Freedom of expression
In Haft wegen eines Romans

Autoritäre Regime in vielen Teilen der Welt beschneiden das grundlegende Menschenrecht der Meinungsfreiheit erheblich: Wer unter ihrem Einfluss lebt und sie kritisiert, muss Repressionen fürchten. Eine Möglichkeit, damit umzugehen, ist, auf Fiktion auszuweichen. Satirische fiktionale Texte spiegeln die Realität mit literarischen Mitteln und üben Kritik, oft ohne sie konkret an real existierenden Personen festzumachen. Satire kann Künstler*innen so einen Schutzschild bieten – insbesondere, wenn die implizit kritisierten Personen sie nicht verstehen oder aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit ignorieren können.
Dieser Schutz funktioniert allerdings nicht immer. Autoritäre Regime setzen alles daran, Narrative zu kontrollieren, und bringen oft auch Satiriker*innen zum Schweigen. Sie verbieten beispielsweise deren Karikaturen oder Schriften auch dann, wenn Kritik zwar nicht direkt geäußert wird, sie aber in die Werke hineininterpretiert werden kann.
In Uganda weicht die Regierung unter Yoweri Museveni weiterhin von dem Weg der Freiheit und Demokratie ab, den er bei der Machtübernahme 1986 verkündet hatte. Heute müssen viele Schriftsteller*innen, Journalist*innen, Politiker*innen und Akteur*innen der Zivilgesellschaft vorsichtig sein, um nicht ins Visier des Staates zu geraten, falls ihre Ansichten als regimekritisch angesehen werden können.
Im Jahr 2020 veröffentlichte Kakwenza Rukirabashaija, ein ugandischer Anwalt und Autor, den Roman „The Greedy Barbarian“. Er erzählt darin die fiktive Geschichte eines Jungen, der mit seiner Mutter aus seinem Heimatland fliehen musste und im Nachbarland eine politische Karriere verfolgt. Das Buch behandelt Themen wie Korruption und Gier auf höchster Ebene.
Rukirabashaijas politische Satire brachte ihn in Schwierigkeiten, weil sie sich auf die aktuelle politische Situation in Uganda beziehen lässt. Im Jahr 2020 wurde er vorgeblich wegen Verstößen gegen die Covid-19-Vorschriften verhaftet, aber über den Inhalt seines Romans verhört. Später im selben Jahr wurde er erneut verhaftet, diesmal wegen „Anstiftung zur Gewalt und Förderung von Sektierertum“, nachdem er sich auf Twitter (heute X) abfällig über den Präsidenten und dessen Sohn geäußert hatte.
„Die Feder wird immer über Waffen siegen“
In staatlicher Haft wurde Rukirabashaija gefoltert, sein Geist blieb aber ungebrochen. Später sagte er, die Meinungsfreiheit dürfe niemals durch eine Diktatur eingeschränkt werden, da sie sowohl in nationalen als auch in internationalen Gesetzen anerkannt sei. „Die Feder wird immer über Waffen und jede Unterdrückung siegen“, sagte er. In seinem Buch „Banana Republic: Where Writing is Treasonous“ („Bananenrepublik: Wo Schreiben Verrat ist“) berichtete er über die Folter.
Das Schicksal von Kakwenza Rukirabashaija hat viele bewegt. Im Jahr 2021 erhielt er den PEN Pinter Prize for an International Writer of Courage und 2023 den Václav Havel Prize for Creative Dissent. Derzeit lebt er als Stipendiat des PEN-Zentrums Deutschland im Exil in Deutschland.
Literatur
Rukirabashaija, K, 2020: The Greedy Barbarian. Kitara Nation.
Rukirabashaija, K, 2023: Banana Republic: Where Writing is Treasonous. theworldiswatching.
Charles Kambale ist das Pseudonym eines ugandischen Autors, der diesen Text aus offenkundigen Gründen nicht unter seinem Klarnamen veröffentlichen möchte.
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