Konfliktregion

Bewältigung von Unruhen, Klimaauswirkungen und einer kaputten Wirtschaft

Die humanitäre Lage in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) ist verheerend. Gründe dafür sind der lang anhaltende Bürgerkrieg, die Auswirkungen des Klimawandels und eine dysfunktionale Wirtschaft. Umweltfreundliche landwirtschaftliche Praktiken würden lokale Gemeinschaften besser befähigen, Ernährungssicherheit zu erreichen.
Humanitäre Hilfe ist keine langfristige Lösung: Hilfs­lieferungen in Süd-Kivu im Mai 2023. picture-alliance/AA/Augustin Wamenya Humanitäre Hilfe ist keine langfristige Lösung: Hilfs­lieferungen in Süd-Kivu im Mai 2023.

Die DR Kongo steckt in einer anhaltenden Krise, die durch bewaffnete Konflikte im Osten des Landes verschärft wird. In den vergangenen Jahrzehnten war die Gewalt oft verheerend. Die humanitäre Lage ist sehr schlecht, und Ernährungsunsicherheit besteht fort. Die verschiedenen Interven­tionen zivilgesellschaftlicher Organisationen reichen nicht aus, weil Koordinierung auf nationaler Ebene fehlt.

Zudem beeinträchtigen zunehmende Klimawandelfolgen und eine dysfunktionale Wirtschaft die Ernährungssicherheit. Die landwirtschaftliche Produktion ist schwach und wird nicht durch geeignete politische Maßnahmen unterstützt. Landwirt*innen profitieren außerdem kaum von Infrastruktur – weder von physischer noch institutioneller, wie etwa Finanzdienstleistungen.

Zu viele Menschen auf lokaler Ebene haben die Hoffnung aufgegeben. Sie glauben nicht, dass sie der Armut entkommen können. Laut IJED, der forschungsorientierten zivilgesellschaftlichen Organisation, die ich leite, sind jedoch sinnvolle Maßnahmen möglich.

Fehler der Vergangenheit

Es ist entscheidend, vergangene Fehler zu korrigieren, insbesondere die Zerstörung von Ökosystemen. Ökologischen Herausforderungen müssen wir begegnen, indem wir geeignete landwirtschaftliche Praktiken entwickeln und umsetzen. Diese müssen vielfältig und nachhaltig sein. 

Agroforstwirtschaft ist dabei Teil der Lösung. Wir sind überzeugt, dass Ernährungssysteme, die auf agrarökologischen Prinzipien basieren, den Menschen besser dienen und gleichzeitig zur Konfliktreduzierung beitragen werden.

Diese Themen verdienen unmittelbare Aufmerksamkeit:

  • Lokale Gemeinschaften brauchen Saatgut für schnell wachsende und klimaresistente Pflanzen. Je früher geerntet werden kann, desto schneller verbessert sich die Ernährungssicherheit – aber nur, wenn Klimafolgen nicht zu viel Schaden anrichten.
  • Gemeinschaftsgärten für den Anbau von Gemüse und Obst sind wichtig. Polykulturen und der Einsatz von kompostiertem Biodünger tragen zu deren Resilienz bei.
  • Für den Schutz von Boden und Wasser muss mehr getan werden. Anbaumethoden sollten Erosion verhindern. Zudem müssen Praktiken gefördert werden, die die Bodenfeuchtigkeit erhalten und andere Aspekte der Bodenfruchtbarkeit unterstützen.
  • Die DR Kongo braucht einen integrierten Ansatz zur Schädlingsbekämpfung, der biologische Methoden priorisiert. Natürliche Organismen, die Schädlingspopula­tionen unter Kontrolle halten, sind Pestiziden vorzuziehen, da Letztere nicht nur teuer sind, sondern auch der Bodengesundheit schaden. Umweltfreundliche Fallen sollten eingesetzt werden, um schädliche Insektenpopulationen zu reduzieren.
  • Agroforstwirtschaft ist dringend notwendig. Schnell wachsende Bäume bieten unmittelbare Vorteile, etwa Schatten, stabilere Böden und Nahrung.
  • Bei der Viehzucht verdienen Kleintiere mehr Aufmerksamkeit. Ziegen und Hühner sind robuste Tiere, die proteinreiche Nahrung liefern, aber nur wenige Ressourcen benötigen.
  • Die DR Kongo braucht eine Sensibilisierungskampagne, damit viele Menschen die neuen Praktiken schnell übernehmen. Netzwerke, in denen sich lokale Gemeinden solidarisch über erfolgreiche Ansätze austauschen können, sind essenziell.

Humanitäre Hilfe wird nicht ausreichen 

Angesichts der humanitären Probleme der DR Kongo wird konventionelle Hilfe niemals ausreichen. Wir brauchen neue Ansätze in der Landwirtschaft. Es gilt, ein neues Gleichgewicht zu finden, damit wir im Einklang mit der Natur leben können. Das muss schnell geschehen und Bestand haben. Dafür müssen wir Bedürfnisse, Wissen und Wünsche lokaler Gemeinschaften berücksichtigendas gilt auch für die Agrarforschung.

Die Arbeit hat begonnen. Bei IJED kooperieren wir mit anderen, um Dörfer zu erreichen. Wir befürworten einen umfassenden und koordinierten Ansatz, doch können wir diesen nicht allein mit unseren Partnern umsetzen. Die politischen Entscheidungsträger der DR Kongo müssen Verantwortung übernehmen, ebenso wie ihre Partner aus den etablierten Geber- und Schwellenländern.

Jean Masemo ist der Generaldirektor der zivilgesellschaftlichen Organisation IJED, die in Süd- und Nord-Kivu in der DR Kongo tätig ist. IJED steht für Initiative des Jacobins Éleveurs pour le Développement – Initiative der jakobinischen Züchtenden für Entwicklung.
ijedasbl@yahoo.fr 
https://www.ijed-rdc.org/