Brandbekämpfung

Aus Daten die richtigen Schlüsse ziehen

Die Ursachen für die gewaltigen Waldbrände in Lateinamerika sind vielfältig, darunter der Klimawandel und Brandrodung für die Landwirtschaft. Der Katastrophenexperte Michel De L’Herbe fordert, dass sich betroffene Länder besser auf die Feuersbrünste vorbereiten und stärker kooperieren.
Von Waldbrand zerstörte Wohngegend in Viña del Mar, Chile, im Februar. picture-alliance/ASSOCIATED PRESS/Esteban Felix Von Waldbrand zerstörte Wohngegend in Viña del Mar, Chile, im Februar.

Die Waldbrände in Lateinamerika werden offenbar von Jahr zu Jahr zerstörerischer und lebensbedrohlicher. Woran scheitern wir bei der angemessenen Bekämpfung?

In Lateinamerika haben wir den Klimawandel sehr stark diskutiert und analysiert, aber es mangelt an Entscheidungen, welche politischen Maßnahmen daraus folgen sollten, insbesondere bei der Anpassung. Zum Beispiel sind in Chile seit 2014 nur ein Prozent der Brände für mehr als 80 Prozent der zerstörten Fläche verantwortlich. Diese Feuer gehen in der Regel mit hohen Temperaturen einher und stellen die Logistik des gesamten Landes auf die Probe. Vor dem Hintergrund der uns vorliegenden Informationen und unserer Erfahrungen sollten wir uns auf diese geringe Anzahl von Bränden mit hoher Zerstörungskraft vorbereiten. Wir sind damit aber im Rückstand. Die Vorbereitung auf dieses eine Prozent erfordert eine Änderung der Logistik der Brandbekämpfung und die Fähigkeit, rechtzeitig und energisch reagieren zu können.

Sehen Sie weitere Gemeinsamkeiten auf lateinamerikanischer Ebene?

Eine Gemeinsamkeit ist, dass wir aus Daten nicht konsequent Schlüsse ziehen. Wir wissen, dass es den Klimawandel gibt, aber das hat nicht dazu geführt, dass wir uns besser vorbereitet hätten, auch nicht auf kommunaler Ebene. Wir müssen dazu übergehen, mehr Menschen auszubilden, die eng mit den lokalen Regierungen verbunden sind.

Inwieweit fehlt es an einer koordinierten Reaktion auf gemeinsame Schwierigkeiten?

Es wäre nicht fair, uns mit der nördlichen Hemisphäre zu vergleichen, denn die Länder dort verfügen international über die beste Logistik. In Lateinamerika mangelt es daran noch. In Chile beispielsweise können Brände noch nicht in der Nacht aus der Luft bekämpft werden, was bedeutet, dass sich die Brände nachts weiter ausbreiten. An der Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten, Kanadas oder der Europäischen Union können wir uns dennoch ein Beispiel nehmen. So etwas gibt es hier in dieser Form noch nicht. Wir müssen die horizontale Zusammenarbeit – also unter gleichberechtigten Partnern auf derselben politischen Ebene – verstärken und dabei insbesondere an Länder denken, die Protagonisten eines globalen Problems sind, wie das bei Brasilien und Bolivien mit den Auswirkungen auf das Amazonasgebiet der Fall ist.

Michel De L’Herbe ist Experte für Notfall­manage­ment und Spezialist für das Bekämpfen von Großbränden. Er leitet die Beratungsfirma Emergency Management MGMT.
michel@mgmt.cl

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