Indien
Brutale Spaltung
Adithyanath schätzt die antiislamischen Sprüche von US-Präsident Donald Trump und fordert, Indien solle Reisen aus und nach mehrheitlich muslimischen Ländern einschränken. Seine Haltung ist auf brutale Weise spalterisch, denn von den 200 Millionen Einwohnern Uttar Pradeshs gehören rund 40 Millionen dem Islam an. Bei den Landtagswahlen im Frühjahr stellte seine Partei, die BJP, dennoch keinen einzigen muslimischen Kandidaten auf. Sie stellt nun 312 von 403 Landtagsabgeordneten, obwohl sie nur rund 40 Prozent der Stimmen bekam. Ihre Leute lagen in vielen Wahlkreisen vorne.
Nach Amtsantritt im März lancierte Adityanath sofort ein Programm gegen Metzgerläden, die meist von Muslimen betrieben werden. Hindus werfen ihnen vor, sie verkauften Rindfleisch. Adityanath wies die Polizei zudem an, junge muslimische Männer vom Flirt mit jungen hinduistischen Frauen abzuhalten. Seiner Propaganda zufolge werden letztere nämlich systematisch zur Konversion verführt.
Adityanath ist für fundamentalistischen Extremismus bekannt. Eine Jugendorganisation, die er gegründet hat, fiel mehrfach durch Gewalt auf. Als Teenager nahm er selbst an der Bewegung teil, die den Bau eines Tempels an der Stelle der Babri Moschee in Ayodhya im Osten von Uttar Pradesh forderte. Als 1992 Fanatiker die Moschee abrissen, brachen in ganz Indien Krawalle aus, bei denen mindestens 2000 Menschen getötet wurden. Die meisten waren Muslime. Als Reaktion darauf gab es Anti-Hindu-Krawalle in Pakistan und Bangladesch.
Primer Modi spricht gern von „Entwicklung für alle“. Die Berufung Adityanaths in Uttar Pradesh zeigt aber, dass ihm klar ist, dass Identitätspolitik von anhaltenden Problemen wie Armut, schlechter Infrastruktur und massenhafter Chancenlosigkeit ablenken kann.