Gesundheitsversorgung
Gesundheitsaufklärung in Nepal
Nepal steht, wie viele andere Entwicklungsländer, vor erheblichen Herausforderungen im Bereich Gesundheit. Am stärksten betroffen sind Mütter und Kinder, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu gesundheitlicher Versorgung eingeschränkt ist. Frauen erfahren die negativen Konsequenzen etwa in den Bereichen Familienplanung, Müttergesundheit, Kinderbetreuung, Ernährung und Menstruationshygiene.
Zu den größten Risiken für Mütter und Kinder zählen:
mangelndes medizinisches Wissen und Bewusstsein für die eigene Gesundheit,
fehlende medizinische Fachkräfte und Einrichtungen sowie
erschwerter Zugang zu Gesundheitseinrichtungen aufgrund schlechter Infrastruktur.
Nepal hat eine hohe Müttersterblichkeitsrate von 151 Todesfällen pro 100 000 Lebendgeburten im Jahr 2021. Etwa fünf Prozent der Todesfälle von Frauen im gebärfähigen Alter sind auf Schwangerschaft oder Geburtsfolgen zurückzuführen (Nepal Ministry of Health and Population 2023). Die Situation ist alarmierend und erfordert sofortiges Handeln, um die Ursachen anzugehen und die Gesundheit von Frauen und ihren Kindern insgesamt zu verbessern.
Die nepalesische Regierung hat bereits Schritte unternommen, um Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung zu reduzieren und den Zugang für gefährdete Bevölkerungsgruppen zu verbessern, insbesondere auf dem Land. Zu den umgesetzten Maßnahmen zählen standardisierte Behandlungsprotokolle, kostenlose Gesundheitsprogramme und Anreizsysteme für sichere Behandlungspraktiken. Um die Herausforderungen anzugehen, ist aber mehr nötig.
Akteure vor Ort stärken
Es gilt, die Kernprobleme der Gesundheitsversorgung anzugehen und dafür bereits vorhandene Ressourcen und Strukturen zu nutzen, insbesondere lokale Gesundheitszentren und deren Personal. Das 30-Millionen-Einwohner-Land Nepal verfügt über mehr als 5 000 Gesundheitseinrichtungen. Sie spielen eine wesentliche Rolle für die Gesundheitsversorgung und können potenziell eine flächendeckende Versorgung für nahezu alle sicherstellen.
Allerdings fehlt es diesen Einrichtungen oft an der nötigen Ausstattung und geschultem Personal. Hier sind Investitionen und gezielte Fortbildungen nötig. Zudem sollten alle 753 Kommunalverwaltungen in Nepal diese Einrichtungen betreuen und kontrollieren, um eine qualifizierte und sichere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
Die Kommunalverwaltungen sollten zudem mit Schulen und Gesundheitseinrichtungen zusammenarbeiten, um Aufklärungskampagnen zu fahren, die sich gezielt an heranwachsende Mädchen richten. Ihre Gesundheit ist besonders gefährdet, und sie sollten sich auskennen mit Menstruation, Reproduktionsgesundheit und anderen Gesundheitsthemen. Dies käme nicht nur ihnen, sondern auch Schülerinnen und Schülern öffentlicher Schulen im ganzen Land zugute – und damit auch deren Umfeld.
Engagierte Gesundheitshelferinnen
Ein wichtiger Aspekt zur Verbesserung des nepalesischen Gesundheitssystems ist der Einsatz weiblicher Gemeindefachkräfte für Gesundheit (Female Community Health Volunteers – FCHV). Von ihnen gibt es bereits mehr als 50 000. Sie leisten landesweit wichtige Dienste, indem sie:
- grundlegende Gesundheitsaufklärung leisten,
- Mütter und Familien unterstützen,
- Schwangere und Entbindungen registrieren und
- Medikamente und Verhütungsmittel verteilen.
Ihre unermüdlichen Anstrengungen haben im Laufe der Jahre zu einem deutlichen Rückgang der Müttersterblichkeitsrate beigetragen.
Um ihre Rolle effektiv ausfüllen zu können, benötigen FCHVs spezielle Schulungen und Programme zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Eine engere Zusammenarbeit zwischen ihnen und den lokalen Gesundheitszentren wäre sinnvoll. Gemeinsam könnten sie noch besser marginalisierte Gruppen stärken und gesundheitliche Aufklärung leisten, auch im Rahmen regelmäßiger Gesundheitsuntersuchungen in Schulen. Ein solcher umfassender Ansatz kann dafür sorgen, dass Gesundheitsförderung und Präventivmaßnahmen schon in jungen Jahren ansetzen. Davon wird die Gesellschaft später profitieren.
Bestehende Initiativen verknüpfen
Für den Erfolg solcher Initiativen ist eine enge Abstimmung zwischen FCHVs und anderen Beteiligten essenziell. Kommunalverwaltungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und einflussreiche Personen vor Ort sollten an einem Strang ziehen, um eine möglichst große Wirkung zu erzielen und nachhaltige Veränderungen herbeizuführen.
Die Herausforderungen im Gesundheitswesen in Nepal erfordern einen ganzheitlichen und vielschichtigen Ansatz. Durch die effektive Nutzung vorhandener Ressourcen und Strukturen sowie durch die Stärkung der Basisversorgung auf lokaler Ebene lassen sich erhebliche Fortschritte erzielen, um die Gesundheit von Müttern und Kindern zu verbessern – insbesondere in ländlichen Gegenden. Dafür gilt es vor allem, die Gesundheitszentren besser auszustatten, die Rolle der FCHVs zu stärken und die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten zu intensivieren, um den Weg zu ebnen für ein gesünderes und florierendes Nepal.
LINK
Nepal Ministry of Health and Population, 2023: National population and housing census 2021 – a report on maternal mortality:
https://mohp.gov.np/uploads/Resources/Nepal%20Maternal%20Mortality%20Report%202021.pdf
Sattish Chandra Aryal ist Monitoring and Evaluation Officer bei der Childaid Network Foundation in Nepal.
sattish.aryal@childaid.net
Childaid Network Foundation
Die Childaid Network Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Königstein im Taunus, die derzeit in Indien, Nepal, Bangladesch und Myanmar bedürftigen Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bildung, Ausbildung und Gesundheitseinrichtungen ermöglicht. 2022 wurden erstmals mehr als 150 000 Kinder und Jugendliche sowie rund 2 000 Lehrer*innen und Multiplikator*innen in rund 50 Bildungs- und Kinderschutzprojekten an über 1 000 Projektstandorten direkt unterstützt. Die Organisation finanziert sich durch öffentliche Zuschüsse, private Spenden, Förderpartner und Unternehmensspenden.
In Nepal arbeitet Childaid Network in den Bereichen Bildung, schulische und gemeindebasierte Gesundheit sowie Berufsbildung. Derzeit ist sie in den Bezirken Ramechhap, Dolakha und Sindhuli östlich von Kathmandu tätig. Gemeinsam mit Childaid Network arbeitet Green Tara Nepal, eine nationale NGO, mit lokalen Akteuren, der Zivilgesellschaft und Schulen zusammen, etwa für Gesundheitsprojekte in Gemeinden und Schulen. SCA