Unternehmen
Risiken minimieren
Zakiya Serguro ist davon überzeugt, dass es in ganz Afrika viele Geschäftsmöglichkeiten gibt – nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für den Mittelstand. Um erfolgreich zu sein, müssen Geschäftsleute aber „ihre Hausaufgaben“ machen, empfiehlt sie. Sie müssten Chancen und Risiken abwägen, meint Zakiya Serguro. Als Leiterin des Johannesburg-Büros der Risikoberatungsagentur Frank Partners ist sie darauf spezialisiert, das Geschäftsumfeld für Unternehmen, Organisationen und Regierungen zu analysieren.
In ihren Augen muss ein Unternehmer die Risiken kennen, um im Wettbewerb zu bestehen. Als die augenscheinlichsten Risiken in Afrika nennt sie:
- politische Instabilität,
- Korruption,
- ausufernde Bürokratie,
- Finanzierung,
- Zahlungsausfall und
- zu hoch angesetzte Preise für das eigene Produkt.
Im Februar veranstaltete der Afrikaverein der deutschen Wirtschaft seine 5. Managing Risk-Konferenz in Frankfurt. Auf der Veranstaltung sagte Frau Serguro über Korruption in Afrika: „Es gibt sie definitiv, aber nicht mehr als anderswo in der Welt.“ Ihrer Ansicht nach liegt der Schlüssel von erfolgreichen Geschäften in Afrika darin, zu verfolgen, wo das Geld hingeht. Kontakte seien dabei entscheidend. Geschäftsleute sollten persönliche Beziehungen in den Ländern aufbauen, in denen sie investieren wollen.
Ausstehende Zahlungen einzufordern könne besonders schwierig sein, sagt sie. Serguro schlägt proaktives Handeln vor: „Wenn Sie Probleme mit Zahlungen haben, sollten Sie Ihre Anwälte dazu bringen, eine Lösung für das Problem zu finden.“ Dafür sei es wieder entscheidend, Partner zu haben, die das Land und seine Kultur sehr gut kennen.
Was Zakiya Serguro in ihrer Liste nicht aufführt, ist das Risiko für westliche Reisende, in Afrika krank oder verletzt zu werden. Viele Geschäftsleute fürchten, dass sie in Afrika im Notfall keine entsprechende Behandlung bekämen. Doch auch dafür gibt es Lösungen: International SOS ist ein Unternehmen, das hauptsächlich Firmen und Geschäftsreisenden Dienstleistungen im medizinischen und im Sicherheitsbereich bietet. International SOS verfügt über Experten vor Ort und bietet Notfallhilfe im Fall schwerer Erkrankungen, Verletzungen durch Unfälle oder Gewaltanwendungen. Das Unternehmen betreibt dazu eigene medizinische Einrichtungen in Regionen mit schlechten Gesundheitssystemen.
International SOS hat eine so genannte Travel Risk Map 2016 erstellt, die die Länder zeigt, die am gefährlichsten bezüglich Reisesicherheit sind und über schlechteste Gesundheitssystem verfügen. Nicht überraschend gehören Libyen, Niger, Burkina Faso, die Zentralafrikanische Republik, Südsudan, Eritrea und Somalia zu den gefährlichsten Ländern Afrikas.
Laut Matthias Lohn von International SOS ist es in Afrika wahrscheinlicher, einen Autounfall zu haben als eine gefährlich Krankheit oder einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen. Schlechte Straßen, unzureichend gewartete Autos und eine unverantwortliche Fahrweise sind dafür die Hauptgründe. Auch Terrorismus, vor dem die meisten Reisenden Angst hätten, sei eine viel geringere Gefahr als Klein- und Straßenkriminalität. Unser Rat, an jeden der Geschäfte in Afrika machen möchte: „Bereite Dich richtig vor!“, erklärt Lohn.
Busani Moyo-Majwabu von der Beratungsagentur Control Risks ist auf Nigeria spezialisiert. Seiner Meinung nach ist das Land immer noch ein Wachstumsmarkt, auch wenn es politische Schwierigkeiten und Sicherheitsrisiken gäbe. Eines der größten Probleme sei die Korruption. Präsident Muhammadu Buhari hat angekündigt diese zu bekämpfen und hat schon einiges gegen korrupte Politiker getan, sagt Moyo-Majwabu. Er findet diese Entwicklung positiv.
Keine dieser Risiken sollte Unternehmen davon abschrecken, in Nigeria oder anders wo in Afrika zu investieren, findet Stephan Liebing, der Vorsitzende des Afrikavereins. Er empfiehlt Risiken zu identifizieren, zu analysieren und eine Lösung dafür zu finden. „Dafür brauchen wir Experten als Partner“, sagt er. Zudem spricht er sich für neue Instrumente zum Risikomanagement aus. Regierungen in Industrieländern könnten mit Risikoversicherungen einspringen, so Liebings Idee: „Der Privatsektor braucht mehr staatliche Unterstützung um Risiken abzufedern.“
Sabine Balk
Links:
Travel Risk Map 2016:
https://www.internationalsos.com/~/media/corporate/files/images/risk-outlook/international-sos-travel-risk-map-2016.pdf?la=en
German-African Business Association:
http://www.afrikaverein.de/en/home/