Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Globales Engagement

Recht auf Gesundheit

Die Gesundheit eines Menschen hängt von Vielem ab: von der Bildung, der Arbeit, vom Wohnort, den finanziellen Möglichkeiten, aber auch von Freunden oder Familie, die einen auffangen. Dem müsse auch die Politik Rechnung tragen und eine ressort­übergreifende Strategie für globale Gesundheit formulieren, fordern zivilgesellschaftliche Organisationen. Von Lea Ferno
Kinderklinik in Tansania: In vielen Entwicklungsländern fehlt es an Gesundheitseinrichtungen und Personal. Sean Sprague/Lineair Kinderklinik in Tansania: In vielen Entwicklungsländern fehlt es an Gesundheitseinrichtungen und Personal.

Um eine sinnvolle und nachhaltige Gesundheitspolitik zu machen, müssen die Verantwortlichen weltweit zugleich soziale Ungleichheiten bekämpfen. Diese Ansicht vertritt die Deutsche Plattform für Globale Gesundheit (DPGG), ein Zusammenschluss aus Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Die Ausbreitung von Ebola hätte zum Beispiel verhindert werden können, wenn Gesundheit als Gemeingut in internationaler Verantwortung verstanden würde, glaubt Thomas Gebauer, Geschäftsführer von medico international und Mitglied der DPGG. Gäbe es mehr soziale Gerechtigkeit, dann hätten die Länder auch funktionierende Gesundheitssysteme, um auf Ebola zu reagieren.

Weil es nicht genügend Ärzte und Pfleger gibt, sterben Menschen in Sierra Leone oder Liberia nicht nur an Ebola, sondern auch an behandelbaren Durchfallkrankheiten oder Malaria. Laut Gebauer arbeiten mehr Ärzte aus Sierra-Leone in reichen Ländern als im eigenen Land. Dabei untersagt der Kodex der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eigentlich das Anwerben von Gesundheitspersonal aus Ländern, die selbst zu wenig davon haben. Dieser Kodex müsse um ein Abkommen erweitert werden, das die Länder für die Abwerbung ihrer Fachkräfte kompensiere, erklärte der medico-Chef auf der ersten DPGG-Fachtagung im September in Berlin. Europa spare durch den Einsatz von internationalem Gesundheitspersonal an der Ausbildung  im eigenen Land. Dafür müsse es den Entwicklungsländern etwas zurückgeben, indem es in die Ausbildung der Bevölkerung inves­tiert, fordert Gebauer. Leider beschränke sich das internationale Engagement aber auf Krisenmanagement wie jetzt bei der Ebola-Epidemie, bedauert er.

Die Gesundheit und Lebensdauer eines Menschen hängen nicht nur von medizinischem Fortschritt ab, sondern von vielen Faktoren, wie verbesserten Arbeitsbedingungen oder Zugang zu sauberem Wasser. Rolf Rosenbrock vom Paritätischen Gesamtverband betont die Bedeutung sozialer Programme. So seien beispielsweise HIV-Infizierungen in Subsahara-Afrika durch Präventionskam­pagnen zurückgegangen. Auch das Ende vieler Bürgerkriege habe dazu beigetragen. Doch trotz dieser Erfolge beklagt Rosenbrock eine große Ungleichheit innerhalb vieler Länder. So würden Reiche in Subsahara-Afrika etwa doppelt so oft geimpft wie Arme.  


Vermeidbare Schäden

Auch der Aspekt der Arbeit spielt in Bezug auf Gesundheit eine große Rolle. Wer eine schlecht bezahlte Arbeit machen müsse, habe oft auch ein größeres Krankheits- oder Verletzungsrisiko, berichtet Christiane Wiskow von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Laut ihrer Organisation sterben jährlich weltweit mehr Menschen an den Folgen ihrer schlechten Arbeitsbe­dingungen als durch Kriege: Geschätzte 2,3 Millionen Arbeitnehmer verletzen sich tödlich oder erleiden tödliche Folgekrankheiten. Viele dieser Unfälle wären durch bessere Sicherheitsmaßnahmen vermeidbar. Langzeitschäden durch Verletzungen wären vielfach durch eine bessere medizinische Versorgung weniger gravierend.

Laut Wiskow arbeiten Menschen in armen Ländern tendenziell mehr als in reichen Ländern und viele sind trotz Arbeit arm. In asiatischen Ländern mit großer Textilbranche müssten die Näherinnen täglich Überstunden machen. Diese extrem langen Arbeitszeiten beeinflussen die Gesundheit und Sicherheit der Menschen. Oft fehlt es an staatlicher Regulierung, die die Bevölkerung schützen würde. Laut ILO haben fast 73 Prozent der Weltbevölkerung keine umfassende soziale Absicherung.

Jens Holz von der DPGG gibt zu bedenken, dass nicht einmal in Deutschland eine Gesundheitsversorgung für alle be­stehe. Diese sei vom Aufenthaltsstatus abhängig. Menschen ohne Papiere werden nach dem Asylbewerberleistungs­gesetz zwar eingeschränkt medizinisch versorgt. Wer keinen legalen Status hat, ist davon jedoch ausgeschlossen. Auch viele Migranten aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten haben laut Holz keinen Zugang zum regulären Gesundheitssystem. Thomas Lampert vom Robert-Koch-Institut spricht sich für eine umfassende gesellschaftliche Strategie aus. Verschiedene politische Ressorts müssten sich in Fragen der globalen Gesundheit abstimmen. Das gäbe es bislang weder in Deutschland noch anderswo. Lea Ferno