Finanzierung

„Wirkung ist uns bei jedem Investment wichtig“

Die Vision von GreenTec Capital Partners ist, Unternehmer in Afrika zu fördern, um mehr Wohlstand und Arbeitsplätze zu bekommen. Ziel ist es, deutsche mit afrikanischen Unternehmen zusammenzubringen und deutsche Unternehmen zum Investieren zu ermutigen. GreenTec-Mitbegründer Thomas Festerling freut sich, dass seine Firma bereits viel geschafft hat. Er will aber viele weitere Entrepreneure erreichen.
PowerStove-Fabrik: Das Unternehmen produziert rauchfreie Öfen. PowerStove PowerStove-Fabrik: Das Unternehmen produziert rauchfreie Öfen.

Wie kam es zur Gründung Ihres Unternehmens?
Mein Mitgründer Erick Yong war erfahrener Unternehmer und ich habe erfolgreich in der Finanzbranche gearbeitet. Wir hatten aber beide irgendwann das Gefühl, wir müssten etwas machen, was uns persönlich mehr erfüllt. Da sind wir auf die Idee gekommen, dass wir unsere Erfahrung im Auf- und Ausbau von neuen Unternehmen und in der erfolgreichen Führung eines Unternehmens weitergeben könnten, weil es genau das ist, was vielen jungen Unternehmen in Afrika fehlt. Wir fragen uns immer, was brauchen die Unternehmen? Wir haben 2015 zu zweit angefangen und haben mittlerweile ein Team von rund 30 Leuten, davon zwei Drittel in Deutschland, ein Drittel in Afrika.

Welche Unternehmen unterstützen Sie?
Wir identifizieren und richten uns an kleine Technologieunternehmen, die eine gute Geschäftsidee haben, es aber aus eigener Kraft nicht schaffen, ein bereits gut funktionierendes Unternehmen weiter erfolgreich wachsen zu lassen, weil sie keinen Zugang zu bestimmten Ressourcen haben und Know-how fehlt. Ein gutes Beispiel ist PowerStove in Nigeria. Der Gründer, Okey Esse, erkannte die Notwendigkeit von sicherem und billigem Kochen. Mehr als 90 Prozent der nigerianischen Haushalte verwenden immer noch Holzkohle- und Paraffinöfen und Millionen Menschen sterben an der Rauchvergiftung. Nach seinem Physikstudium entwickelte Okey kleine Öfen, die mit Pellets aus Holz und Ernterückständen betrieben werden und rückstandsfrei und rauchfrei verbrennen. Verschiedene Modelle können sogar zusätzlich Strom erzeugen. In Zusammenarbeit mit GreenTec konnte PowerStove eine zweite Produktionsanlage bauen, eine weitere ist in Simbabwe geplant.

Mit fehlenden Ressourcen meinen Sie vor allem Geld?
Nein, das ist es genau nicht. Wenn Sie mit dem Geld nicht die richtigen Ressourcen erwerben, ist es nutzlos. Es geht darum, die richtige Technologie und die passenden Mitarbeiter für ein Unternehmen zu bekommen. Genau das bieten wir mit unseren Erfahrungen und unserem Know-how an. In Afrika gibt es zum Beispiel sehr wenig Zugang zu IT-Spezialisten, auch gute Finanzchefs (CFOs – Chief Finance Officers) oder Buchhalter (Accountants) fehlen oft.

Unser Ansatz ist es, die richtigen Unternehmen zu finden, die Potenzial haben. Wir unterstützen Unternehmen dabei, sich bereit für Investoren zu machen. Es geht darum, dass wir Unternehmen helfen, eine Stufe weiterzukommen und bestimmte Meilensteine zu erreichen. Wenn das gelingt steigen wir als Gesellschafter ein, das ist quasi unsere Bezahlung. Diesen Ansatz haben wir „Results for Equity“ genannt. Dafür haben wir 2017 den Deutschen Unternehmerpreis für Entwicklung vom BMZ bekommen. Das war ein super Erfolg für uns als sehr junges Unternehmen.

Wie sieht die Arbeit von GreenTec Capital Partners konkret aus?
Wir haben uns auf zwei Säulen gestellt:

  • Investment und

  • Consulting – das machen wir nicht im klassischen Sinn, sondern ich nenne das lieber „Venture-Buildung as a service“. Wir verstehen uns als Impact-Investor, das heißt, Wirkung ist uns bei jedem Investment wichtig. Unsere Stärke ist, richtig gute Entrepreneure mit guten Geschäftsmodellen, die meist Grundbedürfnisse wir Zugang zu Nahrung, Energie oder Wasser erfüllen, zu finden. Das können nicht so viele. Deshalb sind auch schon einige Entwicklungsorganisationen wie die GIZ oder die französische Entwicklungsgesellschaft AFD (Agence Française de Développement) auf uns aufmerksam geworden und haben mit uns Projekte durchgeführt. Das größte Programm bisher war, für die AFD Unternehmen im Digital- und Technologiebereich zur Förderung zu identifizieren. Das Projekt lief zwei Jahre hauptsächlich im frankophonen Afrika. Wir hatten einen siebenstelligen Förderbetrag als Budget. Wir haben rund 150 Unternehmen gefunden, und es sind viele Arbeitsplätze geschaffen worden. Mit der AFD sind wir gerade dabei, ein Nachfolgeprogramm zu entwickeln.

Sie vermitteln auch Unternehmenspartnerschaften – was heißt das?
Wir fokussieren uns auf technische Partnerschaften. Dabei bringen wir deutsche Firmen mit afrikanischen Start-ups zusammen. Ein Beispiel sind e-Bikes in Sambia. Die Technologie wurde in Deutschland entwickelt und an einen Betrieb in Sambia vermittelt, wo sie genutzt wird und weiterentwickelt werden kann. Ganz wichtig sind für uns Partnerschaften auf Augenhöhe.

Gab es auch Misserfolge in Ihrer Arbeit?
Die gab es natürlich, das ist normal. Wir haben in Unternehmen investiert, die sich nicht erfolgreich entwickelt haben. Aber wir haben aus der Vergangenheit viel gelernt. Am Anfang wollten wir in ganz Subsahara-Afrika tätig sein, nun haben wir uns auf derzeit sechs Länder und auf zwei Themen spezialisiert, das Thema Grundbedürfnisse und Technologieplattformen. Das kann sich natürlich auch überschneiden, etwa bei einer Agritechplattform, die Kleinbauern mit den Märkten verbindet.

Woran scheitern Projekte und Partnerschaften?
Das versuchen wir natürlich immer zu analysieren. Wobei dies oft nicht ganz einfach ist, da es große kulturelle Unterschiede zwischen einem deutschen Mittelständler und einem afrikanischen Start-up gibt. Da sind Vermittler wie wir sehr wichtig, die die Erwartungen auf beiden Seiten zusammenbringen. Sonst kann es da viele Missverständnisse geben. Bei Investoren ist es in der Regel so, dass sie Bedenken haben, dass es steuerliche und rechtliche Probleme geben könnte, wenn sie in Afrika investieren. Außerdem haben sie Bedenken, dass die Unternehmen aus Afrika doch nicht ihren Erwartungen entsprechen. Das schreckt viele ab. Dann macht man sein Investment doch lieber in Deutschland oder geht nach Asien, da ist die Lage zumindest gefühlt etwas erforschter.

Was tun Sie, um diese Bedenken zu zerstreuen?
Eine der Initiativen ist ein Investment-Club für „Angel Investoren“. Wir laden europäische Investoren ein, die schon in Afrika investiert haben, um von ihren Erfahrungen zu berichten, um andere durch Ihre Erfahrung in den Entscheidungen zu unterstützen. Das sind sozusagen die „Engel“. Ein Beispiel ist ein Anwalt aus dem Vereinigten Königreich, der schon in mehr als 20 Unternehmen in Afrika investiert hat. Wenn er erzählt, überzeugt das andere mehr, als wenn man nur in der Theorie darüber spricht. Interessant ist auch das Co-Investment. Das wollen wir dieses Jahr vorantreiben. Wir gründen gerade einen Co-Investment-Club, wo unerfahrene Mitglieder zusammen mit erfahrenen Investoren gemeinsam in afrikanische Unternehmen investieren können. Wir informieren die Clubmitglieder, wer schon wie viel in welches Unternehmen investiert hat, und fragen, ob sie noch mit einsteigen wollen. Das gibt den neuen Investoren ein Sicherheitsgefühl, wenn sie sehen, wer schon alles mit dabei ist. Vorteil ist auch, dass die ganze Vertragsgestaltung bereits vorhanden ist und nicht neu aufgesetzt werden muss.

Sie sagen, es ist besonders schwer, kleinere und mittelständische deutsche Unternehmen als Afrika-Investoren zu gewinnen. Wie können Sie sie überzeugen?
Neben sogenannten Leuchtturmprojekten, also besonders erfolgreichen Start-ups, ist es sehr wichtig, das Thema mehr in die Öffentlichkeit und in die Medien zu bringen. Außerdem organisieren wir Events, zum Beispiel Workshops oder Investorenreisen mit 10 bis 20 Personen nach Afrika. Das war natürlich jetzt mit Covid nicht möglich. Aber wir planen dieses Jahr einen Trip nach Ghana und Ruanda. Das sind unglaublich interessante Erlebnisse und Erfahrungen. Wenn wir ein Tech-Unternehmen oder ein Start-up besuchen, ist das etwas ganz anderes wie eine Urlaubsreise an den Strand oder eine Safari. Die potenziellen Investoren sehen dann selbst, wie weit und smart die Leute in Afrika sind.

Ihr Name ist „GreenTech“ – gibt es bestimmte Kriterien, mit welchen Firmen Sie zusammenarbeiten?
Ja, wir orientieren uns an den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs – Sustainable Development Goals). Wir konzentrieren uns auf vier SDGs, die man messen kann: keine Armut, weniger Ungleichheit, Wirtschaftswachstum und Klimaschutz. Wir wollen unsere Erfolge messen. Wir haben auch eine Liste mit Unternehmen und Branchen, mit denen wir keine Geschäfte machen, weil sie nicht nachhaltig wirtschaften, Kinderarbeit oder Spielsucht fördern oder klimaschädlich sind. Wir hatten eine Anfrage einer Tabakfirma, aber die haben wir abgelehnt, obwohl es sehr lukrativ gewesen wäre. Aber da stehen wir nicht dahinter.


Thomas Festerling ist Chief Finance Officer und Mitgründer von GreenTec Capital Partners.
t.festerling@greentec-capital.com