Vorsorge

Strategische Vorteile der Arbeitgeber

Nichtübertragbare Krankheiten töten jährlich 40 Millionen Menschen, und zu 80 Prozent lebten die Opfer zuvor in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen. Maßnahmen am Arbeitsplatz wirken vorbeugend, wie die NCD Alliance und die Novartis Stiftung in einer aktuellen Publikation ausführen.
Übergewicht betrifft heute doppelt so viele Menschen wie Unterernährung: Markthändlerinnen in Nicaragua. Ton Koene/Lineair Übergewicht betrifft heute doppelt so viele Menschen wie Unterernährung: Markthändlerinnen in Nicaragua.

Rauchen, überzogener Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel sind Faktoren, die das Risiko der wichtigsten nicht übertragbaren Krankheiten erhöhen. Zu diesen gehören Herz-Kreislauf- und Atemwegs-Erkrankungen ebenso wie Krebs, Diabetes und psychische Probleme. Das persönliche Verhalten wirkt sich auf die Gesundheit aus.

Ein aktueller Appell fordert Arbeitgeber in Entwicklungs- uns Schwellenländern auf, ihre Mitarbeiter auf gesunde Lebensweisen hinzuweisen. Der Appell stammt von der NCD Alliance (Noncommunicable Diseases Alliance), einem Verband nationaler und internationaler zivilgesellschaftlicher Organisationen, in Zusammenarbeit mit der Novartis-Stiftung. Das Dokument weist darauf hin, dass die Eindämmung chronischer Erkrankungen die Produktivität steigert. Es sei schon hilfreich, der Belegschaft Obst und Gemüse anzubieten oder in kurzen Arbeitspausen Gymnastikübungen durchzuführen.

Laut NCD Alliance laufen bei zwei Drittel aller multinationalen Konzerne Gesundheitsprogramme. Zugleich werde mit solchen Mitteln nur für neun Prozent der Weltbevölkerung am Arbeitsplatz etwas getan. In Schwellen- und Entwicklungsländern sei die Quote noch niedriger, und in Afrika betrage sie nur ein Prozent.

Aus Sicht der NCD Alliance muss mehr geschehen. Selbst für informelle Unternehmen gebe es sinnvolle Konzepte. Die Autoren loben ein Programm der ILO (International Labour Organization) namens WISE (Work Improvement in Small Enterprises). WISE laufe in mehr als 20 Ländern mit einem partizipatorischen Ansatz, der sich an Klein- und Kleinstunternehmer richte. WISE beuge nicht spezifischen Krankheiten vor, sondern diene dazu die Gesundheitssituation eines Unternehmens insgesamt zu verbessern.

Dem Appell zufolge kreisen die meisten Gesundheitsprogramme in Firmen in Entwicklungs- und Schwellenländern um HIV/Aids und Tuberkulose. Allerdings würden Arbeitgeber zunehmend auf die Bedeutung von nicht übertragbaren Krankheiten aufmerksam. Zu den sieben aus Unternehmersicht wichtigsten Gesundheitsthemen gehörten mittlerweile psychische Störungen, Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wie es in dem Papier weiter heißt, sind ganzheitliche Konzepte wichtig. Familien und örtliche Gemeinschaften sollten angesprochen werden, denn letztlich beträfen chronische Krankheiten die ganze Gesellschaft. Arbeitgeber hätten aber eine strategisch besonders günstige Position, um für gesunde Lebensstile zu werben, weil Mitarbeiter viel Zeit im Unternehmen verbrächten und von der Firmenkultur beeinflusst würden. Das Engagement von staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen findet die NCD Alliance ebenfalls wertvoll.

Die Autoren stellen klar, dass nichtübertragbare Krankheiten keine Wohlstandsprobleme sind, sondern eine schnell wachsende Last darstellen. Heute hätten 1,9 Milliarden Menschen weltweit Übergewicht – also doppelt so viele, wie an Unterernährung leiden. Den Daten zufolge haben bis zu 30 Prozent der Afrikaner Bluthochdruck mit der Folge einer größeren Wahrscheinlichkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Die NCD Allianz warnt, nichtübertragbare Krankheiten führten nach langen Leidenszeiten häufig vorzeitig zum Tod und verschärften Probleme von Armut und Ausgrenzung. Sie fordert, Geberregierungen sollten diesem Thema mehr Aufmerksamkeit widmen.


Links

ILO: WISE (Work Improvement in Small Enterprises).
http://www.ilo.org/travail/whatwedo/projects/WCMS_119287/lang--en/index.htm

NCD Alliance und Novartis Foundation: Tackling noncommunicable diseases in workplace settings in low- and middle-income countries.
https://ncdalliance.org/sites/default/files/resource_files/Tackling%20noncommunicable%20diseases%20in%20workplace%20settings%20in%20LMICs_WEB.pdf

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.