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Childhood

Die historische Vernachlässigung armer Gemeinschaften durch indische Schulen

Mehrere indische Regierungen haben in der Vergangenheit die Bildung armer Bevölkerungsgruppen vernachlässigt. Inzwischen haben die Regierungen der Bundesstaaten jedoch damit begonnen, Schulen einzurichten, in denen in den Sprachen der Ureinwohner*innen unterrichtet wird.
Matheunterricht in einer ländlichen Santal-Vorschule. Paresh Saren Matheunterricht in einer ländlichen Santal-Vorschule.

Mehr als 7 Millionen Menschen in Indien sprechen Santali, wie die Volkszählung von 2011 ergeben hat. Die Santal sind der drittgrößte Adivasi-Stamm in Indien und in sieben Bundesstaaten beheimatet. Adivasi sind die Ureinwohner*innen Indiens. Auch in Bangladesch gibt es eine große Santal-Gemeinschaft.

Stammesangehörige sind in der indischen Gesellschaft oft benachteiligt, wie auch die Volkszählung bestätigte. Sie ergab eine Alphabetisierungsrate der Santals im Bundesstaat Westbengalen von knapp 55 %. Der Gesamtwert lag bei gut 76 % und damit leicht über der nationalen Rate von 73 %.

Auch nach der Unabhängigkeit vernachlässigten die indischen Regierungen oft die Bildung für arme Bevölkerungsgruppen. In den 1990er-Jahren etwa schätzten Expert*innen, dass nur etwa die Hälfte der jungen Generation, die eigentlich zur Schule gehen sollte, dies auch tatsächlich tat. Einige behaupteten sogar, das sei Absicht – weil hochrangige Politiker*innen die Unzufriedenheit der marginalisierten Bevölkerungsgruppen fürchteten, sobald diese verstünden, was sie unten hält.

Die Dinge haben sich jedoch geändert. Gut möglich, dass die Millenniums-Entwicklungsziele der UN eine Rolle spielten. Sie enthielten Zielvorgaben für den Schulbesuch, und verschiedene indische Regierungen schämten sich dafür, wie schlecht ihr Land im internationalen Vergleich abschnitt. Jedenfalls haben sich die Einschulungsquoten für Grund- und weiterführende Schulen für Jungen wie Mädchen verbessert.

Ein wichtiges Gesetz

2009 verabschiedete das indische Parlament das Gesetz zum Recht auf Bildung (Right to Education Act, RTE). Es ist das wichtigste Gesetz im Bildungsbereich in Indien und zielt auf die allgemeine Schulbildung für die Altersgruppe von 6 bis 14 Jahren. Aber auch hier fand die Vorschulbildung nicht genug Beachtung. Im Jahr 2020 wurde in der nationalen Bildungsstrategie anerkannt, dass eine gute frühkindliche Bildung vielen Familien – besonders solchen aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen – nicht zugänglich war.

Die Adivasi-Gemeinschaften sprechen ihre eigenen Sprachen. Insofern sind sie im Bildungsbereich tendenziell besonders benachteiligt. Angeregt durch das RTE-Gesetz haben die Regierungen der Bundesstaaten jedoch damit begonnen, Schulen einzurichten, in denen in Adivasi-Sprachen unterrichtet wird – auch einige für Santali. Sie richten sich an Schüler der Klassen eins bis zwölf. Pädagog*innen weisen darauf hin, dass das sehr wichtig ist, um die Alphabetisierung zu fördern und den Kindern die Regionalsprache richtig beizubringen. Kinder, die sich nicht gut mit ihren Lehrer*innen verständigen können, brechen die Schule mit hoher Wahrscheinlichkeit ab. 

D+C/E+Z