finanzkrise wurde verhindert.
Die Schweizer Credit Suisse – ein weltweit systemrelevantes Finanzinstitut – stand im März ebenfalls am Abgrund. Die Behörden organisierten eine Ad-hoc-Fusion mit dem Hauptkonkurrenten UBS. Eigentlich sollen bei der Abwicklung einer Bank die Aktionär*innen zahlen, aber die Schweiz ließ stattdessen Anleihen von Credit Suisse wertlos werden. Sie beruhigten also die Aktionär*innen zulasten anderer Interessengruppen. Damit gelang es, die Ausbreitung der Krise zu stoppen. Der Kollaps von Credit Suisse hätte leicht eine weltweite Finanzkrise auslösen können.
In den USA wie in der Schweiz waren rechtzeitiges Eingreifen, ausreichende Ressourcen und Expertise im Krisenmanagement entscheidend. Hilfreich war auch die internationale Kooperation. Andere Zentralbanken waren bereit, im Bedarfsfall Devisenswaps zu ermöglichen – was jedoch nicht nötig wurde. Rasches und unorthodoxes Handeln begrenzte den Schaden, sodass der Ausfall einzelner Banken nicht zu einem gesamtwirtschaftlichen Problem wurde.
Weitere Bankprobleme sind aber möglich. Die jüngsten Pleiten hingen mit schlechten Entscheidungen in der Niedrigzinszeit zusammen. Die kollabierten Banken hatten langfristige Kredite zu niedrigen Zinssätzen vergeben – und nach Zinserhöhungen der Zentralbanken waren diese nicht mehr lukrativ. Wahrscheinlich haben viele andere Finanzinstitute ähnlich investiert.
Trotzdem erhöhten die Federal Reserve wie auch die Schweizerische Nationalbank in den letzten Wochen die Zinsen weiter. Sie geben also weiterhin der Inflationsbekämpfung Vorrang. Nachdem sie im März eine ernste Krise des globalen Finanzsystems verhinderten, glauben Fed und Schweizerische Nationalbank offensichtlich, alles unter Kontrolle zu haben.
Beobachter aus Volkswirtschaften, die unter ernsthaften Schuldenproblemen leiden, wünschten sich, dass ihre Probleme ähnlich schnell, kreativ und effektiv angegangen würden. Stattdessen stecken viele Länder wie etwa Pakistan in einer deprimierenden Abwärtsspirale und erhalten nur unzureichende Hilfe.
José Siaba Serrate ist Volkswirt an der Universität von Buenos Aires und der Uni des Zentrums für makroökonomische Studien (UCEMA), einer Privatuniversität in Buenos Aires. Er ist zudem Mitglied des Argentinischen Rates für Internationale Beziehungen (CARI).
josesiaba@hotmail.com