Entwicklung und
Zusammenarbeit

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Entwicklungshilfe

Fortschritte bei der Geberharmonisierung

Der OECD-Entwicklungshilfeausschuss (DAC) rechnet damit, dass die internationale Entwicklungshilfe (ODA) nach dem Anstieg 2004/2005 im vergangenen Jahr wieder zurückgegangen ist und in diesem Jahr weiter sinken wird. Das geht aus dem neuen DAC-Bericht zur Entwicklungszusammenarbeit hervor, den der Ausschuss Ende Februar vorlegte. Die ODA-Zahlen für 2006 werden voraussichtlich Anfang April veröffentlicht.

Das starke Wachstum 2005 auf den Rekordwert von 107 Milliarden Dollar war vor allem auf Schuldenerlasse für Irak und Nigeria zurückzuführen. Weil seitdem keine großen Entschuldungen mehr auf der Tagesordnung standen, wird die offizielle Hilfe entsprechend schrumpfen. Der DAC ist aber optimistisch, dass die Zuflüsse ab 2008 wieder steigen, weil dann die Budgetziele näher rücken, die sich viele Geberländer für das Jahr 2010 gesetzt haben. Um diese Ziele zu erreichen, müssen die im DAC zusammengeschlossenen Geber ihre Entwicklungshilfe in den Jahren 2008 bis 2010 zusammen um 11 Prozent jährlich erhöhen. Die anstehende Auffüllung des Fonds der Weltbank-Tochter International Development Agency, über die seit März verhandelt wird, sei ein guter Test dafür, wie ernst die Geber ihre Versprechen nähmen, heißt es in der vom DAC-Vorsitzenden Richard Manning verfassten Einleitung zu dem Bericht.

Der Bericht geht auch auf die von nichtstaatlichen Organisationen geäußerte Kritik an der ODA-Anrechnung von Schuldenerlassen ein. Bislang wird jede vom so genannten Paris Club der Gläubigerländer beschlossene Entschuldung in voller Höhe als Entwicklungshilfe verbucht – unabhängig davon, ob es sich um öffentliche oder private Darlehen gehandelt hat. Laut dem Bericht sind die Kosten eines Schuldenerlasses für den öffentlichen Sektor aber oft deutlich niedriger als die nominalen Erlasssummen. Die Differenz entsteht beispielsweise durch Selbstbeteiligungen privater Gläubiger an den Verlusten durch geplatzte Kredite. Solche Selbstbeteiligungen ziehen öffentliche Kreditversicherer von den Entschädigungen für private Gläubiger ab. Bei einem anschließenden offiziellen Schuldenerlass jedoch darf das Gläubigerland sich die gesamte Summe als Entwicklungshilfe gutschreiben. Es „wäre möglicherweise angemessener“, die tatsächlichen Kosten der Geber als ODA anzurechnen und nicht die nominalen Buchsummen, bemerkt der Bericht, betont aber, eine solche Neuerung müsste der DAC im Konsens beschließen, weil sonst die Daten einzelner Länder nicht mehr vergleichbar wären.

Der DAC-Bericht fasst außerdem die Ergebnisse einer Studie zusammen, inwieweit Geber- und Empfängerländer die Paris-Deklaration zur Steigerung der Effizienz von Entwicklungshilfe bisher verwirklicht haben. Danach haben viele der 31 untersuchten Empfängerländer zwar mittlerweile Entwicklungsstrategien, an denen die Geber sich orientieren können. Doch häufig mangele es diesen Strategien an klaren, praxisorientierten Prioritäten. Zudem seien die Finanzbehörden in der Mehrzahl der Empfängerländer eher schwach – ein Hindernis für die Geber, das Management der Entwicklungshilfe in die Hände der lokalen Verwaltung zu legen. Allerdings machen viele Geber auch dann keinen Gebrauch von lokalen Behörden, wenn diese vergleichsweise kompetent sind. Zwischen der Qualität lokaler Systeme und der Bereitschaft der Geber, diese zu nutzen, bestehe nur eine sehr schwache Korrelation, stellt der Bericht fest.

Knapp zwei Drittel der für das Untersuchungsjahr 2006 zugesagten Hilfe lieferten die Geber wie angekündigt im Haushaltsjahr des jeweiligen Empfängers; gut zwei Drittel kamen mit Verspätung. Laut Paris-Deklaration soll dieser Anteil bis 2010 hal-biert werden. Fortschritte sieht die Evaluierung bei der Geberharmonisierung: 42 Prozent der 2006 gewährten Hilfe überwiesen die Geber als direkte Budgethilfe (19 Prozent) oder in Form anderer geberübergreifender Programme (23 Prozent) – mit deutlich steigender Tendenz. Auch gebe es einen deutlichen Trend hin zu gemeinsam verfassten Länderanalysen. Dagegen gibt es bei gemeinsamen Missionen noch erheblichen Nachholbedarf: Insgesamt
10 831 Gebermissionen mussten die 31 untersuchten Länder im vergangenen Jahr empfangen; nicht einmal ein Drittel davon führten zwei oder mehr Geber gemeinsam durch. (ell)

Im Internet:

The OECD Development Assistance Committee (DAC) estimates that after rising in 2004/2005, international official development assistance (ODA) fell again last year and will decline further this year. This has emerged from the recent DAC report on development cooperation, which the committee presented at the end of February. The ODA figures for 2006 are expected to be published at the beginning of April.

The strong growth in 2005 to the record high of $107 billion was attributed for the most part to debt relief for Iraq and Nigeria. As there has been no more large-scale debt relief on the agenda since then, official aid will reduce accordingly. The DAC is optimistic, however, that aid flows will increase again from 2008 because then the budget targets that many donor countries have set for the year 2010 will be approaching. In order to achieve these targets, the donors that are members of the DAC will have to jointly increase their development assistance from 2008 to 2010 by 11% per annum. In his introduction to the report, DAC Chair Richard Manning says the upcoming replenishment of the World Bank’s subsidiary International Development Agency, which has been negotiated since March, will be a good test to see how seriously the donors take their promises.

The report also responds to the criticism expressed by non-governmental organisations about debt relief being taken into account as ODA. So far, all debt relief declared by the so-called Paris Club of lending countries are reportable in full as development assistance – regardless of whether it was a public or private loan. According to the report, the costs of debt relief for the public sector, however, are often significantly less than the nominal amounts that are cancelled. The difference arises, for example, through private creditors’ own contribution to carry losses from bounced loans. Public credit-insurers deduct these “own risk” losses from the compensation for private creditors. In the event the debt is subsequently officially forgiven, however, the lending country may credit the entire amount as development assistance. The report notes that it may be more appropriate to report the donor’s actual effort as ODA and not the nominal book values, but emphasises that this new approach would have to be decided by a consensus of the DAC because otherwise it would no longer be possible to compare the data from individual countries.
Furthermore, the DAC report has put together the results of a study to see to what extent donors and recipient countries have implemented the Paris Declaration on Aid Effectiveness to date. According to the report, many of the 31 recipient countries that were surveyed do in fact have development strategies in place, to which the donors can align themselves. Yet frequently these strategies are lacking clear, practically-oriented priorities. In addition, public-finance management in the majority of the recipient countries is rather weak – a hindrance for the donors that want to place the management of development aid into the hands of local governments. At the same time, however, many donors don’t make use of local government agencies even if they are comparatively competent. The report ascertains that there is only a very weak correlation between the quality of local systems and the donors’ willingness to use them.
In 2006, the year of the survey, donors disbursed just under two thirds of pledged aid in the respective recipient’s budget year as announced; over two thirds was paid late. According to the Paris Declaration, this ratio is to be halved by 2010. The evaluation identifies progress in donor harmonisation: donors transferred 42% of the aid granted in 2006 as direct budget support (19%) or in the form of other multi-donor programmes (23%) – with a clear upwards trend. There is also a clear trend towards preparing joint country analyses. But much remains to be done with respect to joint missions: the 31 countries surveyed had to receive a total of 10,831 donor missions in the past year; not even a third of these were implemented jointly by two or more donors. (ell)

On the Internet: