Editorial
Harte Zeiten
Drohungen und Morde sind nirgendwo akzeptabel. Es gibt keine funktionierende Demokratie ohne eine funktionierende Presse. Das auszusprechen ist aber leichter, als eine blühende, pluralistische Öffentlichkeit herzustellen. In vielen Entwicklungsländern sprechen Regierungen von Good Governance oder bemühen sich um mehr soziale Gerechtigkeit. Gleichzeitig tun sie sich aber schwer, freie Medien zu akzeptieren, geschweige denn zu fördern.
Unabhängige Medien fordern Transparenz und Rechenschaft von Politikern; sie decken Probleme auf und stoßen Diskussionen in der Bürgerschaft an. Im Internet debattieren Blogger über gesellschaftsrelevante Themen. Machthaber mögen das nicht. Mafiöse Gruppen tun das auch nicht. Entsprechend sind in vielen Ländern Medienschaffende in Gefahr.
Der Artikel 19 der Menschenrechte lautet: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Dieses Recht ist jedoch vielen Menschen unbekannt. Bürger weltweit müssen dazu befähigt werden, Meinungsfreiheit und eine freie Presse einzufordern. Die Medien dürfen im Entwicklungsprozess nicht zu kurz kommen.
In den westlichen Demokratien steht der Journalismus heute jedoch ebenfalls unter Druck. Medienhäuser können zwar frei entscheiden, was sie publizieren, aber ihre Erlöse haben sich dramatisch verschlechtert – und in der Folge leiden auch die Arbeitsbedingungen von Journalisten. Das Publikum ist nicht bereit, im Internet, wo letztlich alle Veröffentlichungen auch erscheinen, für gründlich recherchierte Inhalte zu zahlen. Folglich erodiert der Qualitätsjournalismus. Unterhaltungskanäle dominieren Radio und Fernsehen, und die Presse schränkt ihr Angebot immer weiter ein. Was dies langfristig für die Demokratie in westlichen Ländern bedeutet, ist noch nicht abzusehen. Klar ist, dass die Medien als vierte Gewalt im Staat gebraucht werden. Sie müssen unter anderem Politik und Wirtschaft beobachten und analysieren, um dann die Öffentlichkeit zu informieren und Diskussionen anzustoßen.
Diverse Internetwebsites können solche Funktionen auch übernehmen. User müssen aber glaubwürdige Information von unseriöser Stimmungsmache unterscheiden können. In reichen wie armen Ländern ist also Medienkunde nötig, vor allem in Schulen. Letztlich kommt es auf journalistisches Handwerk an – zum Beispiel darauf, dass Quellen korrekt angegeben werden oder Fakten und Meinung unterschieden werden. Weltweit müssen die Menschen gutes Handwerk erkennen – und wissen, dass es auf Dauer nicht umsonst zu haben ist.